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Selenskyj drängt auf Friedensverhandlungen in Jerusalem

JERUSALEM, 13.03.2022 (NH) – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj deutete am Samstag ein weiteres Mal das kleine Land als Verhandlungsort an. Die Vermittlungen zwischen der Ukraine und Russland zur Beendigung des Krieges sollen in der „Stadt aller Glaubensrichtungen“ abgehalten werden.

Vom Zank- zum Friedensapfel?

Unter schwerster Bewachung sprach sich Selenskyj am Samstag in Kiew bei einer Pressekonferenz für einen Gipfel in Jerusalem aus. Er glaube, dass Israel, insbesondere der israelische Ministerpräsident Naftali Bennett, Sicherheitsgarantien für sein Land bieten könne. Bennett habe in den Augen des ukrainischen Präsidenten einen positiven Einfluss auf kommende Verhandlungen. Die Idee, die Verhandlungen in der jüdischen Hauptstadt abzuhalten, wurde schon früher angesprochen, da Jerusalem für Ukrainer und Russen gleichermaßen von Wichtigkeit sei, so Michael Brodsky, Israels Botschafter in der Ukraine.

Im Gegenzug erklärte der ukrainische Botschafter Yevgen Korniychuk in Tel Aviv, die israelischen Vermittlungsversuche seien für die Ukraine sogar „wichtiger als die Lieferung von Waffen“.

Helm – und Westenlieferung in die Ukraine

Laut einem Bericht des israelischen Fernsehkanals Channel 12 hat Israel begonnen, Anfragen seitens der Ukraine nach Verteidigungsausrüstung inmitten der russischen Invasion, wie Helme und sogenannte Splitterschutzwesten, in Betracht zu ziehen.

Offizielle Plädoyers der Ukrainer nach israelischer Schutzausrüstung wurden von Jerusalem bisher abgewiesen. So soll auch der Wunsch nach Cyberwaffen und anderem Kriegsinstrumentarium in den letzten Wochen und Monaten vehement abgelehnt worden sein.

Israel beließ es bis zum jetzigen Zeitpunkt bei humanitären Hilfstransporten. So sollen allein in der letzten Woche 100 Tonnen medizinischer Versorgung und Winterausrüstung in die Ukraine geflogen worden sein. Das kleine Land versucht sich weiterhin in einem neutralen Drahtseilakt, um die guten Beziehungen sowohl zur Ukraine als auch zu Russland aufrechtzuerhalten. Der moderate Kurs der israelischen Regierung stieß zuletzt bei den USA auf großen Unmut.

Drängt Bennett zur Kapitulation?

In amerikanischen Medienberichten kursierten zudem Spekulationen, Naftali Bennett habe den ukrainischen Präsidenten zu einer Kapitulation gegenüber Russlands gedrängt. Bennett solle demnach empfohlen haben, das Angebot des russischen Präsidenten Wladimir Putin anzunehmen und so die Invasion schnellstmöglich zu beenden. Diese Darstellung wurde von Selenskyjs Beratern zurückgewiesen.

Zuvor berichtete das israelische Fernsehen, Bennett habe dem ukrainischen Führer unterbreitet, die russische Annexion der Krim und Donezk und Lugansk als separate Einheiten in der ukrainischen Verfassung anzuerkennen. Des Weiteren sei ein umstrittener NATO-Beitritt auszuschließen. Jerusalem dementierte die Berichte. Das Büro des Premierministers erklärte: „Die Bemühungen des Premierministers zielen nur auf eines ab: das Blutvergießen in der Ukraine und unnötiges Leiden zu stoppen.“

Titelbild: Der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, tourt am 23. Januar 2020 an der Westmauer in der Altstadt von Jerusalem. Die Heilige Stadt sei der beste Verhandlungsort zwischen Russland und der Ukraine. Foto: Shlomi Cohen / Flash90

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