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Ausgrabungen in Gaza enthüllen reiches archäologisches Erbe

GAZA, 27.06.2022 (NH) – Die jüngste militärische Auseinandersetzung zwischen Israel und dem islamistischen Gazastreifen im Mai letzten Jahres hinterließen in dem palästinensischen Küstenstreifen eine Spur der Zerstörung. Ägypten unterstützt den Wiederaufbau mit einer Bauinitiative im Wert von 500 Millionen Dollar, umgerechnet fast 473 Millionen Euro. Im Zuge dieses Baubooms arbeitet eine Truppe von Bulldozern in der Nähe von Jabaliya, einer nördlich gelegenen Stadt in Gaza. Bei den groß angelegten Ausgrabungen für die Fundamentlegung neuer Hochhäuser stieß einer der wachsamen Bauarbeiter auf eine spannende Entdeckung.

Archäologischer Fund statt Terrortunnel

Achmed, der es vorzieht, seinen vollen Namen nicht zu nennen, bemerkte ein besonderes Steinfragment, das aus dem sandigen Boden ragte. Zunächst nahm der Arbeiter an, es handele sich um einen Terrortunnel der Hamas, doch auf den zweiten Blick erkannte der junge Mann, dass es sich bei seiner Entdeckung um einen wertvollen Fund handelte. Achmed stoppte die Arbeiten auf der Baustelle sofort, setzte die ägyptischen Vorarbeiter in Kenntnis und informierte die örtlichen Behörden.

Allen Involvierten war schnell klar, dass sie ungewollt ein Jahrtausend altes archäologisches Erbe freigelegt hatten. Um die Bedeutung der Fragmente einzuschätzen, rief die Altertumsbehörde in Gaza die französische Nichtregierungsorganisation “Premier Urgence Internationale” zu Hilfe. Ebenfalls involviert wurde die internationale französisch-christliche Schule in Jerusalem. Die beiden Institutionen grenzten das Gebiet ab und starteten mit den Auswertungen der spannenden Entdeckung.

Die atemberaubenden archäologischen Schätze, die auf der Baustelle freigelegt wurden, gehören allem Anschein nach einer 2.000 Jahre alten römischen Nekropole. Die ersten Ausgrabungen ermöglichten eine Identifizierung von fast 40 Gräbern aus der Römerzeit. Demnach muss die Grabstätte im ersten und zweiten Jahrhundert nach Christi erbaut worden sein. Die Expertenteams schätzen, dass sich weitere 40 bis 60 Gräber im sandigen Boden von Gaza verbergen.

Großartige Geschichte auf beiden Seiten

Rene Elter, Leiter des französischen Archäologenteams, berichtet, die Ruhestätten seien mit mehrfarbigen Gemälden geschmückt. Die teuern Verzierungen stellen Kronen, Lorbeerblätter und verschiedene Tongefäße dar.

Bei dem spektakulären Fund handelt es sich nicht um den ersten archäologischen Schatz. Im vergangenen April stieß ein palästinensischer Bauer bei der Umgrabung seines Ackers auf einen antiken Steinkopf. Bei der Entdeckung im Süden Gaza handelt es sich um eine 4.500 Jahre alte Abbildung der kanaanitischen Göttin Anat aus der Bronzezeit. Tatsächlich ist das Gebiet unter Gaza eine riesige archäologische Fundstätte. Überreste aus verschiedenen Äras wie Paläste, Kirchen, Gräber und andere rituelle Kultstätte gibt es nicht nur auf israelischem Boden – großartige Entdeckungen sind auf beiden Seiten zu finden. Archäologische Ausgrabungen und Artefakte verstecken sich daher auch im Boden des Gazastreifens. Wiederkehrende Kriege und der Bau unterirdischer Terrortunnel im Kampf gegen Israel haben viele dieser altertümlichen Schätze zerstört.

Titelbild: Die Ausgrabungen an der archäologischen Stätte des Klosters Saint Hilarion in Deir al-Balah, im zentralen Gazastreifen. Damals wurden die Ausgrabungen und Restaurierungen von der französischen Regierung finanziert. Foto: Wissam Nassar/Flash90

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