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Trotz Drohungen der Hamas und linker Israelis: Präsident Herzog entzündet Chanukka-Leuchter in Hebron

HEBRON, 29.11.2021 (TM) – Israels Staatspräsident Isaac Herzog hat am Sonntagabend in Hebron die erste Kerze eines Chanukka-Leuchters entzündet. Weder Gewaltandrohungen der radikalislamischen Hamas noch Proteste linker Israelis hielten ihn davon ab. Hebron, die Stadt der Patriarchengräber, liegt inmitten des Gebiets, das die Palästinenser für ihren künftigen Staat beanspruchen. Entsprechend brisant war der öffentliche Auftritt des Staatsoberhauptes.

Herzog: Weiter vom Frieden träumen

Herzog erklärte in einer Ansprache, die jüdische Verbindung zu Hebron stehe außer Frage. In seiner Rede vor dem Schrein, der Juden als Höhle der Patriarchen bekannt ist und die Ibrahimi-Moschee der Muslime beherbergt, erklärte Herzog, die jüdische Verbindung zur Stadt und zum Grab sei jenseits aller Kontroversen. „Wir alle haben gemeinsame Wurzeln aus dieser Höhle. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass nicht nur unsere Wurzeln in diese Höhle zurückreichen. Besonders heute und besonders hier, in diesem heiligen Ort, der allen Söhnen Abrahams gewidmet ist, müssen wir weiterhin vom Frieden zwischen allen Glaubensrichtungen in diesem Land träumen und jede Art von Hass und Gewalt verurteilen“, fügte er hinzu.

Weniger friedlich fielen die Kommentare der Hamas-Terrororganisation aus, die Herzog vor einem Besuch gewarnt hatte. Sie erklärte, es sei eine Provokation, die erste Nacht von Chanukka am Schrein zu feiern. Es sei „eine eklatante Verletzung“ der Heiligkeit des Ortes. Die Hamas forderte die Palästinenser auf, sich den israelischen Streitkräften vor Ort entgegenzustellen. Die zionistischen Besatzer trügen die volle Verantwortung für die Auswirkungen ihres „Angriffs“.

Linke Gruppen sprechen von Apartheid

Scharfe Kritik erntete Herzog auch von linken israelischen Gruppen. Die Organisationen „Peace Now“, „Breaking the Silence“, „Crime Minister“, „Mothers Against Violence“ und andere sagten, dass der Besuch des Präsidenten in Hebron „das Apartheidsregime und die ununterbrochene Gewalt durch Siedler legitimiert, unter der die palästinensischen Einwohner der Stadt leben“. Sie behaupteten, Herzog gebe „den jüdischen Terroranhängern und der dort täglich stattfindenden großen Ungerechtigkeit Rückenwind.“

Hebron liegt rund 30 Kilometer südlich von Jerusalem und ist die größte Stadt im sogenannten Westjordanland. Dort leben etwa 1.000 Juden, die unter militärischem Schutz stehen, unter mehr als 200.000 Palästinensern. Die Stadt wird von der Palästinensischen Autonomiebehörde verwaltet. Aber das Gebiet des Grabes und die angrenzenden Bereiche werden von Israel kontrolliert.

Heilig im Judentum und im Islam

In der Grabhöhle Machpela sind gemäß jüdischer Überlieferung Abraham, Isaak und Jakob sowie ihre Ehefrauen Sara, Rebekka und Lea beerdigt. Diese Höhle gilt für den Islam und das Judentum als heilig, so dass Hebron für beide Religionen sehr bedeutend ist. Der israelitische König David wurde dem biblischen Bericht zufolge in Hebron zum König gesalbt.

Das Grab wird vor allem während des Schabbats und an Feiertagen von Juden besucht und von israelischen Soldaten bewacht. Am Patriarchengrab und in der nahen Umgebung kommt es immer wieder zu Angriffen auf Israelis. 1994 ermordete der extremistische Jude Baruch Goldstein mit einem Sturmgewehr 29 betende Muslime in der Ibrahimi-Moschee, hunderte wurden verletzt. Die israelische Regierung und die Mehrzahl der Israelis verurteilten seine Tat. 2017 erklärte das Welterbe-Komitee der UNESCO die Altstadt von Hebron zum palästinensischen Weltkulturerbe, was zu heftigen Protesten Israels führte. 

Foto: Israels Staatspräsident Herzog (Mitte) entzündet in Hebron das erste Licht eines Chanukka-Leuchters. Foto: Gershon Elinson / Flash 90

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