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Helden ohne Umhang (22) – Miriam Peretz : „Verschwende dein Leben nicht, gib ihm einen Sinn“

von Nadine Haim Gani

JERUSALEM, 05.11.2021 – Für Miriam Peretz ist die Existenz des Staates Israel nicht selbstverständlich. Sie opferte das teuerste, um Israel und ihrem väterlichen Erbe gerecht zu werden. Miriam verlor zwei ihrer Söhne in Kriegen. Mit gebrochenem Herzen versucht sie, ihre Mitmenschen über die Wahl des Guten, die Freude und die Gnade des Lebens zu erreichen.

Von Marokko nach Beersheva

Miriam Peretz, heute 67 Jahre alt, ist Mutter von sechs Kindern, Witwe und Beauftragte in der Sozial- und Jugendverwaltung des israelischen Bildungsministeriums. Heute lebt sie in Givat Ze’ev, einer Gemeinde nordwestlich von Jerusalem.

Miriam erblickte am 10. April 1954 in Marokko das Licht der Welt. Ihre Eltern Jaakov und Ito wurden im Atlasgebirge geboren. Miriam wuchs mit ihren drei Geschwistern in Malach auf. Malach war das jüdische Viertel in Casablanca, doch vergleichen konnte man es mit einer Art jüdischem Getto. Es gab weder fließendes Wasser noch Toiletten. Die einzige Toilette zwischen den Häusern wurde von mehreren Familien gemeinsam genutzt.

Miriams Familie war sehr arm. In einem kleinen Raum lebten gemeinsam Großvater, Eltern und vier Kinder. Doch fühlte sich die Familie keineswegs beengt. Den vier Kindern wurde schon früh beigebracht, dass einzig und allein die Größe des Herzens zählt und nicht die des Hauses. Neben dem Schlafzimmer besaß die Familie eine kleine Kochnische, jedoch ohne Herd, Kühlschrank oder anderen Utensilien. Die Familie kaufte zum Kochen Kohlen und Wasser auf dem Markt. Der arbeitslose Vater kümmerte sich die meiste Zeit um seine kleinen Sprösslinge. Er war das genaue Gegenteil zu dem Bild eines marokkanischen Mannes. Die kleine Familie brach schon früh Konventionen. Es war die Mutter, die den Lebensunterhalt verdiente und als Reinigungskraft im Haus des Oberrabbiners von Casablanca arbeitete.

Der Messias bringt die Familie ins gelobte Land

Eines Abends erzählte Miriams Vater seinen Kindern, dass sie morgen auf den Messias treffen werden. Auf die kindliche Frage, wie sie ihn denn erkennen können, antwortete der Vater: „Er trägt T-Shirt, kurze Hosen und Sandalen.“ Am nächsten Tag traf die Familie auf Agenten der Jewish Agency. Die sechsköpfige Familie wurde ins gelobte Land geflogen.

Miriam war zehn Jahre alt. Die Familie wurde in einem Auffanglager, vergleichbar mit einem Flüchtlingscamp, nahe der Wüstenstadt Beersheva im Süden Israels aufgenommen. Bis zur 11. Klasse lebte die marokkanische Familie in einer kleinen Hütte. Im Camp der Neueinwanderer stand ein Kühlschrank, doch war kein Stromanschluss vorhanden. So wurde Eis gekauft, um die Lebensmittel kühlt zu halten. In dem jüdischen Flüchtlingslager, das zu 75 Prozent aus orientalischen Juden bestand, herrschte eine tiefe Bruderschaft. Die Türen aller standen für jeden zu jeder Zeit offen. Jede Person, die im Camp lebte, war dankbar und glücklich, dass er das Privileg hatte, nach Eretz Israel auszuwandern. Miriams Papa Jaakov arbeitete als Straßenkehrer. Mutter Ito arbeitete nicht. Das Leben der Immigrantenfamilie war materiell arm, aber reich an Freude und erfüllt an Geist. Ihre Mutter pflegte zu sagen: „Dankt Gott, dass ihr in Israel unter Juden lebt.“

Miriam und ihre Mutter bauten aus Stroh und Schlamm in ihrem kleinen Garten einen großen traditionellen Tabun-Ofen. In diesem Ofen backte ihre Mutter für alle Bewohner des Flüchtlingslagers Brote. Eine der Kindheitserinnerungen der kleinen Miriam war das Bild ihrer Mutter, die bei Wind und Wetter Äste und Brennholz sammelte um jeden Freitag schon um 5 Uhr morgens den Ofen anzuzünden. Jede Frau des Lagers kam mit ihrem Brotteig für den Schabbat und Ito backte die Brote für jede der Hausfrauen.

