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Schon vor 2000 Jahren zogen zum Laubhüttenfest Pilgerströme ins prachtvolle Jerusalem

JERUSALEM, 24.09.2021 (TM) – Jerusalem war vor 2000 Jahren eine beeindruckende Stadt. Der Tempel war eines der prächtigsten Gebäude der damaligen Zeit, das bei Pilgern einen tiefen Eindruck hinterließ. Zum Laubhüttenfest strömten Menschenmassen aus dem ganzen Land in die Hauptstadt. Archäologische Funde brachten jetzt interessante Einzelheiten aus der Zeit vor der Zerstörung des jüdischen Heiligtums ans Tageslicht.

Archäologische Ausgrabungen haben das Tor entdeckt, durch das die Pilger damals die Stadt betraten. „Sie reinigten sich im Teich Siloah und gingen dann direkt zum Tempelberg hinauf, durch eine gestufte Straße, von der man bisher annahm, dass sie zur Zeit von König Herodes gebaut wurde“, erläuterte Dr. Guy Stiebel von der Universität Tel Aviv in einem Interview mit der Zeitung Jerusalem Post: „Jetzt wissen wir, dass dieses Bauprojekt tatsächlich unter dem judäischen Gouverneur Pontius Pilatus durchgeführt wurde. Trotz seines schlechten Rufs in den Augen der Christen baute er einige der beeindruckendsten Monumente in Jerusalem.“

Das Gebot für Juden, während der Feste Pessach, Schawuot und Sukkot nach Jerusalem zu gehen, steht in der Thora. Im ersten Jahrhundert berichtete der römisch-jüdische Historiker Titus Flavius Josephus, dass Millionen von Menschen an der Pilgerfahrt teilnahmen und Zehntausende von Opfern zum heiligen Tempel brachten. Die Route war so konzipiert, dass die Menschen einen „Wow-Effekt“ erlebten, wenn sie den Tempel sahen, ähnlich wie heute beim Anblick einer majestätischen Kathedrale. 

Damals eine reiche Metropole

Jerusalem war damals keineswegs eine unbedeutende Kleinstadt, wie Forscher noch vor wenigen Jahren behaupteten. „Was wir entdeckt haben, ist ein Reichtum, den wir uns vorher nicht vorstellen konnten“, unterstrich Prof. Yuval Gadot, Leiter der Abteilung für Archäologie und Kulturen des Alten Orients an der Universität Tel Aviv. Bergungsgrabungen, die in Vorbereitung auf neue Bauprojekte in den Jerusalemer Stadtteilen Arnona und Armon Hanatziv durchgeführt wurden, haben Überreste monumentaler Gebäude freigelegt. Sie deuten darauf hin, dass Jerusalem lange Zeit ein wichtiges Zentrum innerhalb der assyrisch dominierten Region war.

„Zur Zeit des Herodes war der Tempelberg als einer der größten religiösen Komplexe der römischen Welt bekannt“, machte Dr. Yonatan Adler von der Universität Ariel deutlich.

Rund 1000 Ritualbäder entdeckt

Der Siloah-Teich war nur eines von vielen öffentlichen Ritualbädern (Mikwaot), die unterwegs oder in der Nähe des Tempelbergs entdeckt wurden. „Nach meiner Bilanz haben wir rund 1.000 Mikwaot im Land gefunden, und eine große Zahl – etwa 200 – in Jerusalem oder Umgebung“, erläuterte Adler. „Wir müssen bedenken, dass sich Juden nicht nur für eine Pilgerfahrt, sondern auch in ihrem täglichen Leben reinigen mussten. Wir haben jedoch einige öffentliche Ritualbäder entdeckt, die an der Straße nach Jerusalem stehen, die mit keiner Siedlung oder landwirtschaftlichen Einrichtung verbunden sind. Es ist anzunehmen, dass sie von Pilgern auf dem Weg in die Stadt genutzt wurden.“

Feststrauß auf Münzen der Rebellen 

Von den alten Laubhütten, die die Juden damals zum Fest errichteten, blieben keine Überreste. Aber dennoch liefert die Archäologie wichtige Beweise für die zentrale Bedeutung des Sukkot-Festes. Dabei geht es um den Strauß, den gläubige Juden zum Fest in alle Himmelsrichtungen schwenken. Er besteht aus vier Arten: Palmenzweige (Lulav), Myrtenzweige (Hadassim), Zweige der Bachweide (Arawot) und eine Zitrusfrucht (Etrog). „Die vier Arten sind auf Münzen abgebildet, die von den Rebellen gegen die Römer während des ersten jüdischen Aufstands geprägt wurden“, erklärte Professor Adler. Auf Artefakten, die ein Symbol für Freiheit und Unabhängigkeit gegen die Römer waren, erscheinen eine Palme mit einigen belaubten Zweigen – wahrscheinlich die Weiden und die Myrte – und ein oder zwei Zitrusfrüchte. „Es ist vernünftig anzunehmen, dass die Rebellen die vier Arten als Symbol betrachteten, das jeder erkennen würde“, so der Professor.

Das Laubhüttenfest prägt das Leben der Juden in Israel seit mehr als 2000 Jahren, und es wird bis heute gefeiert.

Bild: Jüdische Männer beten während des Laubhüttenfestes mit ihren Feststräußen an der Kotel. Vor 2000 Jahren bot sich vermutlich ein ganz ähnliches Bild. Foto: Arie Leib Abrams/Flash90

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