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Grüner Pass in Einkaufszentren – Israelis missachten neue COVID-Regelungen

JERUSALEM, 29.12.2021 (NH) – Um eine Ausbreitung der hochansteckenden Virusmutante Omikron in Israel zu verhindern, sollen neue Regelungen in geschlossenen Einkaufszentren und Geschäften für Ordnung sorgen. Doch bei einem Blick in die Kaufhäuser Jerusalems scheinen die neuen Auflagen und Richtlinien weder die Ladenbesitzer noch die einkaufsfreudigen Israelis zu interessieren. Verwirrte Wachmänner, fehlende Inspektoren und unübersichtliche Auflagen wurden am ersten Tag der neu geltenden Richtlinien im Land verzeichnet.

Service nur bei “Grünem Pass”

Anfang dieser Woche hat die israelische Regierung mit strengen Beschränkungen einen weiteren Versuch unternommen, die schnelle Ausbreitung der Omikron-Variante einzudämmen. Demnach dürfen nur Personen, die über einen gültigen “Grünen Pass” verfügen oder einen negativen Test vorlegen können, die Läden in den verschiedenen Einkaufszentren betreten. Der Pass kommt einem Impf- oder Genesungszertifikat gleich. Verfügt ein Einkäufer nicht über einen gültigen Corona-Ausweis, wird ihm der Zugang zur Kaufhalle zwar gestattet, jedoch darf er in Geschäften über 100 Quadratmetern nicht bedient werden. In einem kleineren Geschäft nebenan darf sich der gleiche Konsument jedoch frei bewegen. Die Richtlinien mögen für die Entscheidungsträger der amtierenden Bennett-Regierung plausibel erscheinen, doch für viele potenzielle Käufer und Ladenbesitzer sind die Einschränkungen nicht nachzuvollziehen.

Vielleicht werden genau aus diesem Grund die neuen Vorschriften kaum oder gar nicht beachtet.

Die neuen Regelungen traten gestern offiziell in Kraft. Doch bei einem kurzen Blick in israelische Kaufhäuser könnte man sehen: Die neuen Verordnungen werden als Empfehlung aufgenommen und nicht als feste Regeln.

Ladenbesitzer beklagen Konsumrückgang

Während viele Verkäufer tatsächlich Schilder am Eingang anbringen, um potenzielle Käufer über die geltenden Regelungen zu informieren, scheint die Durchsetzung in den meisten Läden eher nachlässig zu sein. Die meisten Geschäfte stellten kein Kontrollpersonal am Eingang auf, um die benötigten grünen Abzeichen einzusehen. Auch Kinder passieren problemlos die Schwelle. Inspektoren oder Polizisten waren in den Zentren kaum zu sehen und selbst die Maskenpflicht wird von einigen Israelis missachtet.

Viele Ladenbesitzer versprechen, den ersten Tag der Corona-Beschränkung zur benötigten Vorbereitung zu nutzen und die Auflagen in den nächsten Tagen durchzusetzen. Dennoch gibt es Geschäftsführer, die angekündigt haben, die Richtlinien so zu befolgen, wie sie es persönlich für richtig halten. Die Krankenakte eines Kunden zu durchleuchten und dann zu entscheiden, ob er bedient wird oder nicht, ist für viele eine Grenze.

“Nach drei Lockdowns haben sich die Käufer an den Einkauf über das Internet gewohnt und bei vielen hat sich der Konsum auch so schon drastisch geändert”, beklagt Schlomi, Besitzer eines kleinen Spielwarenstandes in der Azrieli Mall. Die meisten Ladenbesitzer sehen die Auflagen mit gemischten Gefühlen und haben Angst, ein weiteres Mal Verluste zu verschreiben. Ob die neuen Richtlinien die Ausbreitung der Omikron-Variante also tatsächlich eindämmen ist fraglich.

Titelbild: Das Einkaufszentrum Hadar in Talpiot- Jerusalem. Nur wenige Israelis besuchten das Einkaufszentrum in den vergangenen Tagen. Foto: Yonatan Sindel / Flash90

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