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Höhere deutsche Zahlungen an Holocaust-Überlebende

JERUSALEM, 25.10.2021 (DK) – Immer wieder erschüttern Berichte über die grassierende Armut unter Holocaust-Überlebenden die Welt. Ob in Israel, Amerika oder in der ehemaligen Sowjetunion – Tausende der Opfer nationalsozialistischer Verbrechen leben ohne Grundsicherung. Zuletzt gaben bei einer Umfrage im April 51% der in Israel sesshaften Überlebenden an, dass sie auf Lebensmittelspenden angewiesen seien. In den fünfziger Jahren handelten Deutschland und Israel die Höhe der sogenannten Reparationszahlungen aus. Weder die steigenden Lebenshaltungskosten, noch die hohen Ausgaben für Langzeitpflege wurden damals in die verhandelte Summe mit eingerechnet. Nun haben Deutschland und Israel sich darauf geeinigt, dass die Bundesrepublik in Zukunft weitere 5,356,257 Euro in den Entschädigungsfond investiert. Im Schnitt erhalten die 3700 verbliebenen Holocaust-Überlebenden damit 100 Euro mehr im Monat. Außerdem sollen Menschen mit Altzheimer im Jahr zusätzlich 500 Euro erhalten. 

Holocaust-Überlebende in Israel können sich notwendige Güter nicht leisten

Die vergleichsweise hohe Armutsrate unter Holocaust-Überlebenden wird oftmals mit den körperlichen und psychologischen Langzeitschäden ihres Traumas erklärt. Viele kamen nach einer Flucht alleine in Israel an. Ohne familiäre Unterstützung und Verbindungen war es oftmals schwer, sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Statistiken sprechen Bände über die aussichtslose Lage, in der sich viele der alten Menschen heute noch wiederfinden: 43% der Befragten gaben an, nicht genug Geld für eine Brille zu haben, 33% berichteten, sie könnten sich keine Zahnpflege leisten und 27% sagten, sie könnten Hörgeräte nicht bezahlen.

Die Pandemie hat Holocaust-Überlebende benfalls hart getroffen. Unter ihnen war die Morbiditätsrate etwas höher als bei anderen Menschen in derselben Altersgruppe – im Jahr 2020 allein verloren 900 Überlebende infolge einer Erkrankung an COVID-19 ihr Leben. Israels Ministerin für Soziale Gleichheit, Meirav Cohen, betonte außerdem, dass die Lockdowns und Quarantäne-Regelungen bei „vielen Holocaust-Überlebenden alte Wunden geöffnet“ haben. 

Israel lehnt den Begriff „Wiedergutmachung“ ab

Der in Deutschland verwendete Begriff der „Wiedergutmachung“ wird in Israel als problematisch eingestuft. Tatsächlich kann das Leid, dass den Juden vonseiten deutscher Nationalsozialisten angetan wurde, nicht materiell entschädigt werden. Im Hebräischen wird deshalb der neutrale Begriff Schilumim – zu deutsch Zahlungen – verwendet. Dass Deutschland sich auch heute, über 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges noch für die Opfer verantwortlich fühlt, hat Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Abschiedsbesuch in Jerusalem bekräftigt. Um ein Zeichen zu setzen, legte Merkel einen Kranz in Yad Vashem nieder, dem Gedenkzentrum für die Opfer des Holocaust in Jerusalem. 

Bild: Die Holocaust-Überlebende Cila Krystal lebte jahrelang allein und in Armut in ihrer Wohnung in Kfar Saba. Quelle: Yossi Zamir/Flash 90

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