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Gleichsetzung von Thorastudium und Armeedienst?

JERUSALEM 26.07.2023 (LS) – Die ultraorthodoxe Partei Vereinigtes Thora-Judentum (UTJ) hat ein Grundgesetz vorgeschlagen, das die Befreiung von Studenten jüdischer Bibelschulen (Jeschiwot) vom Militärdienst der israelischen Armee (IDF) gesetzlich verankern soll.

Die erste Klausel des Gesetzentwurfs „Grundgesetz: Thorastudium“ besagt: “Das Thorastudium ist ein höchster Wert im Erbe des jüdischen Volkes.”

In der zweiten Klausel heißt es: “Der Staat Israel als jüdischer Staat betrachtet die Förderung des Thorastudiums und der Thorastudenten als äußerst wichtig, und im Hinblick auf ihre Rechte und Pflichten sollten diejenigen, die sich dem Thorastudium über einen längeren Zeitraum widmen, als diejenigen angesehen werden, die dem Staat Israel und dem jüdischen Volk einen bedeutenden Dienst erwiesen haben.”

Befreiung vom Armeedienst

Mit dem Gesetzentwurf will die Partei verhindern, dass der Oberste Gerichtshof in Zukunft ein neues Wehrpflichtgesetz aus verfassungsrechtlichen Gründen für ungültig erklärt, das ultrorthodoxe Männer vom Wehrdienst befreit.

Die ultrorthodoxe Gesellschaft hält den Armeedienst in spiritueller Hinsicht für sehr gefährlich. Sie fürchten, der Einfluss der säkularen Offiziere, Kollegen und Kameraden werde einen negativen Einfluss haben.

Leider ist die Angst nicht unbegründet, denn religiösen Soldaten wurde in der Vergangenheit die Einhaltung von Geboten oft schwergemacht. Auch heute noch sehen sich religiöse Soldaten mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert.

Zusätzlich gab es in den vergangenen Jahren häufig Beschwerden seitens säkularer Israelis, es gebe zu viele nationalreligiöse Offiziere. Die Armee werde ihrer Meinung nach zu religiös. Einerseits beschweren sich säkulare Israelis also darüber, dass ultraorthodoxe Juden nicht in der IDF dienen. Andererseits wollen sie auch keine zu religiöse Armee. Die logische Schlussfolgerung aus diesem Widerspruch ist aus Sicht der ultraorthodoxen Juden, dass die Armee es sich zum Ziel gesetzt hat, religiöse Juden in der Armee zu „säkularisieren“.

Kritiker des Gesetzesvorschlags argumentieren, es gehe der Thora-Partei nur darum, dass ihre Anhänger vom Wehrdienst verschont bleiben. Thora-Studien seien nicht gleichwertig mit einem lebensgefährlichen Dienst zur Verteidigung des Landes.

Sehr schlechtes Timing

Die UTJ-Partei hat diesen Gesetzentwurf unverständlicherweise nur einen Tag, nachdem die Regierung einen kleinen, aber äußerst schweren Schritt zur Reform des Justizwesens getan hat, vorgestellt. Darüber schüttelt nicht nur die Opposition ungläubig den Kopf.

Sogar Shas, die zweite ultraorthodoxe Partei, die das sephardische Judentum repräsentiert, war von diesem Vorschlag schockiert, der ohne Absprache eingebracht wurde. “Unglücklicherweise hat derjenige, der dies zum jetzigen Zeitpunkt, inmitten einer zivilen Krise und einer schweren Spaltung der Nation, veröffentlicht hat, die Sache sabotiert und zu einer schweren Aufwiegelung gegen Jeschiwa-Studenten geführt,” erklärte ein Parteimitglied von Shas.

Benjamin Netanjahus Likud-Partei distanzierte sich am Dienstag von dem Vorschlag: “Grundgesetz: Thorastudium steht nicht zur Debatte und wird nicht weiterverfolgt”, heißt es in einer Stellungnahme des Likud.

Titelbild: Soldaten des Neztah Yehuda Bataillons beim Gebet. Die ultraorthodoxe Brigade (Nahal Haredi) wurde 1999 gegründet. Religiöse Juden fordern mehr religiöse Einheiten, um die jüdischen Gebote richtig einhalten zu können. Foto: Abir Sultan/Flash90

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