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Israels arabischer Vize-Polizeipräsident wegen Skandal zum Rücktritt gezwungen

JERUSALEM, 01.02.2022 (DK) – Israels arabischer Vize-Polizeichef Jamal Hakrush ist im jüdischen Staat für seine vielen Errungenschaften bekannt. Jetzt sah sich Hakrush sich nach 44 Jahren Dienst aufgrund eines Skandals gezwungen, sein Amt niederzulegen. Die israelische Tageszeitung Haaretz hatte Videomaterial veröffentlicht, in dem Hakrush allem Anschein nach von einem Tatort flieht. Zuvor war er über das schwer verwundete Opfer einer Messerattacke gestolpert. Hakrush soll zehn Minuten später wieder zum Haus zurückgekehrt sein, wo verwirrte Polizisten über seine frühere Anwesenheit informiert waren. Der hochrangige Polizeibeamte bestritt, fahrlässig gehandelt zu haben. Nach eigenen Angaben habe er das Gelände gesichert und Verstärkung gerufen. Das Video hat dennoch in ganz Israel für Empörung gesorgt.

Polizeichef leitet Untersuchung zu Vorfall ein

Zu seiner Verteidigung erklärte Hakrush in einem Fernsehinterview vergangene Woche, dass er sich bei dem Vorfall vor zwei Jahren an die polizeilichen Vorschriften gehalten hätte. Als Polizeioffizier sei seine erste Aufgabe gewesen, die Szene „steril“ zu halten und dafür zu sorgen, dass der Schuldige verhaftet würde. Allerdings ist dies nicht mit seiner nachweislichen Flucht vom Tatort vereinbar. In den Medien wurde außerdem angeprangert, dass die Polizei über die Kameraaufnahmen informiert gewesen war. Hakrush hielt dagegen, dass die Berichterstattung einseitig sei und der Integration arabischer Israelis in den Sicherheitskräften schade. Israels Polizeipräsident Kobi Shabtai hielt sich mit öffentlichen Kommentaren zurück, leitete jedoch eine Untersuchung zu dem Fall und seiner möglichen Vertuschung ein.

Es kam vor allem deswegen zu einem Aufschrei, da Hakrush die Bemühungen zum Kampf gegen die grassierende Gewalt in der arabisch-israelischen Gesellschaft leitet. 128 Araber starben im vergangenen Jahr im Rahmen der sich fortsetzenden Mordserie. Hinter den Taten verbergen sich oft kriminelle Banden und Clans. Umso erschreckender, dass ein hochrangiger Polizeibeamter das schwerverwundete Opfer einer Messerstecherei offenbar am Tatort alleine lässt. Der Mann wurde im Krankenhaus später für tot erklärt.

Am Montag informierte Hakrush seinen Vorgesetzten Shabtai über seinen Rücktritt. Shabtai betonte, dass „nichts die vielen Errungenschaften auslöschen kann“, die sich sein arabischer Kollege bei der israelischen Polizei verdiente. Auch der Minister für öffentliche Sicherheit, Omer Barlev, bedankte sich für Hakrushs Dienst, fügte jedoch hinzu, dass er seinen Rücktritt im Lichte der jüngsten Ereignisse für „angemessen“ halte.

Hakrush war erster arabischer Vizepräsident der israelischen Polizei

Hakrush galt lange als Vorbild für muslimische Araber, sich dem Staat Israel im Kampf gegen die Kriminalität anzuschließen. Unter den rund zwei Millionen arabischen Israelis herrscht ein tiefes Misstrauen gegenüber dem jüdischen Staat. Hakrush wurde zum ersten arabischen Polizisten, der einen solch hohen Rang bekleidete. Er bemühte sich viele Jahre um die Integration junger Männer und Frauen mit arabischem Hintergrund in die Sicherheitskräfte.

Bild: Israels stellvertretender Polizeipräsident Jamal Hakrush bei einer Knesset-Sitzung. Quelle: Yonatan Sindel/Flash90

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