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Israel verschärft Einreise-Bestimmungen erneut – Scharfe Kritik der Kirchen

JERUSALEM, 16.12.2021 (TM) – Die israelische Regierung hat sieben weitere Länder auf die rote Liste gesetzt. Der Besuch dieser Länder ist israelischen Staatsbürgern verboten. Als „rot“ gelten von Sonntag an Frankreich, Spanien, Norwegen, Finnland, Schweden, Irland und die Vereinigten Arabischen Emirate. Israelis, die sich bereits in „roten“ Ländern aufhalten und zurück in ihre Heimat fliegen wollen, müssen in Israel mindestens sieben Tage lang in Quarantäne. Ausländern aus diesen Ländern ist der Besuch Israels verboten. Das ist derzeit aber nicht relevant, da Personen ohne israelische Staatsbürgerschaft generell nicht in Israel einreisen dürfen. Dieses Einreiseverbot hat die Regierung erneut verlängert, dieses Mal bis zum 29. Dezember.

Auch Deutschland bald „rot“?

Israel hatte zuvor bereits 50 afrikanische Staaten sowie Großbritannien und Dänemark auf die rote Liste gesetzt. Der israelische Fernsehsender Channel 12 berichtete am Mittwochabend, dass die Gesundheitsbehörden erwägen, in den kommenden Tagen auch Deutschland, die USA, Portugal, die Türkei, Ungarn, Marokko und Kanada in die Liste der roten Länder aufzunehmen. In dem Bericht hieß es, Premierminister Naftali Bennett wolle die Flugverbotsliste aggressiv angehen und Staaten hinzufügen, bevor dort größere Ausbrüche überhaupt beginnen.

Der Regierungschef begründet die Einschränkungen mit der besonders ansteckenden Omikron-Virusvariante, die er von Israel fern halten wolle. Doch die ist bereits im Land, eingeschleppt von Israelis. Zehntausende Bürger des jüdischen Staates haben während der Chanukka-Feiertage weltweit Urlaub gemacht, trotz Reisewarnungen der Regierung. Prominenteste Auslands-Urlauberin war Gilat Bennett, die Ehefrau des Regierungschefs. Das löste eine Welle der Empörung aus. Auf wenig Verständnis stieß auch, dass viele israelische Familien keinen Besuch von ihren ausländischen Verwandten bekommen durften. Gleichzeitig stellte die Regierung großzügig Sondererlaubnisse für Schönheitsköniginnen und ihre Begleitungen aus aller Herren Länder aus, die in Eilat am „Miss Universum“-Wettbewerb teilnahmen.

Ausnahme für jüdische Touristen

Nun wurden weitere Ausnahmen vom Einreiseverbot bekannt. Davon profitiert Birthright, ein beliebtes Programm, das jungen Juden aus der ganzen Welt kostenlose Reisen nach Israel anbietet. Gruppen aus den USA werden voraussichtlich nächste Woche eintreffen, wobei die Teilnehmer alle vollständig geimpft sind und in kleinen Kapseln bleiben. Für christliche Touristen gibt es jedoch keine Ausnahmen. Darunter leiden die Pilger, die zu Weihnachten traditionell Orte wie Jerusalem, Nazareth und Bethlehem besuchen wollten. Wadie Abunassar, ein Sprecher und Berater der Kirchen im Heiligen Land, unterstrich, verschiedene Konfessionen seien höchst verärgert über die selektive Behandlung. „Rassistische Diskriminierung sollte in keiner Weise akzeptiert werden!“, schrieb er auf Facebook. „Ich fordere die israelischen Behörden auf, alle, die das Land besuchen wollen, ohne Diskriminierung zwischen Religionen gleich zu behandeln.“ Ein Vertreter der katholischen Kirche berichtete, man sei schockiert und wütend über das Vorgehen der Regierung in Jerusalem.

Mit seiner harten Vorgehensweise stößt Regierungschef Bennett auch viele Israelis vor den Kopf. So wollte er einführen, dass geimpfte Israelis in Einkaufszentren mit farbigen Bändchen markiert werden. Nach einem entrüsteten Aufschrei der Öffentlichkeit ruderte er zurück. Viel Kritik musste auch Verkehrsministerin Merav Michaeli einstecken. Sie hatte erklärt, es sei legitim, in der aktuellen Situation die Tourismusbranche zu opfern. Empörte Reiseführer entgegneten, sie seien Menschen und keine Opfertiere. Finanzminister Avigdor Liberman hat die israelische Tourismusindustrie bereits aufgegeben. Er riet Beschäftigten in diesem Sektor, sie sollten sich neue Jobs suchen. Er werde Geld bereit stellen, um Umschulungen zu fördern.

UPDATE: Das israelische Außenministerium hat die Vorwürfe der religiösen Diskriminierung zurückgewiesen. „Diese Vorwürfe sind empörend, falsch und gefährlich“, heißt es in einer Erklärung. „Wir erwarten von religiösen Führern, dass sie sich nicht an grundlosen Diskursen über Hass und Aufstachelung beteiligen und diese fördern, die nur dazu dienen, das Feuer des Antisemitismus anzuheizen und zu Gewalt führen und unschuldigen Menschen Schaden zufügen können. In den vergangenen Tagen hat der Ausnahmeausschuss zahlreiche Genehmigungen für Juden und Christen erteilt. Einige der genehmigten Anträge stammten von den kirchlichen Einrichtungen in Israel, einschließlich der Einreisegenehmigungen für Priester für die bevorstehenden christlichen Feiertage.“

Foto: Weihnachten in Nazareth – auch in diesem Jahr wieder ohne christliche Besucher aus dem Ausland. Foto: Flash 90

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