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Ein Weihnachtswunder für Nazareth: Israelische Touristen strömen in biblische Stadt

NAZARETH, 26.12.2021 (DK) – In kleinen Buden werden Glühwein, Plätzchen und Krippenfiguren angeboten, es spielt Weihnachtsmusik im Hintergrund und es glitzern bunte Lichter. Fast möchte man meinen, man befände sich auf einem Weihnachtsmarkt in Europa. Tatsächlich aber handelt es sich um die in Nazareth ausgerichteten Feierlichkeiten zum Weihnachtsfest, mitten in Israel. Bei den Besuchern handelt es sich zum Großteil nicht um Kirchgänger, sondern um jüdische und muslimische Touristen, die am Weihnachtsfest, das sie oft nur aus Filmen kennen, teilhaben wollen. Zehntausende strömten übers Wochenende in die biblische Stadt. Für die ansässigen Geschäftsleute ist es ein kleines Weihnachtswunder, nachdem Nazareth, wie so viele andere Orte in Israel, unter den ausbleibenden Pilgern leidet. 

Israelische Weihnachtsliebhaber feiern dieses Jahr im eigenen Land

Um die Winterzeit, gerade während der Hanukkah-Ferien, reisen Israelis gerne nach Europa, um dort die winterlichen Landschaften und berühmten Weihnachtsmärkte zu besuchen. Da Israel die Reisebestimmungen für die meisten Länder verschärft hat, müssen sie dieses Jahr zuhause bleiben. Es befinden sich unter anderem Deutschland und die Schweiz auf der Liste der roten Länder, so dass ein Besuch wie etwa auf dem beliebten Frankfurter Christkindlmarkt aufgrund von Corona ausbleibt. Viele der Weihnachtsliebhaber unter den Israelis wandten sich deshalb inländischen Angeboten zu. Livnat Kizner sagte gegenüber der Zeitung Yedioth Ahronoth, dass der Besuch in der arabisch-israelischen Stadt ein guter Ersatz für eine Auslandsreise sei. „Es erinnert sehr an Europa, mit den Geräuschen, den Gerüchen, dem gesamten Erlebnis. An solchen Orten kann man in Israel definitiv Spaß haben auch wenn man nicht fliegen kann.“

Ungewöhnlich viele Israelis kamen in diesem Jahr zum Weihnachtsfest nach Nazareth.
Foto: Michael Giladi/Flash90

Leere Gassen in Bethlehem am Heiligabend

Während Nazareth sich über die überraschenden Besucherzahlen freuen konnte, war das Weihnachtsfest in Bethlehem für viele der ansässigen Bewohner eine herbe Enttäuschung. Wie jedes Jahr zogen christliche Pfadfindergruppen mit ihren Dudelsäcken durch die Gassen der Altstadt. Doch nur wenige kamen, um der traditionellen Prozession beizuwohnen. Die Verzweiflung vieler Verkäufer, Hoteliers und Restaurantbesitzer, für die der Tourismus ihre Lebensgrundlage darstellt, hat selbst in Deutschland Schlagzeilen gemacht. Rund hundert Menschen, fast ausschließlich christliche Palästinenser, fanden sich auf dem Vorplatz der Geburtskirche ein, um dort die berühmte Mitternachtsmesse zu feiern. Vor Corona tummelten sich in der Christnacht Tausende von Touristen, es war fast unmöglich, einen Stehplatz zu finden.

Victor Epiphane Tabash besitzt einen kleinen Souvenirshop auf dem Krippenplatz. Seit 57 Jahren verkauft er seine Waren an Pilger, die seine Stadt besuchen. Dieses Jahr ging er allerdings leer aus. Gegenüber der Zeitung Times of Israel klagte Tabash: „Wir haben die Intifadas und Kriege erlebt. Aber das Coronavirus ist schlimmer.“ Israelis ist ein Aufenthalt in Bethlehem, welches in der Zone A des sogenannten Westjordanlands liegt, nicht gestattet. 

Seit dem Ausbruch der Pandemie bleiben die Türen vieler Geschäfte in Israel und im sogenannten Westjordanland geschlossen. In diesem Jahr waren die Grenzen des jüdischen Staates nur für kurze Zeit im November für Individualtouristen geöffnet worden. Während vor Corona Touristen vor den Stätten überall im Heiligen Land Schlange standen, herrscht heute gähnende Leere. Im Jahr 2019 zählte Israel nach Regierungsangaben einen Rekordwert von 4,5 Millionen Touristen. Seit Januar 2021 wurde der Einlass von rund 370.000 ausländischen Reisenden verzeichnet. 

Bild: Die Besucher bestaunen die traditionelle Weihnachtsparade in Nazareth am 25. Dezember. Foto: Michael Giladi/Flash90

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