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Tod der Al-Jazeera-Korrespondentin in Dschenin – Palästinenser verweigern gemeinsame Untersuchungskommission

JERUSALEM, 12.05.2022 (NH) – Bei gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Truppen der israelischen Armee, kurz IDF, und bewaffneten Palästinensern ist es in der Stadt Dschenin zu einem heftigem Schusswechsel gekommen. Die 51-jährige Journalistin Shireen Abu Akleh, die vor Ort über die Militäroperation berichtete, wurde von einer Kugel tödlich in den Kopf getroffen. Ein weiterer Journalist erlitt eine Schusswunde am Rücken, konnte jedoch in stabilem Zustand ins Krankenhaus gebracht werden.

Wer erschoss die 51-jährige Korrespondentin?

Nach einer ersten Autopsie durch palästinensische Gerichtsmediziner wurde die Todesursache durch eine abgefeuerte Kugel bestätigt. Abu Akleh trug zum Zeitpunkt des Unfalls zwar einen Helm, aber die Kugel traf sie unterhalb ihres Ohres. Ein Bereich, der von dem Sicherheitshelm nicht geschützt war. Zwar konnte das Projektil entfernt werden, doch bis dato gab es von palästinensischer Seite keine Stellungnahme, welches Kaliber die tödliche Kugel hatte. Des Weiteren wird auch die Übergabe des tödlichen Geschosses an einen israelischen Untersuchungsausschuss verweigert.

Die gewalttätigen Zusammenstöße folgten auf eine Reihe groß angelegter Verhaftungen der israelischen Armee, des inländischen Geheimdienstes und der Grenzpolizei in der Umgebung. Die IDF operiert in den vergangenen Wochen im sogenannten Westjordanland und versucht, die anhaltende Terrorwelle in Israel zu stoppen. Mehrere Attentäter der jüngsten blutigen Terroranschläge stammten aus Dschenin. Armeesprecher bestätigten unterdessen, dass die IDF-Truppen während ihres gestrigen Einsatzes von Terrorverdächtigen mit Schusswaffen und improvisierten Sprengkörpern unter Beschuss genommen wurden. Die Soldaten erwiderten das Feuer, so die Erklärung.

Trauernde tragen die Leiche der Al-Jazeera-Journalistin Shireen Abu Akleh, die gestern bei einem Schusswechsel in Dschenin im sogenannten Westjordanland getötet wurde. Foto: Nasser Ishtayeh / Flash90

Israelische Armee wird verteufelt

Israels Stabschef Aviv Cocavi drückte seine Trauer über den Tod der 51-jährigen Reporterin aus Beit Hanina in Ostjerusalem aus und versprach, den tragischen Vorfall zu untersuchen. “Wir werden alle uns zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um die Wahrheit herauszufinden”, erklärt Cocavi nach dem Vorfall. Eine Kooperation bei den pathologischen Untersuchungen des Falles wurde von palästinensischen Entscheidungsträgern aber abgelehnt.

Shireen Abu Akleh arbeitete für Sender wie Radio “Voice of Palastine”, den Amman Satelliten-Kanal sowie den katarischen Sender Al-Jazeera. Die 51-Jährige war in der breiten arabischen Medienwelt bekannt und fand in den Augen ihrer Zuschauer und Hörer großen Respekt. Die arabische Welt machte sofort Israel für die Erschießung der Journalistin verantwortlich. Arabische Führer, Politiker wie Mahmud Abbas und Terrorgruppen beschuldigen die israelischen Soldaten der “Hinrichtung” und bedauern den frühen “Märtyrertod” der Reporterin. Die Hamasführung forderte unterdessen die internationale Gemeinschaft auf, den “Mord” zu verurteilen.

Abu Akleh war auch im Besitz der amerikanischen Staatsbürgerschaft. In diesem Zug forderte der amerikanische Botschafter in Israel, Tom Nides, eine “gründliche Untersuchung der Umstände ihres Todes und der Verletzung eines weiteren Journalisten.”

Titelbild: Palästinensische Frauen in Hebron halten Fotos der getöteten Al-Jazeera-Korespondentin Shireen Abu Akleh.  Foto: Wisam Hashlamoun / Flash90

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