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Simchat Thora – der ewige Kreislauf der Thora

JERUSALEM 06.10.2023 (LS) – Das Fest Simchat Thora beginnt heute, am Abend des 6. Oktober, und endet in Israel am Abend des folgenden Tages. In diesem Jahr fällt der Feiertag auf den Schabbat. In der Diaspora (außerhalb von Israel) hingegen werden alle jüdischen Feiertage zwei Tage gefeiert und hier heißt der erste Tag Schmini Atzeret und der zweite Tag Simchat Thora.

An diesem Feiertag beenden Juden ihre wöchentliche Lesung der Thora (Fünf Bücher Mose) und beginnen den neuen Zyklus mit dem ersten Wochenabschnitt und den Worten „Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.“

Freude an der Thora

Simchat Thora bedeutet „Freude an der Thora“. Der Name leitet sich von der Tatsache ab, dass Juden an diesem Tag den Abschluss der jährlichen Lesung der Thora feiern und neu beginnen.

Der Höhepunkt von Simchat Thora sind die „Hakafot“, die sowohl am Vorabend als auch am Morgen von Simchat Thora stattfinden. Während der „Hakafot“ laufen Juden mit den Thorarollen um das Lesepult in der Synagoge und tanzen und singen.

Dabei werden die Thorarollen von Hand zu Hand weitergegeben, so dass jeder die Möglichkeit hat, mit ihnen zu tanzen.

Für Kinder ist dieser Feiertag ein großer Spaß, da die Betenden Süßigkeiten in die Synagoge mitbringen und sie regelmäßig in die Luft werfen. Zwischen den tanzenden Vätern schwirren Kinder herum und schnappen nach den herumfliegenden Bonbons.

Schmini Atzeret

Simchat Thora wird in der Thora auf merkwürdige Weise beschrieben: „Der achte Tag soll euch heilig sein … er ist ein Zurückhalten (Atzeret)“ (3. Mose 23:36). Was soll dieses „Zurückhalten“ bedeuten?

Eine Parabel aus der jüdischen Tradition erklärt: Gott sagt zu Israel: „Ich halte dich bei mir zurück.“ Es ist wie bei einem König, der seine Kinder für einige Tage zu einem Festmahl einlädt. Wenn es Zeit für ihre Abreise ist, sagt er: „Meine Söhne, bitte bleibt noch einen Tag bei mir. Eure Abreise fällt mir schwer.“ Und so sagt Gott: „Wir haben gerade Rosch Haschanah, Jom Kippur und Sukkot zusammen erlebt. Ich habe über euch geurteilt, euch vergeben und euch in meine schützenden Wolken gehüllt. Und ich möchte euch nicht so schnell wieder loslassen. Bleibt nur noch einen Tag.“

Die früheren Feiertage betrafen die gesamte Menschheit: An den Hohen Feiertagen richtet Gott die ganze Welt. An Sukkot würden Juden Tempelopfer für das Wohlergehen aller Völker bringen. Aber an Simchat Thora bittet Gott um ein wenig Zeit zu zweit. Niemand sonst; nur Er und sein Volk.

Wie feiert das jüdische Volk seinen besonderen Tag mit Gott? Indem es sein besonderes Geschenk annimmt – indem es seine Thora hält und mit ihr tanzt.

Titelbild: Das Volk tanzt mit der Thora im Kreis und auch die Lesung aus der Thora beginnt einen neuen Kreislauf. Foto: Tomer Neuberg/Flash90

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