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Israel bezieht deutlichere Stellung: 2000 Helme und 500 Schutzwesten auf dem Weg in die Ukraine

JERUSALEM, 19.05.2022 (NH) – Israel bezieht seit Beginn der Ukrainekrise im vergangenen Februar erstmals deutlich Stellung und positioniert sich öffentlich auf ukrainischer Seite. Zum ersten Mal seit Ausbruch des Krieges flog das israelische Verteidigungsministerium am Mittwoch eine Lieferung von 2.000 Helmen und 500 Schutzwesten in den umkämpften Staat. Die militärische Schutzausrüstung soll nach Angaben des Ministeriums jedoch nur an Rettungskräfte vor Ort oder zivile Organisationen ausgehändigt werden und nicht, wie zunächst erwartet, an ukrainische Kombattanten. Dennoch könnte die gestrige Entsendung von Helmen und Schutzwesten in die Ukraine eine grundlegende Veränderung in Israels politisch-diplomatischem Mikadospiel darstellen.

Israels humanitäre Bemühungen

Seit Beginn der Krise glänzt Israel mit umfangreichen humanitären Bemühungen. Der Verteidigungsausrüstung gingen über 100 Tonnen humanitäre Hilfspakete voraus. Ein Feldlazarett sollte die israelische Hilfe weiter unterstreichen. Bis dato versuchte die Regierung in Jerusalem, gegenüber der russischen Invasion einen neutralen Standpunkt zu wahren. Doch wiederholte Kriegsverbrechen und Gräueltaten russischer Soldaten zwingen den jüdischen Staat, einen anderen Kurs einzuschlagen.

Die Aussage des russischen Außenministers Sergej Lawrow um den jüdischen Holocaustgedenktag, „Adolf Hitler hätte jüdische Wurzeln gehabt“, belastete die Beziehung zum Kreml weiter. Zwar erklärte das Büro des Premierministers Naftali Bennett, der russische Präsident hätte sich für den geschmacklosen Kommentar entschuldigt, doch wurde dies von Moskau nicht bestätigt.

Kein Iron Dome für Selenskyj

Die Entscheidung und Zustimmung einer Entsendung von Schutzwesten und -helmen wurde bereits im vergangenen Monat von Israels Verteidigungsminister Benny Gantz gefällt. Gantz kommt damit der wiederholten Anfrage des ukrainischen Verteidigungsministeriums nach. Nur sechs Tage nach dem Gespräch zwischen Gantz und der Ukraine nahm Israel offiziell bei einem Sondertreffen in Deutschland teil. Die Diskussion auf der Ramsteiner Air Base sollte Möglichkeiten zur Bewaffnung der Ukraine erörtern. Zu dem Meeting trafen sich mehr als 40 Länder, darunter auch alle NATO-Mitgliedsstaaten.

Diplomatischen Beamten zufolge wird Israel jedoch weiterhin nicht in Betracht ziehen, die Ukraine mit Waffen, militärischen Technologien oder Verteidigungssystemen zu unterstützen. Eine Krise mit dem Kreml möchte der kleine jüdische Staat zu diesem Zeitpunkt noch vermeiden. Dabei stand das weltbekannte israelische Raketenabwehrsystem, der Iron Dome, auf Selenkyjs Wunschliste an oberster Stelle.

Titelbild: Der ukrainische Botschafter in Israel, Jewgen Korniytschuk, bei einer Pressekonferenz in Tel Aviv zur russischen Invasion in der Ukraine. Schon zum damaligen Zeitpunkt wurde der Wunsch nach Verteidigungsausrüstung laut. Foto: Avshalom Sassoni / Flash90

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