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Palästinenser lehnen israelische Lieferung von 100.000 Corona-Impfdosen ab

JERUSALEM, 20.06.2021 (DK) – Mit einer Lieferung von einer Millionen Impfdosen will die israelische Regierung der Palästinensischen Autonomiebehörde unter die Arme greifen. Um die Eindämmung der Pandemie auch in den palästinensischen Gebieten voranzutreiben, schlug Pfizer einen Tauschhandel zwischen den beiden Parteien vor. Israel sollte dieselbe Ladung an Dosen im Herbst diesen Jahres von Ramallah zurück erhalten. Doch dann der große Schock: Die palästinensische Führung sandte die erste Lieferung von 100.000 Dosen wieder Richtung Jerusalem zurück. Auf den sozialen Medien hatte die Nachricht die Runde gemacht, dass das Verfallsdatum der Dosen Ende Juni und Juli datiert sei. Bereits in der Ankündigung des Vertrags hatte Premierminister Naftali Bennett auf diese Tatsache offen hingewiesen. Die Impfdosen sollten nicht vergeudet werden. Ramallah scheint sich jedoch dem medialen Druck zu beugen, obwohl im sogenannten Westjordanland von 3 Millionen Bewohnern insgesamt erst vierhunderttausend geimpft worden sind. 

Israel hat weltweit einer der erfolgreichsten Impfkampagnen im eigenen Land durchgeführt. Rund 85 Prozent der Erwachsenenbevölkerung haben zwei Impfdosen gegen COVID-19 erhalten. Da der Bedarf im Israel vorerst gedeckt ist, sollte nun auch den Nachbarn geholfen werden. Dies wurde bereits unter der alten Regierung beschlossen. Das Regierungsbündnis unter der Führung von Bennett war bereit den Plan in die Tat umzusetzen. Nitzan Horowitz, der neue Gesundheitsminister, erklärte auf Twitter: „Das Coronavirus kennt keine Grenzen oder Unterschiede zwischen den Völkern“. Er fügte hinzu: „Dieser wichtige Schritt zum Austausch von Impfstoffen liegt in unserem Interesse.  Ich hoffe, dass dieser Schritt zu einer weiteren Zusammenarbeit zwischen Israel und unseren palästinensischen Nachbarn in anderen Bereichen führen wird.“

Palästinenserführung gerät medial unter Druck

Von Anfang an hatte das Kabinett in Ramallah vermieden, den Vertrag wie ein Abkommen mit Israel aussehen zu lassen. Die palästinensische Gesundheitsministerin Mai al-Kaila betonte, der Vertrag sei mit Pfizer und nicht dem jüdischen Staat unterzeichnet worden. Dennoch kursierten auf den sozialen Medien Gerüchte, das Kabinett unter Präsident Abbas lasse unbrauchbare Impfdosen einliefern. Al-Kaila wurde angewiesen, den Deal abzusagen. Da die Ansage zu Beginn des Ruhetages Shabbat erfolgte, äußerte sich Isrel erst am Samstagabend zu der überraschenden Kehrtwende. Das Gesundheitsministerium in Jerusalem erklärte, die Impfdosen seien „in jeder Hinsicht identisch mit den Impfstoffen, die derzeit an israelische Bürger verabreicht werden“.

Hamas überholt Abbas Fatah-Partei in Umfragen 

Die von der Fatah-Partei geleitete Autonomiebehörde hat jüngst stark an Beliebtheit in der palästinensischen Öffentlichkeit eingebüßt. Laut einer Umfrage des palästinensischen Zentrums für Politik und Umfragenforschung betrachten 77 Prozent der Palästinenser die Hamas als den Sieger der jüngsten Auseinandersetzung mit Israel. Inzwischen sprechen sich 53 Prozent für eine von der Terrororganisation geführte Autonomiebehörde im sogenannten Westjordanland aus. Die Fatah-Fraktion, mit Mahmoud Abbas an der Spitze, kann es sich demnach nicht leisten, dass ihr in der Öffentlichkeit eine billige Kooperation mit Israel vorgeworfen wird – selbst wenn es sich dabei um den Schutz der eigenen Landsleute gegen das Coronavirus handelt.

Bild: Palästinensisches Krankenhauspersonal erhält die erste Impfung gegen das Coronavirus mit Pfizer-BioNTech. Quelle: Wisam Hashlamoun/FLASH90

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