Mama Ito war eine Expertin im Backen. Niemals verwechselte sie die Teige. Für jede Familie backte sie die Schabbatbrote genau so, wie die Familie ihre Challot liebte. Um nicht durcheinander zu kommen, ritzte Ito kleine Zeichen in die Brote. Zum Schabbat kam jede der ansässigen Familien mit ihrer Sachné. Sachné ist ein traditioneller marokkanischer Schabbat-Eintopf. War der Ofen gefüllt, nahmen Miriam und ihre Mutter Schlamm und vermauerten die Luke. Sie beteten, dass keiner der Töpfe verkochen oder gar verbrennen möge. Am Schabbatmorgen, nach dem Gebet, kam ein Vertreter aus jeder Familie und holte seinen Eintopf ab. Miriams Familie war zwar sehr arm, aber dennoch half sie ihren Mitmenschen, wo sie nur konnte.

Miriam beginnt ihren Dienst im Bildungssystem

Sechs Jahre später, 1970, zog die Familie in den vierten Bezirk der Stadt Beersheva. Miriam studierte Literatur und Geschichte an der Ben-Gurion-Universität im Negev. Mitte der 1970er-Jahre heiratete sie Eliezer Peretz. Nach der Hochzeit zog das junge Paar in die jüdische Siedlung Ofira im Sinai, im heutigen Sharm el-Sheikh. Ihr Mann arbeitete als Aufseher des Gesundheitsministeriums und Miriam fand ihre Bestimmung im Bildungswesen. In Ofira gab es eine kleine Schule, die von Kindern der örtlich stationierten Soldaten besucht wurde. Miriam unterrichtete die Kinder und schaffte es, eine Sondergenehmigung und das benötigte Budget für den Religionsunterricht zu bekommen. Sie brachte den Kindern Thora- und Wochenabschnitte bei. Die Kinder liebten den Religionsunterricht mit Miriam. Bis zum heutigen Tag können sich die damaligen Schulkinder an diese Unterrichtsstunden erinnern. In Ofira wurden die beiden ältesten Söhne des Paares, Uriel und Eliraz, geboren.

Im Laufe der Zeit begann Miriam Kinder auf ihre Bar- oder Bat-Mizwa vorzubereiten. Sie war für alle Zeremonien und Festlichkeiten innerhalb der Schule verantwortlich. Eines Tages erhielt ihr Ehemann eine Thorarolle und sie beschlossen, in einem der örtlichen Keller eine Synagoge einzurichten. Das Paar hatte damals keinen Minjan zum Beten. Im Judentum bedarf es einem Quorum von mindestens zehn Männern, die ihre Bar-Mizwa hinter sich haben, um einen vollständigen Gottesdienst abzuhalten. Miriam und Eliezer schickten ihre Kinder Uriel und Eliraz, die damals etwa fünf Jahre alt waren, auf die Hauptstraße, manchmal sogar bei 45 Grad Hitze, um Passanten zum Beten aufzufordern. Miriam erzählt lächelnd: „Wenn ein Mensch von einem kleinen Kind zum Beten gerufen wird, dann geht er beten!“

Oft waren die jüdischen Beter, die in die Synagoge kamen, mit T-Shirts und kurzen Hosen bekleidet. Aber Eliezers Synagoge verfügte über eine kleine Garderobe. Jeder hatte so die Möglichkeit, sich angemessen zu kleiden und ehrfürchtig ins Gebet zu gehen. Im Laufe der Jahre wurde in der kleinen Keller-Synagoge eine Thora-Schule gegründet. Die kleine glückliche Familie fühlte sich als Gesandte.

Als Folge des Friedensabkommens mit Ägypten 1982 wurde die Sinaihalbinsel an Ägypten zurückgegeben. Die Siedler von Ofira waren gezwungen, den Landstrich aufzugeben und umzusiedeln. Es war zum jüdischen Pessachfest, der traditionellen Feier zum Auszug aus Ägypten, als die jüdischen Familien ihr Hab und Gut packten und den Süden verließen.

