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Die Freude an der Heiligen Schrift: Juden begehen Simchat Tora

JERUSALEM, 28.09.2021 (DK) – Zum Laubhüttenfest haben gläubige Juden überall in Israel kleine überdachte Stände aufgebaut. Aus den Lautsprechern dröhnt laute Musik und manchmal beginnen die Umstehenden zu tanzen. Auch am letzten Tag des einwöchigen Festes herrscht auf den Straßen gute Laune, bis am Abend eine Sirene durch die Gassen der Stadt hallt. Es ist das Ende des Laubhüttenfestes und der Beginn des Feiertages Simchat Tora, zu deutsch Freude an der Tora. Die Lautsprechermusik wird von fröhlichen Gesängen in den Synagogen abgelöst. Wer einen Blick durch die offenen Türen der Bethäuser wirft, sieht Juden mit Schriftrollen durch die Synagogen tanzen. 

Bild: Ein Rabbi holt die Tora-Schriftrollen zu Beginn von Simchat Tora aus dem Schrein. Quelle: David Cohen/Flash90

An Simchat Tora schließt sich der liturgische Kreis 

Unter der Tora versteht man die fünf Bücher Mose. In den Schriften wird von der Entstehung der Menschheit, des jüdischen Volkes, seinem Auszug aus Ägypten und den zehn Gebote berichtet. Juden feiern die Gesetze ebenso wie die biblischen Geschichten, da sie als ein Geschenk Gottes an sein Volk gelten. Im Judentum ist die Tora von besonders großer Bedeutung: Sie wird jedes Jahr in den Synagogen einmal ganz von Anfang bis zum Ende verlesen. 

Tänze, Festmahlzeiten und Süßigkeiten 

Simchat Tora schließt den Kreis von einem liturgischen Jahr zum Nächsten. Zunächst wird der letzte Teil der Tora am Vorabend des Festtages vorgelesen. Es gilt als besondere Ehre für ein Gemeindemitglied, das ausgesucht wird, mit dieser Aufgabe betraut zu werden. Den Vorleser dieser Passage nennt man Bräutigam der Tora. Anschließend werden die ersten Verse im Buch Genesis vorgetragen. Den Vorleser der berühmten Worte „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ (Gen 1,1) nennt man den Bräutigam des Anfangs. So wird symbolisiert, dass das Studium der Tora kein Ende hat. Auch die Kinder haben an diesem Tag viel worauf sie sich freuen können. Neben den ausgelassenen Tänzen und den Festmahlzeiten, werden während den Prozessionen jede Menge Süßigkeiten verteilt. 

Bild: Toraschüler tanzen ausgelassen an Simchat Tora. Quelle: Yaakov Naumi/Flash90

Anders als das Laubhüttenfest hat Simchat Tora keinen biblischen Ursprung. Während des Mittelalters entwickelten sich Bräuche über die Jahrhunderte hinweg, bis sich Simchat Tora als eigenständiger Feiertag etablierte. Heute wird er in allen jüdischen Strömungen mit leichten traditionellen Abweichungen gefeiert. 

Bild: Jüdische Männer tanzen mit Schriftrollen an der Klagemauer an Simchat Tora. Quelle: Yonatan Sindel/Flash90

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