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Oppositionsführer Netanjahu verhandelt hinter Bennetts Rücken über dritte Impfung

JERUSALEM, 22.07.2021 (NH) – Oppositionsführer Benjamin Netanjahu hat ohne Wissen des amtierenden Premierministers Naftali Bennett mit den Vorstandsvorsitzenden von Pfizer und Moderna über die aktuelle Impfsituation gesprochen. Nach Angaben von Mitgliedern seiner Likud-Partei holte Netanjahu auch Expertenmeinungen ein. Der frühere Regierungschef zeigte sich äußerst besorgt über das Tempo der Impfstoff-Versorgung, angesichts der raschen Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus in Israel. „Ohne einen dritten Impfstoff gibt es keinen wirksamen Weg, Leben zu retten und die Wirtschaft weiter geöffnet zu halten“, erklärte Netanjahu in einem Video, das er in sozialen Netzwerken veröffentlichte. Den Quellen aus den Likudreihen zufolge kam der ehemalige Regierungschef zu der Schlussfolgerung, dass Israel sofort Millionen von Impfdosen bestellen und umgehend mit einer dritten Impfkampagne beginnen muss.

Netanjahu mischt sich in Verhandlungen ein

Zudem veröffentlichte Netanjahu am Mittwochabend ein Video, in dem er erklärte, dass er in den vergangenen Tagen mehrfach mit Pfizer-Geschäftsführer Albert Bourla beratschlagt habe. „Ich habe mit Bourla und anderen Experten gesprochen und bin zu dem Entschluss gekommen, dass die amtierende Regierung sich sofort darum bemühen muss, den dritten Impfstoff nach Israel zu bringen“, unterstrich Netanjahu in dem Video. „Die dritte Impfung soll nicht 200.000 Menschen verabreicht werden, sondern zwei Millionen. Nur so kann die Bevölkerung geschützt werden. Jeder Tag, der vergeht, gefährdet die Gesundheit und das Leben israelischer Bürger“, argumentierte Netanjahu, der derzeit weder ein offizielles Amt inne hat noch Mitglied des Ausschusses zur Bewältigung der Coronakrise ist. Die Bemerkungen des ehemaligen Regierungschefs scheinen die Bemühungen Bennetts, der sich in ständigem Kontakt mit dem Pfizer-Chef befindet, zu untergraben.

Erwachsene werden mit Moderna geimpft

Ein Abgeordneter aus den Parteireihen Netanjahus, Miki Zohar, lobte den Oppositionsführer und erklärte: „Während die jetzige Regierung im Stehen schläft, arbeiteten der Likud und Netanjahu für die Gesundheit der israelischen Bürger.“

Unterdessen teilte das israelische Gesundheitsministerium mit, dass vom 1. August an auch der Moderna-Impfstoff allen israelischen Bürgern über 18 Jahren verabreicht werden kann. Jugendliche bekommen weiterhin nur den Pfizer-Impfstoff. Dies liegt daran, dass die FDA, die US-amerikanische Behörde für Lebens- und Arzneimittel, die Impfung von Kindern mit Moderna bis dato noch nicht genehmigt hat.

Titelbild: Netanjahu agiert über den Kopf des amtierenden Ministerpräsidenten hinweg. Foto: Olivier Fitoussi/Flash90

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