Familie Peretz zog nach Givon Ha’Hadasha und später nach Givat Ze’ev, einer Siedlung im sogenannten Westjordanland, fünf Kilometer nordwestlich von Israels Hauptstadt. Miriam wurde Direktorin der ersten israelischen Schule in dieser Gemeinde. In Givat Ze’ev bekamen Miriam und Eliezer vier weitere Kinder: zwei Söhne und zwei Töchter.

Wie lernt man etwas lieben, das man nicht kennt?

Miriam, die nicht in Israel geboren war und das Land nicht kannte, lernte Israel durch Lieder kennen und lieben. Doch ihr ältester Sohn Uriel lehrte seine Mutter eine tiefe Liebe zum Heiligen Land über ihre Füße. Uriel, der in der Golani-Kampfeinheit der israelischen Armee diente, drängte seine Familie zu Ausflügen und Wanderungen in ganz Israel. Er zeigte seinen Eltern die üppige Natur, klare, blaue Quellen und Flüsse, die Blumen und Tierwelt des Heiligen Landes. Uriel vertiefte so nicht nur die Liebe seiner Eltern zu ihrer Wahlheimat, sondern auch die innere Familienbindung.

Tod der beiden Söhne 

Bei einem ihrer gemeinsamen Ausflüge reiste die Familie in den hohen Norden. Uriel fuhr mit seinen Eltern an die Grenzen Israels zum Libanon. Er zeigte von einem Aussichtspunkt aus seinen Eltern den Armeestützpunkt, wo er mit seinem Golani-Bataillon stationiert war. Miriam war begeistert von der Natur. „Wie schön war der Ort, an dem mein Sohn diente.“ Sie malte sich nicht aus, dass der schöne, grüne Libanon zum Kriegsschauplatz und Todesort ihres ältesten Sohnes werden sollte. Drei Monate später starb Uriel im Südlibanon. Der gemeinsame Ausflug ist die letzte Erinnerung Miriams an ihren erstgeborenen Sohn.

Am 25. November 1998 geriet der 22-jährige Leutnant Uriel Peretz, Kommandeur der Patrouillenabteilung des 51. Bataillons der Golani-Brigade, in einen Hinterhalt und wurde von Hisbollah Terroristen getötet. Uriel fiel an seinem Geburtstag.

Miriam erinnert sich schmerzlich an den letzten Ausflug mit ihrem Sohn Eliraz. Die gemeinsamen Familienerinnerungen sollten auch zu Abschiedserinnerungen werden.

Miriams Ehemann Eliezer Peretz verstarb etwa fünf Jahre später, im Alter von 56 Jahren, nach langer schwerer Krankheit, die nach dem Tod seines ältesten Sohnes Uriel ausbrach. Eliezer starb an seinem gebrochenen Vaterherz.

Gemeinsame Erinnerungen sammelten die hinterbliebenen Familienangehörigen mit Miriams Sohn Eliraz. Er trat in die Fußstapfen seines älteren Bruders und führte die Tradition der gemeinsamen Ausflüge fort. Eliraz fuhr mit seiner Mutter und seinen kleinen Geschwistern in das Elah-Tal. Nach biblische Überlieferung lagerten die Israeliten im Elah-Tal, als David mit Goliath kämpfte.

Nach dem Tod seines Papas wurde Eliraz zur Vaterfigur für seine Geschwister. Er war begeistert von den blühenden Feldern und Bäumen. Ein Major der israelischen Armee, der auf das blühende Land blicken und den Anblick genießen konnte. Miriam erinnert sich, wie sie ihren Sohn darauf hinwies, dass sich der Herbst über das Land legt und die Bäume ihre Schönheit verlieren. Doch Eliraz antwortet: „Mama, aber danach wird der Frühling kommen.“ Die Worte ihres Sohnes prägten Miriam für immer. Auch wenn der Frühling in weiter Ferne scheint und der Mensch nackt, voll Schmerz in der Kälte steht, wird er, wenn er sucht, kleine Knospen erkennen können. Schenkt man den kleinen Knospen Zeit und Geduld, werden sie später zu saftigen Früchten reifen. 

Am 26. März 2010 wurde Major Eliraz Peretz bei einem Feuergefecht mit einem Terrorkommando der Hamas im Gazastreifen getötet. 

