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Gewaltausbrüche zwischen Siedlern und Grenzpolizisten im umstrittenen Homesh

HOMESH, 11.01.2021 (NH) – In Homesh, einem als illegal erklärten Außenposten im sogenannten Westjordanland, und der Siedlung Givat Oz Zion, ist es zu schweren Zusammenstößen zwischen israelischen Sicherheitskräften und Thora-Studenten gekommen. Die Grenzpolizei und Soldaten trafen an beiden Schauplätzen gleichzeitig ein. In Givat Oz Zion ging es um den Abriss und die Evakuierung mehrerer Gebäude – in Homesh sollten die Sicherheitskräfte einen Teil der Ausrüstung einer Thora-Schule beschlagnahmen. An beiden Orten stießen die Beamten auf heftigen Widerstand seitens der Siedler und Studenten. Mindestens vier Siedler und acht Grenzpolizisten wurden bei den Auseinandersetzungen verletzt.

Siedler klagen über Polizeigewalt

In Homesh kam es bei der Beschlagnahmung von der Ausstattung der jüdisch-religiösen Schule, einer sogenannten Jeschiwa, zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Die Thora-Schüler berichteten von Verletzungen und schwerer Gewalt durch die Grenzpolizei. Ihr Widerstand sei passiv gewesen und rechtfertige nicht das übermäßig harte Durchgreifen der Polizisten und Soldaten. Nach Angaben der Thora-Studenten schlugen, erwürgten und traten die Grenzpolizisten die Schüler vor laufender Kamera. Dazu wären sie gewaltsam evakuiert und mit Tränengas besprüht worden. Die Zivilverwaltung der Umgebung verließ den Außenposten nach Gesprächen zwischen den Jeschiwa-Rabbinern und den israelischen Sicherheitskräften.

Zur gleichen Zeit fand die Evakuierung der illegalen Siedlung Givat Oz Zion, in der zwei Familien und einige junge Menschen ansässig waren, statt. Es handelt sich um die sechste Räumung binnen eines Monats. Um es den Polizeikräften zu erschweren, ketteten sich zwei junge Männer an eine provisorische Eisenanlage. Nach stundenlangen Anstrengungen wurden beide Männer befreit und verhaftet. Zur gleichen Zeit riss das Personal der Zivilverwaltung die restlichen Gebäude der Siedlung ab. „Es gibt Hunderte von illegal gebauten arabischen Häusern um uns herum, aber Ministerpräsident Naftali Bennett und Ayelet Shaked entscheiden sich dafür, die Häuser der Juden zu zerstören.“, erklärten die Bewohner von Givat Oz Zion.

Umstrittene Thora-Schule sorgt für politischen Eklat

Yossi Dagan, der Vorsitzende des Regionalrats von Samaria, zeigte sich schockiert über die gewaltvollen Szenen. „Anstatt den Feind zu bekämpfen, schicken wir unsere Soldaten, unsere Brüder und Kinder, ein paar Bretter von Familien und Jeschiwa-Schülern zu konfiszieren. Und das, nachdem ihr Freund bei einem Terrorangriff vor weniger als einem Monat vor ihren Augen ermordet wurde,“ so Dagan. Er sieht die Schuld bei der israelischen Regierung.

Am Wochenende stellte der Leiter des Regionalrats ein Protestzelt vor dem Büro des Premierministers auf und forderten, den Abriss der Thora-Schule zu überdenken. Vorsitzende Rabbiner der Jeschiwa erklären, dass die Szenen inhaftierter Thora-Schüler an dunkle Zeiten erinnern und dass eine solche Politik den Terrorismus belohne. Die kleine Thora-Schule befindet sich seit 15 Jahren auf den Ruinen der ehemaligen Homesh-Siedlung in der Region Samaria. Die ursprüngliche Jeschiwa wurde auf palästinensischem Land gebaut, dass dem nahe gelegenen Dorf Burqa gehören soll. Der Oberste Gerichtshof sprach den ansässigen Palästinensern das Recht zu, ihr Land auf dem Hügel zu bewirtschaften. Im Dezember vergangenen Jahres wurde Yehuda Dimentman, ein Student der Homesh-Jeschiwa von einem palästinensischen Terroristen erschossen, als er mit seinem Auto die Siedlung verließ. Zwei seiner Mitfahrer wurden bei dem Attentat schwer verletzt. Die Familie des Opfers hatte zuletzt die Regierung gebeten, die Siedlung wieder zu errichten und die Thora-Schule in Gedenken an Yehuda Dimentman gesetzlich zu genehmigen.

Titelbild: Gestrige Proteste gegen den Abriss der Thora-Schule des illegalen Außenpostens Homesh vor dem Büro des Premierministers in Jerusalem. Auf den Plakaten heißt es „Keine Belohnung für den Terror“. Foto: Yonatan Sindel / Flash90

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