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Größte Klimademo bis dato in Israel: 12.000 Teilnehmer gehen in Tel Aviv auf die Straße

TEL AVIV, 31.10.2021 (DK) – Einen Tag vor der Klimakonferenz der Vereinten Nationen haben sich 12.000 Demonstranten zu dem bislang größten Klima-Protest in der Geschichte Israels versammelt. Lange galt Klimaschutz im Nahen Osten als Luxusproblem. Inzwischen sehen jedoch immer mehr Menschen den Klimawandel als eine echte Bedrohung für ihr Land – unter anderem auch Mitglieder der Regierung. Premierminister Naftali Bennett und die Energieministerin Karine Elharrar hatten zu Beginn dieses Wochenendes angekündigt, dass Jerusalem bis zum Jahr 2050 ein klimaneutrales Israel schaffen will. Die Klimaaktivisten begrüßen diesen Schritt, warnen jedoch, dass konkrete Maßnahmen ergriffen werden müssen, um eine Katastrophe abzuwenden. Der Event wurde unter dem Motto “Der Führung läuft die Zeit davon” abgehalten. 

Umweltschutz-Bewegung wird vor allem von Jugendlichen vorangetrieben

Unter den marschierenden Demonstranten waren vor allem viele junge Gesichter zu erblicken. Die Vorsitzende der Gesellschaft für Naturschutz, Iris Hann, erklärte: „Besonders erfreulich ist die starke Präsenz von Kindern und Jugendlichen, die Verantwortung für die Welt der Zukunft übernehmen, in der sie aufwachsen.“ Die Klimabewegung ist mehrheitlich eine Jugendbewegung. Die vergangene Klimademo im Jahr 2019 wurde hauptsächlich von jungen Menschen auf die Beine gestellt. Damals nahmen allerdings lediglich 300 Menschen an dem Marsch in Tel Aviv teil. Die größere Zahl der Teilnehmer zeugt davon, dass das Umweltbewusstsein unter der Bevölkerung wächst. 

Umweltministerin sieht in Klima-Kooperation Chance für regionalen Frieden

“Wir befinden uns im Klimanotstand” prangt eine Aufschrift auf einem bunten Plakat. Mit dieser Meinung sind die Teilnehmer der Demonstration nicht alleine. Erst kürzlich hatte Umweltministerin Tamar Zandberg darauf gedrängt, dass Israel schnell handeln müsse. Sie legte einen 100-Punkte Plan zum Umgang mit dem Klimawandel vor. Zandberg fügte hinzu, das Land müsse zukünftig in erneuerbare Energien investieren. Sie sieht in der aktuellen Krise sogar eine Chance für regionale Stabilität. „Wir teilen die gleichen Probleme, die gleiche Sonne, den gleichen Wassermangel und den gleichen Zusammenbruch unseres Ökosystems. Wir müssen die Lösungen teilen,“ so die Politikerin. Gemeinsam mit Verkehrsministerin Merav Michaeli und zwei weiteren Mitgliedern der Knesset, Limor Magen-Telem und Alon Tal, nahm Zandberg an dem Protestmarsch in Tel Aviv teil. 

Regierungschef will Israels Technologie für eine bessere Umwelt nutzen 

Auch der Regierungschef hat vor der UN-Klimakonferenz neue Töne angeschlagen. “Die Klimakrise ist eines der wichtigsten Themen auf der Weltagenda”, so Bennett und bezeichnete das Klima als ein “neues nationales Sicherheitsinteresse” Israels. Er betonte weiter: „Dieses Thema betrifft das Leben von uns allen und auch das Leben unserer Kinder und Enkel.“ Der Regierungschef zeigte sich außerdem zuversichtlich, dass Israel in der weltweiten Krise dank seiner fortschrittlichen Technologie einen entscheidenden Beitrag leisten könne. „Wir haben ein riesiges Potenzial in der Region, um Partnerschaften im Energiebereich zu schaffen. Israel ist ein sehr kleiner Staat. Wir befinden uns in einer Region, in der Wasser knapp ist, und den meisten unserer Nachbarn mangelt es nicht an leerem Wüstenraum. Im Jahr 2021 bedeutet dieser Raum Energie. Und Energie bedeutet Wasser“, sagte er in Anspielung auf neue Solartechnologien und Entsalzungsanlagen. Israel ist weltweit führend in der Entsalzung von Meerwasser und hat erst kürzlich seine Wasserlieferung an Jordanien verdoppelt. 

Bild: Israelische Demonstranten bei der Klimademo in Tel Aviv am 29. Oktober 2021. Quelle: Avshalom Sassoni/Flash90

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