Ein gebrochenes Mutterherz

Miriam saß in ihrem Haus in Givat Ze’ev als sie durch das Fenster der Haustür uniformierte Besucher erkannte. Sie ahnte, welch schreckliche Botschaft ihr ein zweites Mal überbracht werden sollte. Die Mutter verschloss alle Türen und Fenster und versuchte verzweifelt der Nachricht zu entkommen, dass auch ihr zweiter Sohn gefallen war.

Heute wünscht sie sich nichts sehnlicher, als noch einmal ihre Söhne umarmen und riechen zu dürfen. Den Geruch ihrer Kinder ein letztes Mal einzuatmen…

Miriam trauert auf dem mit Blumensträußen bedeckten Grab ihres Sohnes Eliraz. Es ist der zweite Sohn, den Miriam nach dem Tod ihres Mannes Eliezer zu Grabe tragen muss. Foto: Abir Sultan/Flash 90 

Wenn ein israelischer Soldat stirbt, wird den Eltern ein Karton mit den Utensilien ihres Kindes übergeben. Miriam besitzt einen solchen Karton von ihrem Sohn Eliraz. Nur einmal im Jahr, zum Pessachfest, wenn das Land erwacht und die Natur blüht, öffnet sie den Karton und holt die Zahnbürste ihres verstorbenen Sohnes heraus. Sie öffnet das Tütchen schnell, riecht an der Bürste und darf für kurze Sekunden den Geruch ihres Sohnes spüren. Jedes Mal bittet sie Gott inständig, er möge ihr den Geruch bis zu ihrem Tode erhalten.

Mit dem Tod ihrer Söhne zerbrach eine Welt. Eine Welt der Liebe, der Freundschaft, der Umarmung, der Nähe. Die Familie von Miriam brach dreimal. Sie verlor alles. Miriam wünschte sich, dass sie selbst in der Erde liegt und nicht ihre drei Liebsten, ihre beiden Söhne und ihr Mann. Doch Miriam hielt mit aller Kraft am Leben fest. Sie wollte ihren Kindern ein Beispiel sein. Der Mensch ist vielen Zerreißproben in seinem Leben ausgesetzt, doch ist es möglich, aufzustehen und weiter zu kämpfen. Miriam wählt das Leben. „Wir sind ein Volk, das den Tod nicht heiligt. Wir erziehen unsere Kinder zum Leben. Wir sind ein Volk, das sich an das Leben klammert. Und ich möchte ein aufrichtiges Leben führen, ein lebenswertes Leben, für mich und für meine Söhne, die nicht mehr bei uns sind.“

Die Beerdigung des israelischen Majors Eliraz Peretz auf dem Herzlberg in Jerusalem am 28. März 2010. Eliraz war einer von zwei israelischen Soldaten, die von Palästinensern getötet wurden, als die israelische Armee in den Gazastreifen einmarschierte, um Terroristen zu verfolgen, die eine Bombe an der Grenze zum Gazastreifen abgelegt hatten. Tausende Israelis erwiesen ihm bei seinem Begräbnis die letzte Ehre. Eliraz ist der zweite Sohn von Miriam und Eliezer, der bei einer Militäroffensive getötet wurde. Foto: Abir Sultan/Flash 90

Trost im Gebet 

„Das Gebet ist für mich die Nähe Gottes. Momente der Verbindung. Der Ort, an dem meine Tränen fließen und ich meinen Schmerz entleeren kann. Ich finde im Gebet den besten Ausdruck meiner Schmerzen. Es überwältigt und ergreift mich. Es gibt Gebete, bei denen ich mich nicht auf den Beinen halten kann. Ich habe das Gefühl, dass diese Worte für mich geschrieben wurden. Wenn ich ‚Freude meines Herzens und Licht meiner Augen‘ sage, denke ich an meine Kinder. Ich kann jedes einzelne Wort fühlen. Die Worte, die mich im Gebet am meisten zerreißen, sind die Worte: ‚Er ist der Schöpfer im Himmel.‘ Das ist ein Moment der totalen Akzeptanz dessen, was mir geschehen ist. Ich sage zu Gott: ‚Du bist der, der entschieden hat.‘ Es ist der Ausdruck des totalen Glaubens, dass alles von ihm ist, und ich akzeptiere es“, erzählte Miriam in einem Interview mit den israelischen Medien.

