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2300 Jahre alte Tonkerze auf dem Berg Garizim entdeckt

HAIFA, 06.05.2022 (NH) – Bei routinemäßigen Reinigungs- und Konservierungsarbeiten in den Ausgrabungen auf dem Berg Garizim in Samaria wurde eine alte Tonkerze gefunden. Die Forscher datieren das Alter des Fundstücks auf rund 2300 Jahre. Es ist anzunehmen, dass die Entdeckung aus der hellenistischen Zeit im zweiten Jahrhundert v. Chr. stammt.

Großstadt auf der Bergspitze

Auf dem Berg Ha’Barach, der Gipfel des biblischen Garizim-Berges, wurden vor einigen Jahren die spannenden Überreste einer alten heiligen Samaritaner-Anlage freigelegt. Die Ausgrabung ist umgeben von den Überresten einer vergangenen Großstadt aus der hellenistischen Epoche. Schätzungsweise hatte die Stadt mit ihrem atemberaubenden Ausblick auf die Gebirge Samarias, zu deren Fuß die Stadt Nablus liegt, etwa 10.000 Einwohner.

Nach samaritanischer Tradition erbaute der Stammvater Abraham selbst auf dem heiligen Berg Garizim einen Altar. Der Gott Israels erschien Abraham im Traum und versprach, seinen Nachkommen das vor ihm ausgestreckte Land zu geben (1. Mose 12,7). Für die Samaritaner gilt der Garizim zudem als „Berg des Segens“, auf dem Josua die 12 Steine errichtete (Josua 4,20). Des Weiteren sind sich die Samaritaner sicher, dass der Messias auf dem heiligen Berg Garizim erscheinen wird, und nicht wie angenommen in Jerusalem.

Die steinigen Überreste des samaritanischen Priesterhauses liegen in der Nähe des heiligen Geländes. Die Forscher der israelischen Natur-und Parkbehörde nehmen an, dass die pompösen Ausgrabungen einer reichen Priesterfamilie gehört haben. Auch der Fund bemalter Wanddekorationen an der Ausgrabungsstätte deutet auf die frühere Anwesenheit von wohlhabenden Bürgern hin. Ein weiteres Indiz war eine goldene Glocke mit einem Ring. Damals hingen diese vermögenden Accessoires am Saum der Priestergewänder. Der Komplex wurde bereits in den 1990er-Jahren unter der Leitung des bekannten israelischen Archäologen Dr. Yitzhak Magen ausgegraben. Jetzt wurde das kleine antike Tonkerzchen überraschend während routinemäßiger Konservierungsarbeiten gefunden. Sehr zur Freude der aufgeregten Entdecker.

Der Fund der kleinen Tonkerze war für alle Beteiligten ein besonders aufregender Moment. Sie wurde neben dem steinernen rituellen Tauchbad entdeckt. Foto: Nathaniel Elimelech, Israel Nature and Parks Authority

Reise in die Geschichte

Nathaniel Elimelech, Direktor der Ausgrabungsstätte auf dem Garizim und Mitarbeiter der israelischen Natur- und Parkbehörde, erklärte, dass auf dem Garizim einst eine prächtige, samaritanische Tempelstadt existierte. Die Stadt käme dem Glanz Jerusalems vor etwa 2.300 Jahren nahe. Die Tonkerze wurde neben einem steinernen Tauchbad gefunden, das für samaritanische Reinigungsprozesse benutzt wurde. Das rituelle Bad grenzt an die nahe gelegenen Tempelruinen.

Die spektakulären Ausgrabungen des “Beit Ha’Cohen”-Komplex (zu deutsch Priesterhaus) wurden in diesem Jahr während der Pessachferien zum ersten Mal der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Ausgrabungsstelle nimmt ihre Besucher mit auf eine aufregende Reise durch alte Gassen und Gebäude und lässt 2.300 Jahre alte Geschichte lebendig werden. 

Titelbild: Die Tonkerze, die auf dem Berg Garizim entdeckt wurde. Foto: Nathaniel Elimelech, Israel Nature and Parks Authority

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