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Israelische Armee ermöglicht Autisten regulären Militärdienst

JERUSALEM, 30.07.2021 (TPS) – Die israelische Armee (IDF) will einen besonderen Beitrag zur Integration von Menschen mit Handicaps leisten. Sie hat angekündigt, künftig Autisten zu ermöglichen, ihren Militärdienst abzuleisten. Sie werden in regulären Einheiten dienen und wie jeder andere Israeli die Grundausbildung durchlaufen. Danach werden sie in den Bereichen Cybersicherheit, Softwaretests, Systementwicklung, Netzwerkmanagement, in der Marine und sogar in der legendären Einheit 8200 eingesetzt, die die Geheimnisse der IDF schützt.

Probleme mit emotionalen Signalen

Menschen mit Autismus können soziale und emotionale Signale nur schwer einschätzen und haben ebenso Schwierigkeiten, diese auszusenden. Die Reaktionen auf Gefühle anderer Menschen oder die Anpassung an soziale Situationen sind selten angemessen. Die Besonderheiten im Verhalten sind charakterisiert durch eingeschränkte, sich wiederholende und stereotype Verhaltensmuster. Alltägliche Aufgaben werden starr und routiniert ausgeführt. Betroffene haben große Schwierigkeiten mit der Wahrnehmung und der Verarbeitung von Umwelt- und Sinnesreizen. Sehr schnell können sie in Situationen kommen, in denen die Sinneseindrücke sie überlasten. Viele Fälle von Autismus sind zu schwerwiegend, um die Person in die Gesellschaft zu integrieren. Bei anderen ist die Störung jedoch auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Sie sind in ihren persönlichen Fachgebieten hoch begabt.

Heute gibt es 53 israelische Soldaten, Matrosen und Flieger, bei denen offiziell diagnostiziert wurde, dass sie zum autistischen Spektrum gehören. Die IDF hofft, dass in den nächsten Jahren bis zu 500 neue Rekruten pro Jahr aus diesem Bereich kommen.

Führungskräfte speziell geschult

Die Offiziere und Unteroffiziere, die die Grundausbildung dieser besonderen Rekruten leiten werden, haben dafür selbst eine Zusatzausbildung absolviert. Und speziell ausgebildete Soldaten, die bereits innerhalb der IDF arbeiten – das sind sozusagen die internen Sozialarbeiter des israelischen Militärs – wurden beauftragt, den Dienst der Autisten zu überwachen, indem sie von Zeit zu Zeit bei ihnen vorbeischauen.

Die autistischen Militärangehörigen sollen nach Abschluss der Grundausbildung die gleichen Spezialausbildungskurse durchlaufen wie alle IDF-Soldaten. In ihren aktiven Einheiten werden sie zusammen mit Kameradinnen und Kameraden dienen, die sie bereits während der Ausbildung kennengelernt haben. Die wurden im Voraus über ihre Einschränkungen und ihre besonderen Bedürfnisse informiert.

Bisher konnten bereits gehörlose und blinde Israelis, sogar Rollstuhlfahrer, in Israel Militärdienst leisten. Dies ist wichtig in einem Land, in dem der Dienst in der IDF ein Teil der nationalen Kultur ist.

Foto: Die Armee genießt in Israel hohes Ansehen. Da es eine Wehrpflicht für Männer und Frauen gibt, hat fast jede jüdische Familie im Land mit der IDF zu tun. Bild: Kobi Richter / TPS

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