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Immer mehr muslimische Soldaten schließen sich der israelischen Armee an

JERUSALEM, 21.07.2021 (DK) – Es ist eine von Israels unbekannten Seiten: In der Armee des Staates dienen auch Soldaten, die ethnischen und religiösen Minderheiten angehören. Muslime sind unter ihnen allerdings nur sehr selten zu finden. Jetzt hat das israelische Militär bekannt gegeben, dass im vergangenen Jahr ein starker Anstieg des Anteils muslimischer Soldaten verzeichnet wurde. Im Jahr 2020 meldeten sich 606 junge Moslems zum Dienst. Im Jahr zuvor waren es im Vergleich nur 489 gewesen. Die Armee hält dies für einen langfristigen Trend, der durch Kampagnen vor allem unter den Beduinen des Landes aktiv unterstützt wird. Denn neben den zusätzlichen gewonnenen Streitkräften, können in der Armee mit ihren bunt zusammengewürfelten Truppen kulturübergreifende Brücken geschlagen werden. 

Für einen arabischen Israeli, ob Christ oder Moslem, ist die Entscheidung sich der Armee anzuschließen keine einfache. Die jungen Männer sind oft massivem Druck in der Palästinensischen Gesellschaft ausgesetzt. Manchmal wird ihnen sogar mit Verfolgung gedroht. Solche, die sich trotzdem entscheiden den Schritt zu tun, halten ihren Dienst oftmals geheim. Wenn der öffentliche Druck allerdings drastisch ansteigt, wie etwa während Israels jüngster Militäroperation im Gazastreifen diesen Mai, bitten viele Soldaten um eine frühzeitige Entlassung. Im Jahr 2019 lag die Ausstiegsrate noch bei 30%. Seit hochrangige Militärs sich allerdings persönlich der Probleme ihrer muslimischen Soldaten annehmen, sank die Rate auf 23%. 

Armee bemüht sich um Rekruten unter der Beduinen-Bevölkerung 

Den Anstieg in der Anzahl muslimischer Soldaten schreibt die Armee ihren Bemühungen zu, junge Beduinen zu rekrutieren. Die Männer werden persönlich zu einer Vorstellung am nächstgelegenen Armeestützpunkt eingeladen. Dabei werden sie oft den Kampfeinheiten zugewiesen, in denen der Dienst mit erheblichen finanziellen und gesellschaftlichen Vorteilen einhergeht. Beispielsweise wird den Soldaten nach Entlassung ein Großteil des Studiums gezahlt und eine finanzielle Starthilfe für Familiengründung oder Reisen gestellt. Auch Karrierechancen verbessern sich durch den Beitritt in eine Kampfeinheit. Die Armee gewinnt im Gegenzug Soldaten die der arabischen Sprache mächtig sind und Israel Bürger, die sich dem Staat verbunden fühlen. 

Im September wollen die Armee und das Verteidigungsministerium ihre Kampagne zum Rekrutieren von Beduinen noch einmal ausweiten. Rund 10.000 Einladungsbriefe sollen diesjährig verschickt werden. Beduinen-Reservisten werden hinzugezogen, um die Anstrengungen zu verdoppeln, neue Soldaten zu gewinnen. 

Minderheiten sind von der Wehrpflicht in Israel ausgenommen 

Grundsätzlich gilt in Israel für Männer rund drei Jahre und für Frauen rund zwei Jahre Wehrpflicht. Doch die Minderheiten des Landes, wie etwa Muslime, Christen und Tscherkessen, sind von dieser Pflicht befreit, da sich viele von ihnen nicht mit dem Staat Israel identifizieren. Doch das ändert sich langsam – gerade unter Christen und Drusen bekennen sich nicht wenige solidarisch mit dem Staat Israel. 

Bild: Israelische Soldaten nahe der Gaza-Grenze im Mai diesen Jahres. Quelle: Yonatan Sindel/Flash90

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