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Die Kluft im Volk wächst – orthodoxer Reserveoffizier wird in öffentlichem Bus angegriffen

JERUSALEM, 21.06.2023 (NH) – Die Kluft innerhalb des jüdischen Volkes scheint weiter zu wachsen. Neben den wöchentlichen Justizreform-Demonstrationen spalten Protestmärsche durch orthodoxe Städte das Land. Durch den Mainstream angeheizte Vorurteile gegen bestimmte Bevölkerungsschichten boomen wie noch nie zuvor. Wenn sich zwischen gewisse Klischeevorstellungen jedoch Antisemitismus mischt, brodelt der israelische Kochtopf über. In einem Linienbus war ein orthodoxer junger Mann jetzt einem “routinemäßigen” Diskriminierungsangriff ausgesetzt. Der ausschlaggebende Punkt für den hasserfüllten Angriff war allein das äußere Erscheinungsbild des jüdischen Mannes: seine Kippa.

Hass auf Orthodoxe

Fast jede Bevölkerungsschicht in Israel hat mit stereotypen Voreingenommenheiten zu kämpfen. Basiert die Ignoranz jedoch auf antisemitischen Bewegungsgründen, ist der Aufschrei nach einer solchen Attacke groß. In einem Bus in der zentralisraelischen Stadt Hod HaSharon wurde ein orthodoxer Mann nur wegen seiner Kleidung und Kopfbedeckung von einem weiblichen Fahrgast attackiert. Israel Hirsch wurde mit dem Vorurteil konfrontiert, nicht wie andere Männer in seinem Alter im israelischen Militärdienst zu dienen. Hirsch, der zufällig als Offizier im Rang eines Hauptmannes im Reservedienst in einer hochanerkannten Kampfeinheit agiert, filmte die Belästigung. Selbst nachdem er der Angreiferin erklärte, in welcher Armee-Einheit er dient, ließ die Frau nicht von ihm ab. Anstelle sich für ihre Behauptung zu entschuldigen, fuhr sie mit ihren Demütigungen fort. Allein die Tatsache, dass seine schwarze Kippa, sein weißes Hemd und seine Schläfenlöckchen von einem orthodoxen Lebensstil zeugen, entfachte in seinem Gegenüber eine Welle der Ignoranz und des Hasses. Die Passagierin verglich die ultraorthodoxe Gemeinschaft mit einer Sekte und betitelte den Reserveoffizier als “sexuell krank” und einen “Perversen”. Auf Unterstützung von anderen Fahrgästen hoffte man vergeblich.

Israel Hirsch in Uniform. Trotz seines Armeedienstes und seinem Offiziersrang wurde er allein aufgrund seines orthodoxen Äußeren gedemütigt. Foto: Privat

Politiker verurteilen verbale Attacke

Die antisemitische Attacke ging in den sozialen Medien schnell viral und bahnte sich ihren Weg in alle Nachrichtensendungen. Neben dem Shas-Vorsitzenden Aryeh Deri, verurteilte auch der Minister für Bau- und Wohnungsbau, Yitzhak Goldknopf (Vorsitzender des Thora-Judentums), die Verleumdung. Der Knesset-Sprecher Amir Ohana aus der Likudpartei bestärkte seine Parlamentskollegen und lud den orthodoxen Offizier als Ehrengast in die Knesset ein: “Israel Hirsch, das Volk Israel schätzt, umarmt und liebt dich. Der Antisemitismus, den Du erlebt hast, hat in keinem Land der Welt Platz, geschweige denn in der nationalen Heimat des jüdischen Volkes, dem Staat Israel.”

Kurze Zeit später meldete sich auch die Angreiferin mit einer mehr oder weniger ernst gemeinten Entschuldigung zu Wort. Weiter erklärte sie, unter manischen Depressionen zu leiden. Ob Rassismus mit einer psychischen Krankheit entschuldigt werden kann, liegt im Auge des Betrachters.

Titelbild: Israel Hirsch dient als Reserveoffizier in einer Kampfeinheit. Dennoch wurde er jetzt Opfer einer antisemitischen Attacke. Foto: Video Screenshot, Hadas Parush/Flash90

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