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Israel reagiert mit humanitärem Angebot auf Hilferuf aus dem Libanon

JERUSALEM, 07.07.2021 (DK) – Mit düsterer Miene und eindringlichen Ton hat Libanons geschäftsführender Regierungschef Hassan Diab bei einem Treffen mit Botschaftern in Beirut an die Weltgemeinschaft appelliert. Sein Land sei nur wenige Tage von einer sozialen Explosion entfernt und stehe kurz vor „Tod und Untergang“, so Diab. Ausgerechnet der Staat, der aufgrund ausbleibender diplomatischer Beziehung nicht bei dem Treffen stellvertretend anwesend war, hat auf den Hilferuf reagiert. „Als Israeli, als Jude und als Mensch tut mir das Herz weh, wenn ich die Bilder von Menschen sehe, die auf den Straßen des Libanon hungern“, erklärte Israels Verteidigungsminister Benny Gantz und sicherte dem Nachbarland humanitäre Hilfe zu. Da die beiden Länder sich jedoch offiziell im Kriegszustand befinden, hat der Libanon in der Vergangenheit immer wieder die Angebote des jüdischen Staates abgelehnt. 

Über die Hälfte der Libanesen leben in Armut 

Es ist eine wirtschaftliche Krise wie sie der Libanon seit 1850 nicht mehr erlebt hat. Treibstoff, Medikamente und Elektrizität gelten in dem Land am Mittelmeer inzwischen als Mangelware. Täglich kommt es zu sozialen Unruhen in den Großstädten. Die Menschen müssen mit rund fünf Stunden Strom am Tag zurecht kommen. Schon seit Jahren steckt der Staat tief in einer Finanzkrise, doch seit der tragischen Explosion in Beirut hat sich die Lage noch einmal drastisch verschärft. Aufgrund des Desasters kündigte die Regierung in Beirut vergangenen August ihren Rücktritt an. Seitdem steckt sie jedoch in einer politischen Sackgasse, da kein neues Bündnis zustande kommt. Nur ein strukturierter, politischer Wiederaufbau könnte jedoch die Talfahrt der Landeswährung stoppen. Inzwischen hat der libanesische Lira 90 Prozent seines Wertes eingebüßt und über die Hälfte der Libanesen leben in Armut. 

In der Vergangenheit ging der Libanon nicht auf israelische Hilfsangebote ein

Israel hatte bereits vergangenen Sommer dem Nachbarn seine helfende Hand ausgestreckt. Bei der Explosion eines ungesicherten Lagers für Ammoniumnitrat kamen 190 Menschen ums Leben und Tausende wurden verletzt. Zudem verloren rund 300.000 Menschen ihr Obdach. Die Regierung, die aufgrund ihres Wissens um die ungesicherte Lage für mitschuldig befunden wurde, machte bei ihrem aktuellen Hilferuf ein Zugeständnis: „Ich rufe dazu auf, das libanesische Volk nicht für die Vergehen der Korrupten bezahlen zu lassen“, so Diab. Ob die Politik allerdings auch bereit ist politische Differenzen mit dem jüdischen Nachbarstaat zum Wohl der Bevölkerung beizulegen, bleibt unklar. Selbst nach der Katastrophe im vergangenen Jahr war Beirut nicht auf das Angebot Jerusalems eingegangen. 

Israels Hilfsangebote werden jeweils über Mitarbeiter der Vereinten Nationen an den Libanon übermittelt. Offiziell bestehen zwischen den beiden Ländern keine diplomatischen Beziehungen. Das schlechte Verhältnis ist maßgeblich der Terrororganisation Hisbollah zuzuschreiben, die einen starken Einfluss auf die libanesische Innenpolitik ausübt. Die Miliz wird von Israels Erzfeind Iran unterstützt. Derzeit versucht die Hisbollah auch Hilfsgelder des Mullah-Regimes für ihr Land zu sichern. Allerdings steckt die islamische Republik selbst in einer Wirtschaftskrise. Auch andere Länder halten sich mit den Hilfsangeboten derzeit noch zurück. Europäische Staaten bestehen darauf, dass ein Regierungswechsel vollzogen wird, bevor die Finanzmittel fließen. Israel will dagegen seinerseits auch andere Länder zum Handeln bewegen. Gantz erklärte: „Israel hat dem Libanon in der Vergangenheit Hilfe angeboten und auch heute sind wir bereit zu handeln und andere Länder zu ermutigen, dem Libanon eine helfende Hand zu reichen, damit er wieder aufblüht und die Krise bewältigen kann.“ 

Bild: Generalstabschef Aviv Kochavi und Verteidigungsminister Benny Gantz bei einer Gedenkfeier für die gefallenen Soldaten im Libanonkrieg. Gantz kündigte bei der Zeremonie Israels Hilfsangebot für den Libanon an. Quelle: Basel Awidat/Flash90

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