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Älteste Kneipe im Nahen Osten? Gemeinschaftliches Biertrinken in der Kupfersteinzeit

JERUSALEM, 22.12.2021 (DK) – Bier und Wein sind nach unserer heutigen Vorstellung fester Bestandteil gesellschaftlicher Zusammenkünfte in der Antike gewesen. Aber Alkoholkonsum war nicht schon immer ein selbstverständlicher Teil antiker Kulturen. Bislang wurde angenommen, dass bewusstseinsverändernde Substanzen – und alkoholische Getränke zählen dazu – vor dem Bronzezeitalter nur für religiöse Zwecke eingenommen wurden. Im Licht neuer Funde im israelischen Tel Tsaf im Jordantal müssen diese Annahmen neu hinterfragt werden. Die ausgegrabene Stadt ist nach archäologischen Schätzungen 7000 Jahre alt und Untersuchung von Artefakten weisen darauf hin, dass Bier bereits bei sozialen Trinkgelagen zum Einsatz kam – die prähistorischen Bewohner des Landes genossen demnach die Freuden des flüssigen Golds.

Tonsiebe geben Aufschluss über die Produktion von Bier 

Für ihr gemeinsames Forschungsprojekt haben Prof. Danny Rosenberg von der Universität Haifa und Prof. Li Liu von der Universität Stanford Tonsiebe untersucht, die bei der Produktion von Bier zum Einsatz kamen. Dies konnte an der verbliebenen Speisestärke an den Sieben festgestellt werden. In der prähistorischen Archäologie bleibt immer viel Spielraum für Spekulation. Dass Bier gesellschaftlich konsumiert wurde, stützt sich vor allem auf den Fakt, dass große Mengen von Weizen angebaut wurden. Rosenberg gesteht dies offen ein: „Ob das Bier, dessen Reste wir in Tel Tsaf gefunden haben, regelmäßig oder speziell für gesellschaftliche Großveranstaltungen hergestellt wurde, ist derzeit nicht bekannt“, sagt Rosenberg. „Wir hoffen, dass wir in naher Zukunft weitere Beweise für die Bierproduktion in dieser Ortschaft und an anderen Standorten finden, um die Rolle von Alkohol in alten Gesellschaften besser zu verstehen.“ Der Forscher betonte, dass die Stadt Tel Tsaf besonders interessant sei, da es eine der wenigen bekannten Gemeinden in der Region aus der Kupfersteinzeit ist, einer Zeit des Übergangs von landwirtschaftlichen Gesellschaften, die sich in kleinen Gemeinschaften organisierten, hin zum Bau größerer Städte. 

In ihrem veröffentlichten Artikel fassten die Wissenschaftler die Ergebnisse ihrer Arbeit folgendermaßen zusammen: „Basierend auf unseren Ergebnissen scheint es, dass während verschiedener Phasen der Kupfersteinzeit in der südlichen Levante Alkohol in verschiedenen Zusammenhängen produziert und konsumiert wurde.“ Sie schreiben weiter: „Während wir davon ausgehen können, dass sich der Ausschank und Konsum von Alkohol im Laufe der Zeit verändert hat und von geografischen und kulturellen Normen und Gebräuchen abhing, ist es klar, dass die vom Alkoholkonsum begleiteten Interaktionen in immer komplexer werdenden sozialen Kontexten stattfanden.“

Menschen vor 14.000 Jahren tranken bereits Bier

Rosenberg ist schon lange im Feld der Forschung des altertümlichen Alkoholkonsums aktiv. In einer im Jahr 2014 veröffentlichten Studie, präsentierte der israelische Wissenschaftler noch beeindruckende Ergebnisse: In einer Grabstätte aus der Jungsteinzeit, die auf dem Berg Karmel entdeckt wurde, fand er Hinweise auf Bierkonsum von Menschen vor 14.000 Jahren. Damals soll das Getränk jedoch nur zu den Begräbnis-Ritualen eingenommen worden sein. 

Bild: Ausgrabungen in Tel Tsaf. Quelle: Boaz Garfinkel/Hebräische Universität

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