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Libanon und Israel streiten um Seegrenzen und Gasfelder im Mittelmeer – wer darf dort Gas abpumpen?

JERUSALEM, 06.06.2022 (MS) – Zurzeit wird eine Abpumpstation für das Gasfeld „Karish“ im Mittelmeer gebaut, um in Kürze ihren Betrieb aufzunehmen. Die libanesische Regierung unter Präsident Michel Aoun warnte Israel jedoch vor der Inbetriebnahme des Gasfelds, denn sie beansprucht dieses Gebiet für sich. „Jede Aktion oder Aktivität in dem umstrittenen Gebiet stellt eine Provokation und einen feindseligen Akt dar“, so der Präsident.

Wem gehört es wirklich?

Die langjährigen Feinde Israel und Libanon haben im vergangenen Jahr Gespräche über die Abgrenzung der ausschließlichen Wirtschaftszonen vor der Küste geführt. In dem umstrittenen Gebiet, das sich über Hunderte von Quadratkilometern erstreckt, werden große Erdgasvorkommen vermutet, was für den Libanon, der in einer verheerenden Wirtschaftskrise steckt, einen entscheidenden Faktor darstellen könnte.

Die Verhandlungen betreffen ein umstrittenes Seegebiet von 860 Quadratkilometern, das auf einer 2011 bei den Vereinten Nationen registrierten Karte verzeichnet ist. Der Libanon forderte jedoch 2020 plötzlich ein zusätzliches Gebiet von 1.430 Quadratkilometern weiter südlich.

Das zusätzliche Gebiet erstreckt sich auf einen Teil des Karish-Gasfeldes, das Israel der griechischen Firma Energean zugewiesen hat, die im vergangenen Jahr damit beginnen sollte, Gas in den israelischen Binnenmarkt zu pumpen. Karish, Hebräisch für Hai, enthält riesige Mengen an Erdgas, die noch nicht alle erschlossen sind.

Krieg der Landkarten

Der Libanon und Israel befinden sich offiziell noch im Kriegszustand und das Land wird de facto von der Terrororganisation Hisbollah regiert. Diese versucht nun auf diplomatischen Weg, die wertvollen Gebiete im Mittelmeer für sich zu gewinnen. Für Israel wäre solch eine Entwicklung doppelt schmerzhaft, denn das jüdische Land würde nicht nur hohe Gewinne verlieren, Gelder aus Gasfeldern, die in den Libanon fließen, würden auch direkt die Kriegsvorbereitungen der Hisbollah gegen Israel finanzieren.

Titelbild: Die israelischen Pumpstationen stehen einsam im Mittelmeer und fördern Erdgas. Foto: Moshe Shai/FLASH90

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