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Delegation setzt sich bei Atomgesprächen in Wien für Israels Interessen ein

JERUSALEM/WIEN, 16.02.2022 (DK) – Israel hat eine Delegation zu den Verhandlungen über die Wiederbelebung des Atomabkommens in Wien entsandt. Für den jüdischen Staat steht viel auf dem Spiel: Experten zufolge könnte der Iran bereits innerhalb der nächsten Wochen genug Uran für den Bau einer Atombombe angereichert haben. Da Teheran dem jüdischen Nachbarn in der Region seit Jahren mit Vernichtung droht, nimmt Jerusalem diese Gefahr sehr ernst. Es wird von israelischer Seite befürchtet, dass die neu verhandelten Bedingungen nur sechs Monate Zeit gewinnen. Bevor ein solches Abkommen beschlossen wird, erhofft sich Israel mit der Aussendung von Diplomaten und Experten, Teherans Verhandlungspartner von der Notwendigkeit härterer Richtlinien zu überzeugen. 

Teheran zeigt sich nicht kompromissbereit

Die Versuche Deutschlands, Frankreichs, Englands und der USA das Abkommen aus dem Jahr 2015 wieder ins Leben zu rufen, haben immer wieder schwere Rückschläge erlitten. Nicht zuletzt wurde dem Mullah-Regime vorgeworfen, kein Interesse an einem neuen Vertrag zu zeigen. Vor allem seit der islamische Hardliner Ebrahim Raisi an die Macht gekommen ist, gibt es nur wenig Hoffnung auf eine gemeinsame Verhandlungsbasis. Mit den USA weigern sich die Iraner bis jetzt direkte Gespräche zu führen. So müssen die Europäer, sowie die anwesenden Vertreter Russlands und Chinas immer wieder zwischen den beiden Parteien vermitteln.

Ankunft israelischer Delegation sorgt für Zündstoff

Der Iran steckt aufgrund von Sanktionen und der Pandemie in einer schweren Wirtschaftskrise. Obwohl das Land vor dem Ruin steht und die Bevölkerung zunehmend unzufrieden wird, lassen sich die Mächtigen Teherans kaum zu einem Kompromiss bewegen. Auf die Ankündigung der USA Anfang Februar, dass sie einseitig Sanktionen erleichtern würden, kam nur eine verhaltene Antwort. Es hieß lediglich, dass sich die USA zuerst einmal beweisen müssten. Als die Verhandlungen im November wieder neu aufgenommen wurden, kündigte der Iran außerdem nur einen Tag später neue Pläne zur Herstellung von Zentrifugen an. Ob es Raisi und seiner Regierung also tatsächlich an einem Deal gelegen ist, bleibt unklar. Für Israels unerwartete Präsenz bei den Verhandlungen in Wien fand das Regime jedoch klare Worte. Ein staatlicher Nachrichtensender veröffentlichte folgende Botschaft auf Twitter: „Die unerwartete Anwesenheit von Zionisten in Wien ist zweifellos ein Hindernis für den Fortschritt von #ViennaTalksalks in der aktuellen Situation“, hieß es. „Der Dialog zwischen Vertretern von #Israel mit Grossi und Ulyanov, mit welchem ​​Ziel auch immer, ist ein Schritt in Richtung einer destruktiven Rolle von Israels Regime.“

Teheran hat sich die Auslöschung Israels seit Jahrzehnten auf die Fahnen geschrieben. Durch die Unterstützung israelfeindlicher Terrorgruppen an der Grenze des jüdischen Staates und im Land selbst, wird dieses Ziel auch stetig vorangetrieben. In den vergangenen Jahren führen Teheran und Jerusalem außerdem einen sogenannten Schattenkrieg. Es werden immer wieder Ziele, vorrangig militärische Stützpunkte, des jeweils anderen Landes unter Beschuss genommen. Das Atomabkommen von 2015 sollte dem lang stehenden Konflikt Abhilfe schaffen und Sicherheit in der Region garantieren. Dann legte die israelische Regierung unter Premierminister Benjamin Netanjahu jedoch geheime Pläne des Iran offen, die gegen die Richtlinien des Abkommens verstießen. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump zog sich daraufhin aus dem Abkommen zurück. Sein Nachfolger Joe Biden, will die Iraner wieder zurück an den Verhandlungstisch zwingen. 

Bild: Benjamin Netanjahu präsentiert geheime Atompläne des Iran im Jahr 2018. Die USA zog sich aufgrund der Informationen aus dem Atomabkommen zurück. Quelle: Miriam Alster/Flash90

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