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Israel setzt Deutschland und die Schweiz auf Liste der Reiseverbote

JERUSALEM, 20.12.2021 (DK) – Für die Tourismusbranche ist es ein Albtraum, der nicht zu enden scheint: Nachdem im November einen Monat lang die Grenzen für geimpfte Touristen geöffnet wurden, macht Israel wieder die Schotten dicht. Immer mehr Länder werden zu “roten Reisezielen” erklärt. Israelis ist die Ausreise in diese “Hochrisikogebiete” untersagt, die Einreise aus besagten Nationen ist ebenfalls nicht gestattet. Nun werden zehn weitere Nationen der Liste hinzugefügt, unter ihnen Deutschland und die Schweiz. Am Mittwoch soll das neue Verbot in Kraft treten, bei dessen Verstoß tausende Shekel Strafe anfällig werden. Nur mit einer Ausnahmebestätigung der Regierung dürfen Israelis vorerst nach Deutschland reisen. Bei der Rückkehr müssen sie sich umgehend in einem staatlich betriebenen Corona-Hotel isolieren und sich danach noch einmal sieben Tage in Heimquarantäne begeben. Noch liegt kein Plan vor, wie die Israelis, die sich derzeit in den Hochrisikogebieten aufhalten, ihren Anspruch auf Rückkehr geltend machen können. Dieselben Bestimmungen gelten ab dem 22. Dezember auch für die USA, Italien, Belgien, Ungarn, Kanada, Marokko, Portugal und die Türkei. Zuvor wurden bereits Großbritannien, Frankreich, Skandinavien und die meisten afrikanischen Staaten auf die “rote Liste” gesetzt.

Überraschende Opposition aus den Reihen der Regierung

Vor der Abstimmung am Sonntagabend erklärte Verkehrsministerin Merav Michaeli der Arbeiterpartei, dass sie sich dem neuen Vorschlag des Gesundheitsministeriums in den Weg stellen wolle. Zum einen geht es Michaeli um die gestrandeten Israelis im Ausland, aber ihr Hauptanliegen ist es, den Fluglinien unter die Arme zu greifen. Sie sagte, die Regierung lasse tausende Arbeiter im Stich „für die dieses Geschäft ihre Lebensgrundlage darstellt. Derzeit gibt es weder eine Vereinbarung über unbezahlten Urlaub noch sonst etwas, das sie unterstützt. Diese Leute leisten wichtige Arbeit und der Staat Israel muss die von den Fluggesellschaften angebotenen Dienste schützen.“ Michaelis Einwand reiht sich in die Kritik an Premierminister Naftali Bennetts Coronapolitik ein, die nur wenig Beifall unter Politikern und in der Bevölkerung findet.

“Israel begräbt die Tourismusbranche lebendig”

Am schlimmsten trifft es jedoch wieder einmal die Tourismusbranche des Landes, die bis zum Jahr 2019 einen entscheidenden Beitrag zur Staatskasse leistete. Seit Juli sind die Fonds für den Wirtschaftszweig ausgetrocknet und Touristenführer sowie Hotelangestellte stehen nach fast zwei Jahren mit leeren Händen da. “Israel begräbt die Tourismusbranche lebendig”, beschwerte sich der israelische Touristenführer Yoav Rotem gegenüber der Times of Israel. Der 39-Jährige muss mit seiner Familie seit Monaten von Bankdarlehen und Erspartem leben. Besonders schockiert zeigten sich Rotem und seine Kollegen über die Ankündigung des Finanzministers Avigdor Liebermans, dass sich Angestellte in der Tourismusbranche beruflich umorientieren sollten. Für eine Umschulung sollen Zuschüsse in der Höhe von mehreren Tausend Schekeln bereitgestellt werden. Allerdings wird dabei nicht in Betracht gezogen, dass neue Ausbildungen auch immer sehr zeitintensiv sind. Für Angestellte, die bereits jahrelange Erfahrung in ihrem eigenen Berufsfeld mitbringen, ist ein solcher Neustart nicht einfach. Das Einreiseverbot für Touristen betrifft indirekt auch andere Branchen, die unter der Schließung der Grenzen leiden. Busunternehmen und Restaurantbesitzer verzeichnen seit Ausbruch der Pandemie ebenfalls hohe Einbußen. 

Die Verschärfung der Einschränkungen wird der Prognose zugeschrieben, dass Israel in den nächsten Wochen einen extremen Anstieg der Infektionsrate verzeichnen wird. Für den Ausbruch ist die neuartige Corona-Variante Omikron verantwortlich. Insgesamt 175 Menschen sind in Israel mit der Mutante infiziert, bei der überwältigenden Mehrheit von ihnen handelt es sich um Reiserückkehrer. Experten befürchten, dass schon bald wieder Schulen und Arbeitsräumlichkeiten abgeriegelt werden müssen. Bei einer Ansprache vor der Knesset am Sonntagabend forderte Regierungschef Bennett die Bürger dazu auf, ihre Kinder impfen zu lassen und möglichst von zu Hause aus zu arbeiten. 

Bild: Reisende am Ben-Gurion Flughafen am 19. Dezember 2021. Quelle: Flash90

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