Die Heiligkeit des Lebens

Es gibt viele Dinge im Judentum, die Miriam Kraft schenken. Aber einer der wichtigsten Punkte ist die ‚Heiligkeit des Lebens‘, der höchste Wert im Judentum. Sie folgt dem göttlichen Befehl: „Und du hast das Leben gewählt“. In ihren Augen ist es die beste Entscheidung, die ein Mensch treffen kann. Doch fügt Miriam an: „Aber was bedeutet eigentlich der Vers ‚Du hast das Leben gewählt‘? Wählen wir? Nein. Für mich beutet die Entscheidung, das Lebens zu wählen, welche Art von Dasein du leben möchtest. Welchen Sinn du deiner Existenz geben willst. Denn nur einer schenkt das Leben. Wenn ich gewusst hätte, dass meine beiden Jungen getötet werden, hätte ich nicht auf die Welt kommen wollen. Aber genau das ist geschehen, und die Frage ist, wie man weitermacht. Wie du dein Erdenleben trotzdem heiligst. Das Leben ist eine große Herausforderung, und die Rolle des Menschen besteht darin, seine Kräfte angesichts der Herausforderungen zu entdecken. Ein besserer, moralischer und rechtschaffener Mensch zu sein.“

Miriam Peretz entzündet eine von zwölf Fackeln während der feierlichen Zeremonie zum 66. Unabhängigkeitstag Israels am 5. Mai 2014 auf dem Herzlberg in Jerusalem. Foto: Yonatan Sindel/Flash 90

Miriam erzählt, dass sie täglich mit neuer Kraft erwacht. Gott schenk ihr die Kraft zu Leben, ihn trotz allem Schmerz weiter zu ehren. Und diese Kraft gibt Miriam weiter. Sie besucht Soldaten und hinterbliebene Familien und hilft ihnen bei ihrer Trauerbewältigung. Für viele ist Miriam das Licht in der Dunkelheit. Ein Symbol für Mut und Optimismus. In den vergangenen Jahren trat Miriam als Motivationsrednerin zu brennenden Themen wie Israel und Zionismus auf und versuchte ihre Zuhörer bei der Bewältigung von persönlichen Verlusten zu unterstützen. Im Jahr 2021 kandidierte die angesehene Pädagogin für das Amt des israelischen Staatspräsidenten. Am Ende fiel die Wahl auf den 60-jährigen Juristen und Politiker Izaak Herzog. Doch für die Bürger Israels ist Miriam die Präsidentin der Herzen. 

Oft wird Miriam gefragt, wie sie es geschafft hat, über den Verlust ihrer beiden Söhne und ihres Mannes hinwegzukommen. Die Kraft zu finden weiterzuleben. Sie beantwortet die Frage so: „Ich habe das Leben gewählt! Ich bin morgens aufgestanden, das ist eine Tatsache. Soll ich nun im Bett liegen und mein bitteres Schicksal beweinen? Gott und der ganzen Welt die Schuld geben oder all das Gute genießen, das ich dennoch geschenkt bekommen habe? Die Zeit mit meinen Enkelkindern genießen, meinen Mitmenschen helfen und Gott für die Schönheit der Welt danken. Das ist die Bedeutung von „Und Du hast das Leben gewählt!“ Jeder von uns hat diese Wahl, mit diesem oder einem anderem Schwierigkeitsgrad. Für mich bedeutet Leben nicht, wie viele Jahre du existiert hast, sondern was du mit deinen Erdentagen gemacht hast. Viele Menschen verschwenden ihr Leben.“

Der damalige Bildungsminister Naftali Bennett überreicht Miriam in einem emotionalen Moment 2018 den Israel-Preis für ihr Lebenswerk. Foto: Hadas Parush/Flash90 

Miriams Stärke und Gottvertrauen, in den dunkelsten Momenten in ihrem Leben, ist für uns eine Inspiration. Ihr Motto „Und du hast das Leben gewählt“ macht sie zu unserer Heldin.

Die Hisbollah im Norden nahm den Körper meines Sohnes Uriel. Die Hamas im Süden nahm den Körper meines Sohnes Eliraz. Aber ihr Geist, der Geist Jerusalems und der Geist dieses Landes, leben weiter!“ – Miriam Peretz, Mai 2019.

Titelbild: Ihr warmes Lächeln und ihr liebevoller Blick machen Miriam zur Präsidentin der Herzen der israelischen Bevölkerung. Foto: Yonatan Sindel / Flash90 

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