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Palästinensische Zwillingsbrüder bauen Boeing 707 in Restaurant um

NABLUS, 19.07.2021 (NH) – Seit über zwei Jahrzehnten arbeiten Ata und Khamis al-Sairafi gemeinsam an ihrem Traum. Die 60-jährigen, palästinensischen Zwillingsbrüder verwandeln eine alte Boeing 707, die sie im Jahr 1999 in Israel kauften, in einen Gourmettempel. Statt mit ihrem Privatflieger andere Länder zu bereisen, wollen sie ihre Kunden in einen kulinarischen Himmel abheben lassen.

70.000 Kilo Boeing auf den Straßen Israels

Die beiden palästinensischen Brüder arbeiteten vor zwanzig Jahren beide als Schrotthändler, als sie von einem ausrangierten Passagierflugzeug aus den 80er-Jahren erfuhren, das im Norden Israels zum Verkauf stand. Die Brüder konnten das 84.685 Euro teuere motorlose Flugzeug kurz daraufhin ihr eigen nennen. Doch der Transport der riesigen Maschine von Israel ins sogenannte Westjordanland erwies sich als kostspielig. In einer 13-Stündigen Aktion, die den Brüdern fast 17.000 Euro kostete, arrangierten israelische und palästinensische Koordinatoren gemeinsam die Verfrachtung der Boeing nach Nablus.

Selbst das Fernsehen berichtete damals, wie israelische Sicherheitskräfte intervenierten, damit das Flugzeug zunächst ohne Flügel auf einem riesigen Abschleppwagen zu seinem jetzigen Standort gerollt werden konnte. Die Tragflächen des Jets wurden im Nachhinein wieder angebaut.

Intifada und Corona-Chaos lassen Restauranteröffnung platzen

Das Ziel der unternehmungslustigen Brüder war, das Flugzeug in ein originelles Restaurant umzubauen. Die Neueröffnung der Sensation war zunächst für das Jahr 2000 geplant. Doch der Ausbruch der zweiten palästinensischen Intifada machte den Geschäftsmännern einen Strich durch die Rechnung. Die damaligen Ereignisse in den palästinensischen Gebieten behinderten die Fertigstellung des Projekts.

Vor zwei Jahren nahmen die Geschwister die Weiterarbeit an ihrem lange verzögerten Projekt ein weiteres Mal in Angriff, doch diesmal versetzte die Pandemie den beiden einen weiteren Rückschlag. Dazu kommt, dass das Projekt vor einer weiteren ökologischen Herausforderung steht. Das Flugzeug befindet sich auf einem Grundstück neben einer Müllsortierstation. Die Zwillinge versuchen, die örtlichen Behörden derzeit davon zu überzeugen, die Station an einen anderen Platz zu verlegen.

Fast Food, Shisha-Café und Hochzeiten

Der Jet, der bis zu 190 Passagiere befördern konnte, bekam ein modernes Makeover: Boden, Wände und Decken wurden mit Parkett verkleidet und Klimaanlagen eingebaut. In den kommenden Tagen sollen Tische und Stühle hinzukommen, so dass die ersten Gäste des Flugzeug-Restaurants abheben dürfen. Da die muslimischen Brüder in den kommenden Tagen islamische Opferfest, Eid al-Adha, begehen, bleibt keine Vorbereitungszeit für Sterne-Gerichte. Von daher werden den ersten Besuchern Fastfood-Snacks und Wasserpfeifen gereicht. In naher Zukunft sind auch Hochzeiten in dem außergewöhnlichen Lokal geplant. Der Name des Restaurants im steht jedoch schon mal fest: „Das palästinensisch-jordanische Airline Restaurant und Café: al-Sairafi Nablus“.

Titelbild: Die palästinensischen Geschäftsmänner Ata und Khamis al- Sairafi restaurieren ihre Boeing und verwandeln sie in ein modernes Restaurant. Foto: Nasser Ishtayeh / Flash90

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