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Kleine Geschäfte in Israel stehen wegen Omikron erneut vor dem Aus

JERUSALEM, 10.01.2022 (DK) – Seit seinem Amtsantritt hat Israels Premierminister Naftali Bennett Lockdowns um jeden Preis vermieden. Als Hauptgrund galten die hohen wirtschaftlichen Einbußen, die der Staat während der Schließungen im Jahr 2020 einfuhr. Stattdessen setzte Bennetts Regierung auf milde Maßnahmen und Booster-Impfungen. Doch auch die neue Corona-Strategie fordert jetzt ihren Tribut. Aufgrund der rapiden Ausbreitung der Omikron-Variante, müssen sich immer mehr Menschen in Quarantäne begeben. Laut Schätzungen könnten sich bis Ende Januar zwischen zwei und vier Millionen Israelis mit Omikron angesteckt haben – damit befände sich rund ein Viertel aller Arbeitskräfte in Isolation. Besonders hart könnte es dabei wieder Israels kleine Geschäfte treffen. Bereits im vergangenen Jahr mussten viele Familienbetriebe und Einzelhändler ihre Türen schließen. 

Einzelhändler brauchen Finanzspritzen um sich über Wasser zu halten

„Es muss alles getan werden, damit die Menschen nicht unter die Armutsgrenze fallen“, sagte der Generaldirektor des israelischen Versicherungsinstituts Meir Spiegler am Sonntag. „Es besteht kein Zweifel, dass die Zahl der Menschen in Quarantäne drastisch steigt. Wir müssen auf die Situation acht geben, damit die Menschen ihren Lebensunterhalt bestreiten können.“ Er mahnte die Regierung, Menschen aus schwachen sozialen Schichten in dieser schwierigen Zeit finanzielle Hilfestellungen zu geben. Gerade Geschäftsinhaber sind auf die staatlichen Finanzspritzen angewiesen. Da die Israelis fürchten sich anzustecken, bleibt in vielen Läden die Kundschaft aus. Schon seit langem hat sich das Konsumverhalten hin zum Online-Einkauf bewegt. Wenn nun weitere Einschränkungen auferlegt werden und Arbeitskräfte für lange Zeit ausfallen, stehen die Geschäfte so einmal mehr vor dem Aus. 

Der Beginn des dritten schweren Jahres in Folge für Geschäftsinhaber

Vergangenes Jahr wurde der israelische Falafelhändler Yuval Carmi durch ein Fernsehinterview mit dem Fernsehsender Kanal 13 bekannt. Carmi brach vor dem Fernsehteam in Tränen aus, als erzählte wie die Corona-Maßnahmen seinen Imbissstand in Aschdod zerstört hatten. „Schauen Sie sich meine Brieftasche an, sie ist leer“, so Carmi bei dem Interview. „Es ist mir von meinen Kindern peinlich, ihnen zu sagen, dass ich nichts für Sie kaufen kann. Ich habe ihnen nichts zu geben. Ich habe ihnen nichts zu essen zu geben.” Auch ein Schuhhändler in Tel Aviv machte Schlagzeilen, als er alle Schuhe für Passanten auf die Straße stellte ohne einen Preis zu verlangen. Der Geschäftsinhaber konnte sich die Miete aufgrund des ausbleibenden Einkommens nicht länger leisten. 

Derzeit werden jeden Tag Rekordzahlen an Neuininfektionen verzeichnet. Auch die Zahl der schwer erkrankten Corona-Patienten steigt an, aber deutlich langsamer als die der Neuinfektionen. Inzwischen sind 205 schwere Fälle registriert worden, doppelt so viele wie in der Vorwoche. Außerdem hat die Zahl der aktiven Corona-Fälle einen Rekordwert von 115.000 erreicht. 

Bild: Ein Geschäft schließt während der Pandemie auf der King George Street in Jerusalem. Quelle: Hadas Parush/Flash90

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