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Können Israels Gasvorkommen Europa von Russland befreien?

JERUSALEM, 07.04.2022 (MS) – Israel und andere Gasexporteure der Region führen Gespräche über die Versorgung Europas mit Erdgas. Vor etwa zwei Wochen trafen sich Abgesandte der Golfstaaten in Israel mit US-Außenminister Blinken und sprachen über dieses Thema. Auch stand vor einigen Tagen ein Treffen in Ägypten mit dem Thema Energielieferungen nach Europa statt und israelische Beamte sollen sogar in arabische Länder gereist sein, die offiziell keine Beziehungen zu Israel haben, um Möglichkeiten der Energieversorgung Europas zu besprechen.

Nicht nur die Europäer wollen sich vom russischen Gas lösen, auch für die Amerikaner ist es Top-Priorität, russische Öl- und Gasexporte zu unterbinden. Bei all den Diskussionen über die verschiedenen Transportmöglichkeiten spielt Israel eine wichtige Rolle, zum einen, weil es selbst ein großer Gasproduzent ist, aber auch wegen seiner günstigen Lage am Mittelmeer.

Ein langer Weg

Der Transport von Erdgas mit einer Pipeline, wie es Russland tut, ist am effizientesten, aber diese muss natürlich zuerst verlegt werden. Israel ist bereits seit vielen Jahren an solch einem Projekt interessiert und es liegen bereits Pläne vor, Gas per Pipeline direkt von den Bohrtürmen im Mittelmeer nach Zypern, Griechenland oder die Türkei zu pumpen. Solch ein Projekt würde mindestens 1,5 Milliarden Euro kosten, eine Investition, vor der die beteiligten Länder bisher zurückgeschreckt sind.

Ein anderer Weg, die lange Strecke zwischen dem Nahen Osten und Europa zu überbrücken, wäre das Erdgas zu verflüssigen und mit Transportschiffen nach Europa zu liefern. Bei den Gesprächen in Ägypten soll über die Möglichkeit diskutiert worden sein, eine Pipeline von den Gasfeldern im Mittelmeer nach Ägypten zu verlegen, das Gas dort zu verflüssigen und nach Europa zu schiffen. Solch eine Pipeline wäre weit kürzer und günstiger.

Es gibt sogar die Möglichkeit, dass Israel selbst Verflüssigungsanlagen in der Nähe der Gasfelder aufstellt. Dabei handelt es sich um auf Schiffen errichtete Anlagen, die kurze Pipelines von den Gasreservoiren zur Anlage und von dort zu den Tankern benötigen, die das Gas dann nach Europa transportieren.

Israel unter freundlichen Nachbarn

All die verschiedenen Möglichkeiten werden zurzeit von den beteiligten Ländern geprüft und Israel steht im Zentrum der Verhandlungen. Jedoch nicht nur wegen seiner Gasfelder und der günstigen Lage, sondern auch, weil die Abraham-Verträge das jüdische Land mit wichtigen Staaten der Region zusammengebracht haben. Aus Feinden sind Geschäftspartner geworden, die möglicherweise zu Freunden werden. Eine Allianz der moderaten muslimischen Staaten mit Israel ist nicht nur für den Nahen Osten sehr wichtig, sondern nun auch für Europa.

Titelbild: Vom Leviathan-Gasfeld könnte eine Pipeline direkt nach Europa verlegt werden. Foto: Moshe Shai/FLASH90

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