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Wurm-Plage in Israel: 2700 Jahre alte Toilette gibt Aufschluss über Beschwerden in der Antike

JERUSALEM, 05.01.2022 (DK) – Vor über zwei Jahrtausenden galten private Sanitäranlagen als Luxusgut. Als Forscher bei Ausgrabungen im Herbst vergangenen Jahres eine 2700 Jahre alte Toilette freilegten, galt sie als sicherer Hinweis auf ein reiches Anwesen. Doch mit Geld kann man nicht alles kaufen. Weitere Forschungsergebnisse zeigen jetzt auf, dass die Anwohner der Villa an schweren körperlichen Beschwerden litten. Die Besitzer waren von mehreren Darmparasiten geplagt, die neben Durchfall und Juckreiz auch zu extremen Magenschmerzen führen können. Es wird sogar spekuliert, ob es sich um eine Parasiten-Epidemie handelte, die einen großen Teil der Israeliten zur Zeit des ersten Tempels befiel.

Parasiten waren Gefahr für Kinder in der Antike

Die Universität in Tel Aviv und die israelische Altertumsbehörde haben ihre jüngsten Forschungsergebnisse zu dem Fund gemeinsam veröffentlicht. Nach der Untersuchung von Sedimentproben aus der Grube unter der Toilette, wurden vier verschiedene Arten von Darmparasiten – Spulwürmern, Bandwürmern, Peitschenwürmern und Madenwürmern – identifiziert. Archäologin Dafna Langgut erläuterte, dass eine Erkrankung auch ernste Konsequenzen nach sich ziehen konnte: „Einige von den Parasiten sind besonders gefährlich für Kinder und können zu Unterernährung, Entwicklungsverzögerungen, Schäden des Nervensystems und im Extremfall sogar zum Tod führen.“

Parasiten sind auch heute keine Seltenheit. In Kindergärten stecken sich Kinder immer wieder mit Läusen oder Madenwürmern an. Ohne medizinische Behandlung bleibt das Problem bestehen – das war vor zweitausend Jahren nicht anders. So konnten Parasiten zu lebenslangen Leiden führen. Langgut vermutet, dass sich die Parasiten aufgrund schlechter sanitärer Bedingungen ausbreiteten. Vermutlich ist die „Verunreinigung von Nahrungsmitteln und Trinkwasser durch Fäkalien“ verantwortlich zu machen. Aber auch die einfache Befolgung von Hygienevorschriften war in der Antike keine Selbstverständlichkeit. Ein weiterer Grund könnte der Verzehr von rohem Rind- oder Schweinefleisch darstellen. 

Geschichte erwacht durch Funde zum Leben

Israel ist das Land der Archäologie. Vor jedem Bauprojekt muss der Grund und Boden nach Gesetz zuerst auf historische Spuren untersucht werden. Durch den Fund der antiken Villa in Armon Hanatziv erwacht Geschichte einmal mehr zum Leben. Das Haus soll einen kleinen Obstgarten besessen haben und eine Aussicht über die Davidsstadt. Langgut beabsichtigt mit Hilfe von Sedimentproben auch die Ernährungsweise und den Einsatz von Kräutern vor 2700 Jahren zu untersuchen. „Studien wie diese helfen uns, die Geschichte der Infektionskrankheiten in unserer Region zu dokumentieren und geben uns einen Einblick in das Leben der Menschen in der Antike“, so die Forscherin. Ein unerwarteter Fund hilft uns somit, das antike Israel besser zu verstehen.

Bild: Eine 2700 Jahre alte Toilette aus Kalkstein bei Ausgrabungen in Armon HaNatziv. Quelle: Israelische Altertumsbehörde

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