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Freude über den Niedergang der Regierung, Araber fürchten Netanjahus Rückkehr

JERUSALEM, 22.06.2022 (MS) – Die Mainstream-Medien scheinen zurzeit noch abzuwarten, wie sich die politische Lage in Israel nach dem Zerfall der Regierungskoalition entwickelt. Nicht so die Medien in arabischen Ländern und in den ultra-orthodoxen Gemeinden Israels. Es ist vor allem die Schadenfreude, die diese beiden Gruppen vereint, die sie unverhohlen zeigen.

Arabische Zeitungen freuen sich, aber fürchten Netanjahu

Die großen arabischen Zeitungen berichteten über das politische Drama in Israel mit der Auflösung der Knesset und den anstehenden Wahlen und erklären, dass „Israel zu einem besonders sensiblen Zeitpunkt in eine Phase der politischen und sicherheitspolitischen Instabilität eintritt“.

Yasser Za’atara, ein jordanischer Journalist, schrieb, dass „dieser Abend auch für uns Araber gute Nachrichten bringt. Das israelische Gebilde, das voller Konflikte und Korruption ist, wird auch von außen geschwächt, da seine Anhänger schwächer werden.“

„Der Likud ist der größte Gewinner“, so eine Hamas-Zeitung, „Umfragen deuten darauf hin, dass die Partei bei den bevorstehenden Wahlen 36 Sitze gewinnen wird und Netanjahu breite Unterstützung für das Amt des Ministerpräsidenten findet“.

Für die Araber war die nun zerbrochene Regierung jedoch eine besondere, da sie durch die Ra´am Partei an ihr beteiligt waren. Ihr Parteiführer Mansour Abbas hat ihrer Meinung nach zu wenig für die Palästinenser erreicht, aber saß in einer Regierung, die eine „anti-arabische“ Politik verfolgte. „Die Unterstützung von Abbas reichte nicht aus, um politische Stabilität zu erreichen, und einige sehen darin sogar ein Scheitern des Versuchs einer Partnerschaft zwischen Israelis und Arabern“, schlussfolgerte die Zeitung Al Quds Al Arabi.

Orthodoxe freuen sich ebenfalls und hoffen auf Netanjahu

Die Parteien der Ultra-Orthodoxen (Charedim) sehen die Entwicklung in Israel ebenfalls positiv, nachdem sie ein Jahr lang in der Opposition verbringen mussten. Unter Premierminister Netanjahu waren sie viele Jahre treue Mitglieder der Koalition und unter Bennett mussten sie zusehen, wie einige ihrer Meinung nach „anti-charedische“ Gesetze erlassen wurden.

„Sein Name sei in der Welt gepriesen“, sagte Rabbi Shalom Cohen, das geistige Oberhaupt der Shas-Partei, die die sephardischen Juden vertritt. „Eine Regierung, die dem Judentum und der Heiligkeit Israels geschadet und versucht hat, sie zu zerstören, und die den Schwachen geschadet hat, ist aus der Welt vertrieben worden. Der Heilige, gepriesen sei er, hat sich des Volkes Israel erbarmt.“

Ob die arabischen und charedischen Parteien in der nächsten Regierung vertreten sein werden, wird sich nach den nächsten Wahlen Ende Oktober zeigen.

Titelbild: Rabbi Shalom Cohen will seine Shas-Partei wieder in der Regierung sehen. Foto: Aharon Krohn/Flash90

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