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Im Schatten der ukrainischen Flüchtlingswelle: Israel verbietet äthiopischen Touristen die Einreise

JERUSALEM, 16.03.2022 (NH) – Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine sieht sich Israel vor neue Herausforderungen gestellt. Bis dato haben mehr als 4.110 Neueinwanderer das Heilige Land erreicht. 2.460 davon sind Ukrainer – der Rest Russen. Bis Ende dieser Woche soll die Zahl der Flüchtlinge die 7.000 Personen-Marke überschreiten. Der kleine jüdische Staat muss nun nicht nur Wohnungslösungen auf dem ohnehin spärlichen und teueren Immobilienmarkt Israels präsentieren, sondern auch für Lebensmittel- und Kleidungspakete, Sprachbildung, Gesundheitsversorgung und entsprechende Arbeitsmöglichkeiten für die Neuankömmlinge sorgen. Rund 250.000 Ukrainer haben ein Recht auf Einwanderung nach dem sogenannten Rückkehrgesetz.

Äthiopische Touristen bleiben draußen 

Gleichzeitig beschäftigt sich die Regierung mit der Frage, wie sie als moralische Nation und Gesellschaft ukrainischen Bürgern helfen kann, die sich nur vorübergehend in Israel niederlassen wollen.

Im Schatten der plötzlichen Einwanderungswelle scheint Israel überlastet und entscheidet kurzerhand, seine Türen für weitere Besucher zu schließen. Demnach sind äthiopische Pilgerreisen zu den kommenden Osterfeiertagen nicht erwünscht.

Diese Woche beschloss die Einwanderungsbehörde, die Einreise äthiopischer Christen über die bevorstehenden Osterfeiertage zu verbieten. Hintergrund der Entscheidung sei der anhaltende Bürgerkrieg in Äthiopien und die Bedenken, die Touristen könnten am Ende ihrer Pilgermission nicht nach Hause zurückkehren. Die Behörde erklärte, bereits in der Vergangenheit hätten sich äthiopische Touristen länger als erlaubt im Land aufgehalten und die Aufenthaltserlaubnis deutlich überschritten. Um dieses Problem zu umgehen, versucht man sich mit einer neuen Politik: Jeder Pilger muss sich persönlich an die Behörde wenden, um eine Einreiseerlaubnis zu beantragen. Touristen aus anderen Ländern bleiben von dem bürokratischen Hürdenlauf verschont. Für sie reicht ein sogenannter Gruppenantrag, der von ihrem Reiseveranstalter eingereicht wird.

Israel muss seiner Verantwortung als Wächter der Heiligen Stätten gerecht werden

Yossi Fatal, Generaldirektor des Büros für inländischen Tourismus, zeigt sich über die Entscheidung empört und stellt die israelische Verantwortung heraus, wenn es um das Thema Religionsfreiheit geht. Israel besitzt heilige Orte, die gleich drei Religionen miteinander verbindet: “Die Heiligkeit und der Status Israels, als Wächter dieser heiligen Orte, wurde durch Gefühllosigkeit mit den Füssen getreten.”, erklärte er. Die neuen speziellen Einreiseregelungen für äthiopische Touristen würden dem Image des jüdischen Staates in der Weltöffentlichkeit extrem schaden.

Fatal berichtet, er habe bereits Dutzende Beschwerdebriefe aus Äthiopien erhalten, darunter auch von hochrangigen religiösen Führungspersönlichkeiten. Der Generaldirektor ruft nun äthiopische Knessetabgeordnete dazu auf, sich mit den israelischen Behörden in Verbindung zu setzen und die neuen Auflagen zu stornieren.

Ob Israel diese Politik noch einmal überdenkt, ist unklar. Fakt ist, dass sämtliche bürokratische Ressourcen durch das Tempo der ukrainischen Einwanderungswelle überlastet sind.

Titelbild: Äthiopisch-christliche Pilger beten am Karfreitag vor der Grabeskirche in Jerusalems Altstadt. Foto: Gili Yaari / Flash90

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