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Von der Chefköchin zur First Lady: Die Frau an der Seite von Israels Premier

JERUSALEM, 15.06.2021 (DK) – Auf den Titelseiten der israelischen Zeitungen prangen überall Bilder von einem Mann: Israels neuem Premierminister Naftali Bennett. Wer weiter blättert findet meist auf den Folgeseiten auch ein Photo von Bennets Familie. Bennetts Frau Gilat und ihre vier Kinder lächeln breit in die Kamera. Auch das Leben der Familie wird sich durch die neue Position ihres Vaters als Regierungschef von Grund auf ändern. Gerade für die Frau des Ministerpräsidenten zählen plötzlich unzählige Stelldicheins und offizielle Visiten zur neuen Verantwortung. Auch eine First Lady hat immensen Einfluss auf das Image eines Landes. Wer versteckt sich also hinter der Person Gilat Bennett, die sich bislang eher im Schatten gehalten hat? 

Die heute 44-Jährige Gilat traf Naftali Bennett als dieser gerade noch sein Jurastudium an der Hebräischen Universität in Jerusalem absolvierte. Obwohl Gilat aus einem säkularen Haus kam, entschied sie sich, für ihren Mann einen traditionell jüdischen Lebensstil anzunehmen. Im Hause Bennett wird koscher gegessen und der Schabbat gehalten. Doch an ein Leben daheim dachte Gilat nicht: Nachdem Bennett mit einem Start-Up Millionen gemacht hatte, zog das Paar nach Manhattan, wo Gilat eine Karriere als Chefköchin und Konditorin verfolgte. Zurück in Israel, entschloss sich die junge Mutter ihren Karrierepfad noch einmal zu ändern. Heute arbeitet Gilat hauptsächlich als Erziehungsberaterin.

Die First Lady auf Kriegsfuß mit der Netanjahu-Familie

Obwohl Gilat sich in der Medienwelt nicht in den Vordergrund drängt, hält sie mit ihrer Meinung dennoch nicht immer hinterm Berg. In den vergangenen Jahren machte Bennetts Lebensgefährtin zweimal Schlagzeilen. Beide Male war eine Kritik an der Netanjahu Familie der Auslöser. 2019 kritisierte Gilat Israels ehemaligen Ministerpräsidenten dafür, in seinen Verhandlungen mit der Hamas nicht konsequent genug zu sein. Sie steht, wie auch ihr Mann, politisch weiter rechts als Netanjahu. Während der Corona-Pandemie leistete sich die 44-Jährige einen weiteren Affront. Mit der Härte der Regelungen führe Netanjahu das Land in einen „wirtschaftlichen Holocaust“ , so Gilat in den sozialen Medien. 

Die persönliche Fehde mit den Netanjahus, trotz Bennetts Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Ministerpräsident, reicht allerdings noch weiter zurück. Im Jahr 2016 soll die einstige First Lady, Sara Netanjahu, eine Hetzkampagne gegen die Frau des politischen Rivalen losgetreten haben. Bilder von Gilat in eng anliegender Kleidung wurden ausgegraben und zudem das Gerücht verbreitet, Gilat habe in einem nicht-koscheren Restaurant gearbeitet. Dies sollte Naftali Bennett um religiöse Wählerstimmen bringen. 

Die Bennett-Familie bezieht nicht die Jerusalemer Ministerpräsidenten-Residenz 

Sara Netanjahu stand während ihrer Zeit als First Lady immer wieder im Mittelpunkt des medialen Interesses. Ob Gilat es ihrer Vorgängerin nachtut oder sich aus den Staatsaffären tendenziell herausnimmt, wird die Zeit zeigen. Eines steht jedoch schon fest: Die Bennett-Familie wird vorerst nicht die, für den Premierminister reservierte Residenz in Jerusalem beziehen sondern vorerst in Raanana, nahe Tel Aviv, wohnen bleiben, da dort die vier Kinder zur Schule gehen. 

Bild: Naftali Bennett und seine Frau Gilat auf dem Weg zu den Wahlen. Quelle: Yossi Zeliger/Flash90

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