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Gericht entscheidet über Schicksal des kleinen Eitan Biran

TEL AVIV, 26.10.2021 (DK) – Die Tragödie im mutmaßlichen Entführungsfall Eitan Birans nimmt kein Ende. Erst verlor der sechsjährige Junge israelischer Herkunft bei einem Seilbahnunglück am Lago Maggiore seine Eltern und seinen kleinen Bruder und nun ist er einem erbitterten Rechtsstreit zwischen den beiden Seiten seiner Familie ausgesetzt. Seit seinem ersten Lebensjahr lebte Eitan mit seiner israelischen Familie in Italien. Während die in Pavia ansässige Familie seines Vaters das Sorgerecht nach dem Unfall am Pfingstsonntag an sich riss, argumentieren die Großeltern mütterlicherseits, dass es der Wunsch der verstorbenen Eltern gewesen sei, den Jungen in Israel großzuziehen. Ein Familiengericht in Tel Aviv hat entschieden, dass Eitan sich bei seiner italienischen Familie wohler fühlt und nach Pavia zurückkehren soll. 

Großvater entführt Eitan nach Israel

Im September kamen die ersten Details der Entführung ans Licht, die an einen ausgeklügelten Krimi erinnerten: Großvater Shmuel Peleg reiste nach Italien, scheinbar, um etwas Zeit mit seinem Enkel zu verbringen. Als der Junge am Abend nicht von dem angekündigten Tagesausflug zurückkehrte, wandte sich seine Tante Aya Biran-Nirko an die Polizei. Es stellte sich heraus, dass Peleg mit seinem Enkel über die Grenze in die Schweiz gefahren war und ihn von dort mit einem Flieger nach Tel Aviv brachte. Da die Tante offiziell das Sorgerecht trägt, wurde der Fall als eine Entführung eingestuft. Peleg wandte sich allerdings mit den Worten, Eitan sei nun endlich daheim, an die Öffentlichkeit. Der italienischen Seite der Familie warf er vor, die israelisch-jüdische Identität des Jungen zu ignorieren. Das Gericht sieht das allerdings anders. Peleg muss umgerechnet 19.000 Euro Strafe zahlen. 

Der Streit um Sorgerecht ist noch nicht beigelegt 

Der Fall ist kompliziert. Auf der einen Seite gibt es keine Anzeichen dafür, dass Eitans Eltern in naher Zukunft nach Israel zurückzukehren gedachten. Auf der anderen Seite war der Vater, Amit Biran, zunächst nur für die Länge seines Medizinstudiums ins Ausland gezogen – langfristig, so Peleg, wollten beide Eltern in Israel leben. Da Eitan seine Tante und deren Familie mit zwei Kindern im selben Alter besser kannte, entschied das Gericht, dass es das beste für das Kind sei, vorerst in Italien großgezogen zu werden. Eine endgültige Entscheidung über das Sorgerecht ist allerdings noch nicht gefallen.

Das Schicksal des kleinen Eitan hält ganz Israel in Bann. Sowohl Peleg als auch seine Frau waren immer wieder im Zentrum des israelischen Medieninteresses. Peleg engagierte sogar den bekannten Kommunikationsstrategen Ronen Tzur, der in der Vergangenheit als Berater von Verteidigungsminister Benny Gantz tätig war. Doch Biran-Nirko stand dem israelischen Verwandten in nichts nach. Sie stellte den Präsidenten der israelischen Anwaltskammer, Avi Himi, ein. Der Fall wird in einem Gericht in Italien weiter geführt.

Bild: Shmuel Peleg, der Großvater von Eitan Biran, auf dem Weg zur Anhörung vor einem Familiengericht in Tel Aviv. Quelle: Avshalom Sassoni/Flash90

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