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Niedrigste Infektionsrate seit Monaten: Israel will Corona-Kurve weiterhin ein Schnippchen schlagen

JERUSALEM, 27.10.2021 (DK) – Mit ihrer Impfpolitik hat die israelische Regierung weltweit Schlagzeilen gemacht. Als erstes Land bot der jüdische Staat allen zweifach Geimpften eine Auffrischungsspritze an. Aufgrund des Grünen Passes, der den Zugang zum öffentlichen Leben erleichtert und sechs Monate nach jeder Impfung verfällt, war der Druck auf die Bevölkerung hoch. Inzwischen haben fast vier Millionen Israelis den sogenannten Booster erhalten. Die vierte Welle ist so auch ohne dramatische Einschränkungen in den Alltag der Menschen abgeebbt. Jetzt steht die Regierung vor der Herausforderung, der Corona-Kurve auch weiterhin durch Maßnahmen ein Schnippchen zu schlagen. Es scheint, als würde Jerusalem ein weiteres Mal auf den Impfkurs setzen: Bereits ab November, so Beamte des Gesundheitsministeriums, könnten Kinder über fünf Jahren die ersten Spritzen erhalten.

Es ist ein umstrittenes Thema – gerade wenn es darum geht, wie viel Druck auf Eltern ausgeübt werden soll. Das Vakzin von Pfizer-BionTech wird höchstwahrscheinlich bald eine Genehmigung in den USA für die Impfung von Kindern zwischen fünf und elf Jahren erhalten. Kurz danach, so hat es der israelische Beauftragte für die Bekämpfung der Pandemie, Salman Zarkar, angedeutet, will Israel diese Option ebenfalls auf den Weg bringen. Allerdings werden die Daten zuerst einer unabhängigen Untersuchung des Gesundheitsministeriums unterzogen. 

Hälfte israelischer Eltern bereit ihre Kinder über fünf Jahren impfen zu lassen 

Obwohl viele Eltern den Impfstoff selbst erhalten haben, wurde lange angenommen, dass sie einer Kinderimpfung dennoch skeptisch gegenüber stehen würden. Immerhin ist die positive Testrate so tief wie seit Juni nicht mehr. Außerdem galt der Verlauf des Virus bei Kindern als weitestgehend asymptomatisch. In ganz Israel starben insgesamt zehn Kinder infolge einer Erkrankung mit COVID-19. Eine neue Studie zeigt jedoch auf, dass Eltern der Impfung weitaus weniger kritisch gegenüberstehen als bislang erwartet. Laut einer am Montag von der Krankenkasse Meuhedet veröffentlichten Umfrage, gaben fast die Hälfte der israelischen Eltern an, dass sie ihre Fünf- bis Elfjährigen impfen lassen würden, wenn der Impfstoff zugelassen wird. Insgesamt 680 Eltern wurden im Rahmen der Studie befragt. Während 48% der Eltern ihre Kinder sicher oder wahrscheinlich impfen lassen werden, haben sich 23% gegen die Kinderimpfung ausgesprochen und 29% sind noch unentschlossen.

Israel sieht in die Zukunft: 2,7 Milliarden Euro für künftige Corona-Wellen

Neben der positiven Testrate, die derzeit bei nur noch 0,88 Prozent liegt, sinkt auch die Anzahl schwer kranker Corona-Patienten in den Krankenhäusern. Derzeit werden 249 Menschen mit ausgeprägten Symptomen stationär behandelt. Die Regierung erklärt die niedrigen Zahlen mit dem hohen Prozentsatz geimpfter Israelis, insbesondere solcher, die alle drei Dosen erhalten haben. „Wir befinden uns derzeit am Ende der Delta-Welle“, erklärte Premierminister Naftali Bennett. „Aber in Europa und in vielen Ländern kommt der Winter und die Morbiditätsrate steigt.“ Er fügte hinzu, Israel verfüge über „Wissen, das für viele Länder von entscheidender Bedeutung sein könnte.“ Nach einer Debatte hinsichtlich des Staatsbudgets hat die Regierung umgerechnet 2,7 Milliarden Euro zur Seite gelegt, um mögliche zukünftige Coronavirus-Wellen finanziell zu bewältigen. 

Bild: Israelis erhalten die dritte Impfdosis vor dem Rathaus in Jerusalem. Quelle: Olivier Fitoussi/Flash90

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