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Im Gazastreifen explodiert die Nachfrage nach Hebräisch-Unterricht

JERUSALEM, 24.02.2022 (NH) – Nachdem Israel 10.000 neue Arbeitsgenehmigungen für die Bewohner des Gazastreifens erteilt hat, wollen immer mehr Gaza-Palästinenser Hebräisch lernen.  Sprachzentren in Gaza berichten, dass sich die Zahl der Interessenten in den vergangenen Monaten mehr als vervierfacht hat. Die Kurse seien restlos ausgebucht. 

Hoffnung auf Arbeit

Um die Anspannungen nach der jüngsten Militäroffensive „Shomer Chomot“ im Mai vergangenen Jahres zu lösen, ließ Israels Verteidigungsminister Benny Gantz 10.000 neue Arbeitsgenehmigungen ausstellen. Damit ist es Palästinensern möglich, die israelischen Grenzposten zu passieren und innerhalb des jüdischen Staates zu arbeiten. Israel hat bereits gegen Ende 2021 mit der Vergabe von Arbeitsgenehmigungen begonnen.

Tausende Palästinenser verbinden nun ihre neu erworbenen Hebräischkenntnisse mit der Hoffnung, einen Arbeitsplatz in Israel zu finden. Schätzungsweise 64 % der Bevölkerung des Gazastreifens leben in Armut. Mit einer Arbeitslosigkeit von mehr als 50 % würden Beschäftigungsmöglichkeiten auf israelischer Seite neue Einkommensquellen für die palästinensische Bevölkerung darstellen. Ein Tageslohn in Israel kommt palästinensischen Quellen zufolge einem Wochenverdienst in Gaza gleich.

Dass das Interesse an Sprachkursen unter diesen Voraussetzungen in die Höhe schoss, ist verständlich. Die palästinensischen Arbeitskräfte hoffen, durch die Hebräischkurse mit ihren zukünftigen Arbeitgebern und den israelischen Soldaten an den Grenzposten kommunizieren zu können.

Auf israelischer Seite erwartet man, durch neue Arbeitsplätze die Wirtschaft in Gaza anzukurbeln und langfristig zu verbessern. Eine Stabilität des Gazastreifens dient der Ruhe und Sicherheit in der Region.

„Sprache der Besatzer“ war verboten

Vor Beginn der zweiten palästinensischen Intifada im Jahr 2000 waren mehr als 130.000 Gazaner innerhalb Israels beschäftigt. Wegen anhaltendem Terror und dem Rückzug Israels aus Gush Katif im Jahr 2005, wurden nach palästinensischen Angaben den meisten Beschäftigten ein Arbeitsverbot erteilt.

Tatsächlich hatte die palästinensische Autonomiebehörde im Jahr 1999 den Hebräisch-Unterricht an Schulen und privaten Sprachzentren verboten. 2012 machte Gaza einen Rückzieher und das Bildungsministerium der Hamas erlaubte, die „Sprache der Besatzer“ an palästinensischen Schulen zu unterrichten. Die hebräische Sprache wurde nicht zum Pflichtfach, so wurde jedem Schuldirektor selbst überlassen, ob er seine Schüler unterrichten wollte oder nicht. Den Schülern stand Französisch oder Hebräisch zu Auswahl, wobei die meisten den Hebräisch-Unterricht vorzogen. Selbst der Sohn des Hamas-Premierministers Ismail Haniyeh entschied sich für das Hebräischstudium. Bald wurde der Sprachunterricht zum Gaza-Trend. Hunderte Palästinenser belegten Kurse in Sprachzentren, die der Hamas unterstehen.

Mit den neuen Arbeitserlaubnissen ist das Hebräischstudium im Gazastreifen 2022 beliebter denn je.

Titelbild: Seit 2012 steht in palästinensischen Schulen der Hebräisch-Unterricht zur Auswahl. Foto: Nasser Ishtayeh / Flash90

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