zurück zu Aktuelles

Al-Jazeera verklagt Israels Militär wegen getöteter Journalistin vor Internationalem Strafgerichtshof

JERUSALEM, 07.12.2022 (NH) –Der arabische Fernsehkanal al-Jazeera reicht beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag Klage gegen Soldaten der israelischen Armee ein. Ihnen wird die Tötung der palästinensischen Journalistin Shireen Abu Akleh im Mai in Jenin vorgeworfen. Angeblich liegen dem Sender neue belastende Beweise vor, die belegen sollen, dass Abu Akleh und ihr Journalistenteam einem gezielten Beschuss der israelischen Armee (IDF) ausgesetzt waren. Der Tod der arabischen Christin, die auch US-Staatsbürgerin war, löste weltweite Kontroversen und Bestürzung aus.

„Neue Beweise widersprechen Armeeangaben“

In einer offiziellen Stellungnahme erklärte der in Katar ansässige Fernsehsender, dass eine internationale Rechtskoalition gebildet worden sei. Das Gremium bestehe aus einem Anwaltsteam des Fernsehsenders und weiteren internationalen Rechtsexperten. Der Ausschuss sei jetzt zu der Entscheidung gekommen, den Fall vor den internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu bringen.

Das gesammelte Beweismaterial enthalte Interviews und Augenzeugenberichte von Abu Aklehs Kollegen sowie Videoaufnahmen der vermeintlichen Tötung. Das Filmmaterial zeigt die Ankunft der 51-jährigen Journalistin am Tatort, einige kurze Diskussionen und das plötzliche Tötungsszenario. Al-Jazeera wies darauf hin, dass sich keine palästinensischen Bewaffneten in unmittelbarer Nähe der Journalistin befunden hätten und behauptet, Israel habe die Reporterin absichtlich getötet.

Militante Palästinenser begleiten die Beerdigung der Journalistin ShireenAbu Akleh. Der Fernsehkanal Al-Jazeera behauptet, das israelische Militär habe die 51-Jährige absichtlich erschossen. Foto: Nasser Ishtayeh/Flash90
Gewaltbereite  Palästinenser begleiteten die Beerdigung der Journalistin ShireenAbu Akleh. Der Fernsehkanal Al-Jazeera behauptet nun, das israelische Militär habe die 51-Jährige absichtlich erschossen. Foto: Nasser Ishtayeh/Flash90

Klage auch wegen Militäroperation in Gaza

Nach Angaben israelischer Armeesprecher geriet Abu Akleh in ein Feuergefecht zwischen israelischen Soldaten und Dutzenden Palästinensern. Nach internen Untersuchungen des Vorfalls veröffentlichte das israelische Militär eine Stellungnahme: Damnach war die tödliche Kugel zwar nicht eindeutig zuzuordnen, aber sie stamme mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit aus einer IDF-Waffestamme. Die Vorwürfe, die Journalistin sei absichtlich ermordet worden, werden von Israel weiterhin entschieden zurückgewiesen.

Die Klage bezieht sich in erster Linie auf die mutmaßliche Ermordung der Journalistin. Dennoch wird auch auf die Bombardierung der al-Jazeera Büros im Gazastreifen durch die israelische Luftwaffe während der Militäroperation „Hüter der Mauer“ im Mai 2021 hingewiesen. Israel bewies zwar wiederholt, dass die Terrororganisation Hamas zivile Gebäude als Schutzschild ausnutzte, dennoch wurde der Angriff, bei dem niemand getötet wurde, weltweit verurteilt.

Premierminister Yair Lapid verdeutlichte, dass Israel keine moralischen Belehrungen in Kriegszeiten brauche: „Niemand wird IDF-Soldaten untersuchen (…) und definitiv nicht Al Jazeera.“ Verteidigungsminister Benny Gantz fügte hinzu: „Es gibt keine Armee, die in Kriegszeiten so moralisch handelt wie das israelische Militär. Ich spreche den Kommandeuren und Soldaten, die die Bürger Israels verteidigen, meine vollste Unterstützung aus.“

Titelbild: Palästinensische Journalisten nehmen an einer Mahnwache für ihre getötete Kollegin teil. Der antiisraelische Fernsehsender verklagt jetzt die israelische Armee vor den internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. Foto: Abed Rahim Khatib /Flash 90

Weitere News aus dem Heiligen Land