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Frustration und Enttäuschung: Die Palästinenser sehen sich im Schatten der Ukrainekrise im Abseits

JERUSALEM, 27.03.2022 (NH) – Die russische Invasion hat das Augenmerk der Welt weg von den Palästinensern auf die Ukrainer verlegt. Statt weltweiter Identifikation mit der palästinensischen Sache schwenkt das Publikum nun blau-gelbe Fähnchen. Sehr zum Ärgernis der Palästinenser. Dank einer Militäroffensive in Gaza im letzten Mai, wiederholt diskutierter Häuserräumungen im Ostjerusalemer Viertel Sheikh Jarrah und einem antiisraelischen Bericht von Amnesty International, der Israel zum Apartheidsstaat deklarierte, glaubten die Palästinenser, die Regie des israelisch-palästinensischen Konflikts fest in ihren Händen zu halten.

Ein besserer Lebensstandard ist nicht ausreichend

Beamte der palästinensischen Autonomiebehörde, kurz PA, hoffen, dass „die Menschen, die Ukrainekrise bald satthaben und ihre Aufmerksamkeit wieder dem Nahen Osten schenken werden“. Des Weiteren sorgt man sich in Ramallah, Israel könnte im Schatten der Ukraine-Russland-Krise den Siedlungsbau unbeobachtet ausweiten.

Doch auch die unerfüllten Versprechen des US-Amerikanischen Präsidenten Joe Biden sorgen in den Reihen der PA für Unmut. Die anfängliche Hoffnung in die Biden-Regierung weicht einem Gefühl des Verrats. Die versprochene Zwei-Staaten-Lösung sei in weite Ferne gerückt. Die amerikanische Regierung konzentriere sich auf die Verbesserung der palästinensischen Lebensbedingungen und die palästinensische Wirtschaft und nicht auf die Grundlage für eine Zwei-Staaten-Lösung. Zwar sei man in Ramallah mit der US-Finanzhilfe zufrieden, aber man müsse verstehen, dass es im Konflikt mit Israel nicht nur um eine Verbesserung des Lebensstandards in Gaza oder im sogenannten Westjordanland gehe.

„Die Abraham-Abkommenen sind Verrat an Palästina“

Die Palästinenser sorgen sich des Weiteren über die positiven Entwicklungen und Verbindungen einiger großer arabischer Länder mit Israel. Die palästinensische Sache habe an Wichtigkeit in der arabischen Welt verloren und stehe weit entfernt vom Mittelpunkt der arabischen Besorgnis. In den letzten Jahren, insbesondere nach der Unterzeichnung der Abraham-Abkommen zwischen Israel, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain, haben sich die Beziehungen zwischen den Palästinensern und mehreren arabischen Ländern verschlechtert. In den Augen der palästinensischen Bevölkerung seien durch die Abkommen „Jerusalem und Palästina verraten worden“.

Palästinensische Beamte rückten deshalb erneut die Notwendigkeit ins Rampenlicht, Israel für seine „Siedlergewalt, außergerichtlichen Hinrichtungen, Hauszerstörungen und ethnische Säuberung“ vor dem internationalen Strafgerichtshof anzuklagen.

Mit blutiger Gewalt die Aufmerksamkeit zurückgewinnen

Es scheint, als ob sich die Versprechen der palästinensischen Beamten aus Ramallah bei den jüngsten privaten Treffen mit israelischen und amerikanischen Kollegen nur als leere Worte entpuppen. Die positive Zusage der PA-Mitglieder, die jetzig angespannte Situation zu entschärfen, mutiert hinter dem Rücken der Israelis und Amerikaner in Hetze gegen den jüdischen Staat und seine Bewohner. PA- und Hamasführer rufen die Palästinenser kurz vor dem jährlichen Nakba-Tag und dem Beginn des heiligen Fastenmonats Ramadan auf, ihren Widerstand gegen das Heilige Land zu intensivieren. Während die palästinensische Autonomiebehörde zu einem „friedlichen Volkswiderstand“ aufruft, fordert die Hamas von ihren Anhängern, mehr Stich-, Schieß- und Autoattacken sehen zu wollen.

Zur jetzigen Zeit sehen sich die Palästinenser gezwungen, durch eine erneute Konfrontation mit Israel zurück in den Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit zurückzukehren.

Titelbild: Palästinenser schwenken Fahnen und protestieren während des jährlichen Nakba-Tages. Foto von Jamal Awad / Flash90

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