Wie Israel ukrainische Flüchtlinge versorgt
JERUSALEM, 20.03.2022 (MS) – Das israelische Sozialamt berichtet, es werde Flüchtlinge aus der Ukraine mit Notunterkünften, Nahrungsmitteln und anderen Formen der materiellen Unterstützung sowie Zugang zu medizinischer Versorgung, Bildung und sozialen Diensten versorgen.
Dabei wird das Amt mit Hilfsorganisationen kooperieren, um die Hilfe so effektiv wie möglich bereitzustellen. Das Hilfsprogramm soll nach Berechnung des Sozialamts etwa 1000 Schekel (ca. 300 Euro) pro Flüchtling kosten und so lange bestehen bleiben, bis die Ukrainer entweder eine Arbeitserlaubnis erhalten oder in ihre Heimat zurückkehren.
Little Ukraine in Israel
Finanzminister Avigdor Lieberman hat sich Berichten zufolge mit den Bürgermeistern dreier Städte darauf geeinigt, rund 2500 provisorische Wohneinheiten für Neueinwanderer aus der Ukraine einzurichten. Diese werden gebeten. einen symbolischen Betrag für Wasser und Strom zahlen, während der größte Teil der Kosten vom Staat mit etwa 500 Millionen Schekel (ca. 150 Millionen Euro) übernommen wird, wie der israelische Kanal 13 berichtete.
Die Städte Ashdod, Rishon Lezion und Nof Hagalil werden nun einen neuen „Stadtteil“ bekommen, in dem Einwanderer aus der Ukraine vorläufig untergebracht werden. Allerdings betont Finanzminister Lieberman, dass diese Notunterkünfte so bald wie möglich in echte Wohngebiete umgebaut werden.
Seit Ausbruch des Kriegs sind 13.513 Flüchtlinge aus der Ukraine nach Israel gekommen, von denen etwa 3500 Anspruch auf die israelische Staatsbürgerschaft haben. Vor Kriegsausbruch befanden sich bereits etwa 20.000 Ukrainer im Land und zusätzlich kommen viele neue Einwanderer aus Russland, Belarus und anderen Ländern der Region nach Israel. Dieser Trend, vor allem aus Russland, wird sich wahrscheinlich noch verstärken, je länger das Land unter internationalen Sanktionen leidet und je mehr die Freiheit dort eingeschränkt wird.
Bleibt Israel jüdisch?
Die Aufnahme der ukrainischen, nichtjüdischen Flüchtlinge wird von einigen Israelis heftig kritisiert. Sie gehen davon aus, dass die Ukrainer auch nach Ende des Kriegs in Israel bleiben wollen und dadurch den jüdischen Charakter des Landes weiter verwässern werden.
Am Samstagabend demonstrierten einige hundert Israelis vor dem Haus von Innenministerin Ayelet Shaked und forderten, nur Ukrainer ins Land zu lassen, die Anspruch auf die Staatsbürgerschaft haben, also mindestens ein jüdisches Großelternteil haben. Die Demonstranten warfen Shaked vor, die Prinzipien des Zionismus und den jüdischen Staat zu verraten.
Shaked steht in der Knesset hingegen unter starker Kritik, da sie die Aufnahme von Flüchtlingen zu sehr einschränkt.
Titelbild: Innenministerin Shaked möchte die Aufnahme von Flüchtlingen begrenzen, während Finanzminister Lieberman viele potenzielle Wähler seiner russischsprachigen Partei aufnehmen möchte. Marc Israel Sellem/POOL