zurück zu Aktuelles

Überreste eines 2.200 Jahre alten Militärpostens auf Jerusalemer Krankenhausgelände ausgegraben

JERUSALEM , 05.06.2022 (NH) – Die Restaurierungsarbeiten an dem antiken Militärposten namens „Ma’ale Romaim“ sind offiziell beendet. Der Außenposten aus der hasmonäischen Zeit befindet sich in der Nähe des Haupteinganges zum Jerusalemer Herzog-Krankenhaus. Das Krankenhaus hofft nun, „einen wichtigen historischen Teil des jüdischen Volkes“ für die breite Öffentlichkeit zugänglich machen zu können.

Kleine römische Festung

Im Jerusalemer Stadtteil Givat Shaul wurden die Restaurierungsarbeiten an der besonders spannenden antiken Ausgrabungsstätte diesen Monat abgeschlossen. Der 2.200 Jahre alte Militärposten, der auf den Namen „Ma’ale Romaim“ getauft wurde, zu Deutsch „Auf der Seite der Römer“, wurde in der hasmonäischen Epoche an der Straße, die damals nach Jerusalem führte, errichtet.

Die Arbeiten an der historischen Stätte ergaben, dass es sich tatsächlich um eine kleine Festung handelte. Daher gaben die Archäologen dem Außenposten den besonderen Spitznamen „Massada“. Die langjährigen Restaurierungsarbeiten ließen erkennen, dass der Außenposten damals als Zitadelle gedient hatte. Um den Militärstützpunkt herum wurden Terrassen errichtet, auf denen Feldfrüchte angebaut wurden. Die Archäologen schlussfolgern, dass die Bauern und ihre Höfe so vor Plünderungen geschützt waren.

Die Ausgrabungen in der Nähe des Krankenhauses begannen bereits im Jahr 1967. Damals leitete der griechische Archäologe Professor Veselius Tsipras die Arbeiten an der historischen Stätte. Laut Prof. Tsipras war „Ma’ale Romaim“ von der hasmonäischen Zeit bis zur byzantinischen Zeit mehr als 600 Jahre ununterbrochen bewohnt.

Die Ausgrabungen in Ma’ale Romaim begannen bereits im Jahr 1967. Foto: Archiv israelische Altertumsbehörde

Geschichten aus der dunklen Epoche des Heiligen Landes

Die römische Regierung, die das Heilige Land im Jahr 63 n. Chr. regierte, nutzte den Außenposten, um die Straße nach Jerusalem zu überwachen. Die Römer erbauten eine zweite Etage, um so die Region besser beobachten und im Notfall schützen zu können. Die Treppe zwischen den beiden Stockwerken befand sich in einem guten Zustand und konnte von den Archäologen problemlos restauriert werden. Während der byzantinischen Zeit war der Außenposten für viele Jahrhunderte verlassen. Forscher nehmen an, dass der Militärposten in dieser Zeit zur Herstellung von Kalk genutzt wurde. Darauf deutet eine kreisförmige archäologische Rekonstruktion hin, die wohl als eine Art Brennofen zum Einsatz kam.

Bei den Ausgrabungen wurden viele Tongefäße wie Fläschchen für Öle und Parfüme, Tonkerzen, Schalen und verschiedene Kochutensilien freigelegt. Die historischen Funde wurden in die Lager der israelischen Altertumsbehörde gebracht.

Jahrtausende alte Geschichte trifft modernes Krankenhaus

Dr. Yehezkel Ken, Direktor des Herzog-Krankenhauses, zeigte sich sichtlich erfreut, von seinem hochmodernen Krankenhaus auf eine 2.200 Jahre alte archäologische Ausgrabung blicken zu können. „Es ist aufregend, dass sich hier eine archäologische Stätte befindet, die Licht auf über 2.000 Jahre israelische Geschichte wirft und aus einer Periode stammt, die in der Geschichte des jüdischen Volkes als dunkle Epoche gilt.“  Dr. Ken berichtet, das Ziel des Krankenhauses sei, Spenden zu sammeln und einen archäologischen Garten zu errichten. Das Krankenhauspersonal hofft, dass es in der Zukunft möglich sein wird, die breite Öffentlichkeit an der spannenden historische Geschichte teilhaben zu lassen.

Titelbild: Die Ausgrabungen im Jerusalemer Viertel Givat Shaul neben dem Herzog-Krankenhaus, wo Geschichte auf Neuzeit trifft. Foto: Israelische Altertumsbehörde

Weitere News aus dem Heiligen Land