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Israel überlegt, der Ukraine nun auch bei der Verteidigung zu helfen

JERUSALEM, 04.05.2022 (MS) – Vielleicht waren es die Aussagen des russischen Außenministers über Hitlers „jüdisches Blut“, die ein Umdenken in Israel ausgelöst haben. Oder der Druck der internationalen Gemeinschaft, endlich klare Stellung für die Ukraine und gegen Russland zu beziehen. Die Regierung in Jerusalem denkt jedenfalls über eine Erweiterung ihrer Hilfe für die Ukraine nach, wie die israelische Zeitung Haaretz berichtet.

Die zusätzliche Hilfe könnte sogar militärische Geräte beinhalten, so der Bericht, diese wären jedoch lediglich zur Verteidigung gedacht. Israelische Beamte sagten, Jerusalem könne „viele Dinge“ nach Kiew schicken, die der Verteidigung dienen, aber werde keine Luftabwehrsysteme, fortschrittliche Waffen und Angriffssysteme schicken, so Haaretz.

Weiterhin wird nicht sehr viel an Ausrüstung geliefert, da die USA und Europa bereits sehr große Mengen an Waffen und Hilfsgütern in die Ukraine senden. Die Ausweitung der Ukrainehilfe wäre zwar ein wichtiger diplomatischer Schritt für Israel, aber aufgrund der geringen Mengen eher symbolisch.

Hilfe für Helfer

Bisher hat sich Israels Unterstützung für die Ukraine lediglich auf humanitäre Hilfe beschränkt. Man hat ein Feldlazarett in Lviv aufgebaut, zu dem auch mehrere Krankenwagen gehören und vor kurzem wurden Schutzwesten und Helme für ukrainische Rettungs- und Notfalldienste verschifft. Diese waren jedoch nicht für Soldaten bestimmt, wie die Regierung Israels betonte.

Weiterhin sind viele israelische Hilfsorganisationen in Osteuropa aktiv, um den Flüchtlingen zu helfen. Viele Israelis stammen aus der Ukraine oder haben sogar noch Verwandte dort, so dass viele Hilfeleistungen ohne die Regierung stattfinden.

Ende der Freundschaft mit Russland?

Der wahrscheinlich wichtigste Grund für die Zurückhaltung Israels im Krieg in der Ukraine ist die Zusammenarbeit mit Russland in Syrien. Dort sind russische Truppen stationiert und Israel muss seine Angriffe gegen die Hisbollah und andere Terrororganisationen mit Russland koordinieren.

Auch besteht die Gefahr, dass sich Russland dem Iran zuwendet, wenn sich die Beziehungen zu Israel verschlechtern. Der Iran versucht, das jüdische Land von allen Seiten zu bedrohen und Syrien ist ein Gebiet, in dem ein Schattenkrieg zwischen Teheran und Jerusalem herrscht. Die Iraner versuchen, sich dort festzusetzen, während Israel versucht, Waffenlieferungen und den Aufbau einer militärischen Infrastruktur zu unterbinden.

Es ist also gefährlich, Russland als Partner in Syrien zu verlieren, auch wenn sich Israel moralisch verpflichtet fühlt, der Ukraine zu helfen.

Titelbild: Mediziner aus Israel befinden sich bereits seit Monaten in der Ukraine. Könnten Soldaten und Waffen folgen? Foto: MARC ISRAEL SELLEM/POOL

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