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Tod eines israelischen Grenzpolizisten löst nationale Welle der Bestürzung aus

JERUSALEM, 09.09.2021 (NH) – Der Tod eines Grenzpolizisten am Grenzzaun zum Gazastreifen hat die israelische Bevölkerung erschüttert. Der Vorfall schlägt bis heute hohe Wellen. Regierungschef Naftali Bennett steht ebenso in der Kritik wie die Polizei- und die Armeeführung.

Schuss in den Kopf

Barel Shmueli (21) war direkt an der Grenze, als es passierte.  Ein vermummter Palästinenser nutzte die Krawalle und schaffte es, durch eine Öffnung in der Betonschutzmauer dem Grenzpolizisten mit einer Pistole in den Kopf zu schießen. Shmueli wurde in das Soroka-Krankenhaus gebracht, wo die Ärzte in einer achtstündigen Kopf- und Augenoperation um sein Leben kämpften.

Ein Auge konnte nach den Angaben der Mutter des Grenzpolizisten gerettet werden. Barels Kameraden und Freunde wichen nicht von seiner Seite. In Schlafsäcken übernachteten sie auf den Rasenflächen vor dem Krankenhaus oder auf den Bänken neben der Intensivstation. Ein ganzes Land vereinte sich im Gebet für das Leben des Schwerverletzten. Doch nach neun Tagen erlag Barel Shmueli seinen schweren Verletzungen.

Kritik an Regierung und Armee

Die Familie Shmueli kritisierte die israelischen Sicherheitskräfte und die Regierung sowohl für ihre Kommunikation mit der Familie als auch für schwerwiegende taktische Fehler. Ein bei dem Vorfall anwesender Soldat erzählte dem israelischen Radiosender Galatz, dass die Soldaten keine Erlaubnis zum Schießen erhielten, obwohl das Feuer die palästinensischen Randalierer vom Grenzzaun vertrieben hätte: „Wir waren 11 Soldaten gegen 500 Gazaner.”

Am Ende der siebentägigen Trauerzeit nannte Barels Mutter, Nitza Shmueli, Premierminister Naftali Bennett einen Verräter und beschuldigte ihn, „den Staat Israel ermordet zu haben“. Die hinterbliebenen Eltern erklärten, sie hätten auch jegliches Vertrauen in die israelischen Sicherheitskräfte verloren, die ihre Soldaten wie Lämmer zur Schlachtbank führe. Die schweren Vorwürfe der trauernden Eltern wurden von verschiedenen Knesset-Abgeordneten als gewalttätig und hetzend empfunden. Doch wird in Israel hinterbliebenen Eltern nicht widersprochen, sodass Israels Ministerpräsident und hochrangige Armeeführer die Anschuldigungen schweigend hinnahmen.

Bild: Bar Shmueli, ein ganzes Land vereinte sich im Gebet um den schwer verletzten Grenzpolizisten. Nach neun Tagen erlag er seinen schweren Verletzungen. Quelle: Grenzpolizei

Videos der Ermordung schockieren das Land

Fotos und Videos des blutigen Vorfalls am Grenzzaun wurden schnell von der Hamas-Terrorgruppe online verbreitet und schlugen auf sozialen Netzwerken hohe Wellen. Die Wut und der Schmerz über den Tod des jungen Grenzpolizisten wurde zu einer politischen Kampagne und Kontroverse, die Bennetts Kopf forderte. Bei Demonstrationen in Tel Aviv riefen einige Demonstranten dazu auf, den Regierungschef zu ermorden. Die Rufe sollen von Likud-Anhängern stammen, die sich bis heute nicht mit der Entthronung des ehemaligen Premierministers Netanjahu abfinden können. Die Demonstranten stellen den amtierenden Premierminister als eine Katastrophe für die israelische Sicherheit dar, obwohl auch sein Vorgänger Netanjahu während seiner 12-jährigen Amtszeit keine diplomatische oder militärische Lösung für den Konflikt mit Gaza finden konnte. Bennett gab keine öffentlichen Kommentare zu den Begebenheiten ab.

Doch auch die israelische Armee geriet unter schweren Beschuss. Die Vorfälle untergraben die Hierarchie und Motivation innerhalb der Streitkräfte und schaden der Beziehungen zur israelischen Zivilbevölkerung. Kampfsoldaten wurden in den sozialen Medien dazu aufgerufen, die Befehle ihrer Kommandeure nicht zu befolgen und sich den Einsatzregeln, wie sie von Generalstab diktiert werden, zu widersetzen.

Das israelische Volk ist tief mit seinen Kämpfern verbunden und weigert sich, den Tod eines Grenzpolizisten aufgrund eines Fehlers oder Missgeschicks zu akzeptieren. Polizei und  Armee versicherten, den tragischen Vorfall weiter gründlich zu untersuchen und daraus Konsequenzen zu ziehen.

Titelbild: Hunderte palästinensische Randalierer wüteten am Gaza-Grenzzaun. Durch eine Lücke in der Betonmauer wurde Barel Shmueli in den Kopf geschossen. Foto: Abed Rahim Khatib/Flash90

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