Ein seltener Luxus: 2700 Jahre alte Toilette bei Bauarbeiten entdeckt
JERUSALEM, 06.10.2021 (DK) – Bei Bauarbeiten kommen in Israel nicht selten wertvolle Antiquitäten ans Licht. Aber auf diesen Fund waren die Arbeiter mit Sicherheit nicht gefasst gewesen: Eine aus Kalkstein gehauene Toilette aus der Zeit des ersten Tempels wurde in Jerusalem freigelegt. Es war eine neue Anlage für Touristen geplant gewesen, die sich jetzt in eine Ausgrabungsstätte verwandelt hat. Was heute selbstverständlich scheint, galt vor 2700 Jahren als Luxusgüter. Nur sehr reiche Menschen konnten sich damals eine solche sanitäre Einrichtung in ihrem Privathaus leisten.
Private Sanitäranlagen galten als Merkmal des Reichtums
Die israelische Altertumsbehörde leitet aktuell die Ausgrabungen an der Stätte in der Jerusalemer Nachbarschaft Armon Hanatziv. Obwohl es sich auf den ersten Blick nur um eine einfache Steinplatte mit einem in die Mitte gehauenen Loch handelt, ist ein solcher Fund selten. „Eine private Toilette war in der Antike sehr selten, und bis heute wurden nur wenige gefunden, die meisten davon in der Stadt Davids“, sagte Yaakov Billig, Direktor der Ausgrabungen der Altertumsbehörde. „Tatsächlich konnten sich nur die Reichen Toiletten leisten. Tausend Jahre später stellten die Mischna und der Talmud verschiedene Kriterien auf, die einen reichen Menschen ausmachten, und Rabbi Yossi schlug vor, reich zu sein bedeute, ‚die Toilette neben seinem Tisch zu haben‘.“
Aber die Toilette selbst ist noch lange nicht alles, was die Archäologen sich von dem Fund erhoffen. Unter der Anlage entdeckten die Wissenschaftler eine Klärgrube in denen Tierknochen und Tonscherben erhalten geblieben sind. Diese Artefakte können „uns über den Lebensstil und die Ernährung der Menschen in der Zeit des ersten Tempels sowie über alte Krankheiten lehren“, hieß es in einer Erklärung der Antiquitätenbehörde.
Moderner Lebensstandard vor über zweitausend Jahren
Nach und nach werden weitere Bestandteile des Herrenhauses im Schutt ausfindig gemacht. Neben der Toilette haben Archäologen kleine architektonische Säulen freigelegt, die einst als Geländer für Fenster dienten. Auch einen angelegten Obstgarten soll das Haus besessen haben. Im Licht des neuen Fundes wirken die Wohnbedingungen vor über zweitausend Jahren gar nicht soweit von der modernen Lebensweise entfernt.
Bild: Archäologen der israelischen Altertumsbehörde entdecken 2700 Jahre alte Toilette. Quelle: Yoli Schwartz/IAA