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Sechsjähriger Seilbahnüberlebender entführt – Der Kampf um den kleinen Eitan

JERUSALEM, 14.09.2021 (NH) – Der Fall des israelischen Waisenkindes Eitan Biran hält die ganze Welt in Atem. Das Kleinkind ist der einzige Überlebende eines Gondelunglücks in Italien im vergangenen Mai. Jetzt erhält der Kampf um das Sorgerecht um den Jungen eine dramatische Wendung. Der verzweifelte Großvater mütterlicherseits, Shmulik Peleg, soll den 6-Jährigen entführt und mit einem Privatjet nach Israel geschmuggelt haben. Er ließ am späten Nachmittag jedoch nur verlauten „Eitan ist endlich zu Hause“.

Eitan überlebte als Einziger grausames Seilbahnunglück

Das Gondelunglück ereignete sich am 23. Mai auf dem Gipfel des Monte Mottarone oberhalb des Lago Maggiore. Die Touristenattraktion war wegen der Coronapandemie lange Zeit geschlossen und öffnete erst im April diesen Jahres. Gegen Mittag des 23. Mai bestiegen 15 Personen die Gondel, darunter Eitans Mutter Tal (27), sein Vater Amit (30), sein Bruder Tom (2) und die Urgroßeltern Izzy Cohen (81) und Barbara Koninsky-Cohen (71). Nach einem 20-minütigen Aufstieg riss das dicke Metallseil. In diesem Augenblick hätte das Notbremssystem greifen müssen. Doch bisherigen Ermittlungen zufolge waren diese vorsätzlich außer Kraft gesetzt worden. Die Gondel stürzte aus 40 Metern Höhe zu Boden. Eitan überlebte den Unfall mit schweren Kopf – und Gliedmaßenverletzungen. Er wurde in ein Krankenhaus in Turin gebracht, wo er sich innerhalb weniger Tage schnell erholte.

Sorgerechtsstreit über zwei Kontinente

Doch die schreckliche Tragödie, die ganz Israel erschütterte und drei Familiengenerationen auslöschte, entfachte einen Sorgerechtsstreit. Eine tiefe Kluft öffnete sich zwischen den beiden Seiten. Die Familie des verstorbenen Vaters Amit möchte, dass Eitan in Italien bleibt, wo er mit seinen Eltern in den vergangenen Jahren gelebt hat. Die Familienmitglieder von Tal, der ums Leben gekommenen Mutter glauben jedoch, dass es der Wunsch seiner Eltern gewesen wäre, Eitan in Israel großzuziehen. Tatsächlich soll die junge Familie geplant haben, im kommenden Jahr zurück nach Israel zu migrieren. Die vierköpfige Familie habe bereits eine Wohnung in Ramat HaSharon gekauft.

Nach der Tragödie habe die Schwester des verstorbenen Vaters Amit, Aya Biran, den hinterbliebenen Familienmitgliedern mütterlicherseits angeboten, zwischenzeitlich die gesetzliche Vormundschaft für den kleinen Eitan zu übernehmen. Da Aya Biran, nicht nur Ärztin, sondern auch der italienischen Sprache mächtig ist, stimmten die hinterbliebenen Großeltern Shmulik und Eti ein. Doch italienischen Gesetzen zufolge wird eine temporäre Vormundschaft zu einer Permanenten, sollte binnen von 10 Tagen keine Berufung eingelegt werden. Familie Peleg stieß bei Aya Biran auf taube Ohren. Eitan bleibe für immer in Italien.

Verdacht auf Fall der schweren Entführung

Die Polizei der Stadt italienischen Pavia hat inzwischen eine Untersuchung gegen Shmulik Peleg, den Großvater von Eitan, wegen des Verdachts der „schweren Entführung“ eingeleitet. So berichtete am Montag die italienische Zeitung „La Repubblica“. Auch die internationale Haager Konvention befasse sich mit dem Fall.

Die italienische Website „Corriere della sera“ veröffentlichte unterdessen den Fluchtweg von Italien nach Israel. Demnach soll der israelische Großvater den kleinen Jungen am Samstag um 11:30 abgeholt um mit seinem Enkel einen schönen Tag zu verbringen. Die beiden fuhren mit dem Auto des Großvaters nach Norden, überquerten die Schweizer Grenze und bestiegen in Lugano einen Privatflug der die beiden nach Tel Aviv brachte. Berichten zufolge war der Großvater in Besitz von Eitans israelischem Pass und konnte so mit dem Kind problemlos die Grenze überqueren .

Eitans Großmutter Eti Peleg erklärte dem israelischen Radiosender 103FM, dass in diesem konkreten Fall nicht von einer Entführung gesprochen werden kann. „Eitan ging es schlecht, er war in einer schlechten Verfassung“, erklärte die Großmutter. Sie fügte hinzu, dass das Kind immer wieder gesagt habe, dass er nach Israel zurückkehren möchte. „Er wurde in meinem Haus geboren und er ist hier aufgewachsen“, so Eti Peleg.

Titelbild: Der 5-jährige Eitan und seine Familie, die bei der Seilbahnkatastrophe in Italien ums Leben kam. Foto: Privat

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