zurück zu Aktuelles

„Ohne Hamas als Regierungsmacht“ – Ägypten legt eigenen Alternativplan für den Wiederaufbau des Gazastreifens vor

JERUSALEM, 04.03.2025 (NH) – Der Plan von US-Präsident Donald Trump, den Gazastreifen in eine pulsierende Mittelmeer-Riviera zu verwandeln und die palästinensische Zivilbevölkerung in andere Länder umzusiedeln, hat in vielen arabischen Ländern heftige Kritik ausgelöst. Nun hat das benachbarte Ägypten einen Alternativplan formuliert, der arabische Staaten und weitere Gremien als eine vorübergehende Kontrollinstanz für die Enklave vorschlägt. Das berichtete die katarische Tageszeitung Al-Arabi Al-Jadeed am Montag. Gleichzeitig veröffentlichte auch die internationale Nachrichtenagentur Reuters neue Details aus dem ägyptischen Exposé. Die dramatische Frage, wer Gaza nach dem Ende des Krieges tatsächlich regieren wird, bleibt jedoch unbeantwortet. Die Terrororganisation hat bisher jede Andeutung zurückgewiesen, dass andere Länder in naher Zukunft die Kontrolle über den Küstenstreifen übernehmen werden. Ägyptens Vision für Gaza soll auf dem heutigen Gipfel der Arabischen Liga vorgestellt werden.

Kairo legt eigenen Plan für Wiederaufbau vor

Nach dem ägyptischen Entwurf für den „Tag danach“ soll eine Sonderkommission die Hamas-Kontrolle für eine unbestimmte Übergangszeit ablösen. Das Gremium wäre nicht nur für Regierungsangelegenheiten zuständig, sondern auch für den Beginn des Wiederaufbaus und der humanitären Hilfe. Neben arabischen und muslimischen Ländern sollen auch die USA, Großbritannien und Mitgliedsstaaten der Europäischen Union in der Gaza-Übergangskommission vertreten sein.

Zwar geht der Plan nicht auf die Frage ein, wer beispielsweise den Wiederaufbau der zerstörten Enklave finanzieren wird, doch sollen die Golfstaaten und die arabischen Länder in der Anfangsphase mindestens 20 Milliarden Dollar in den Neuaufbau investieren. Private Unternehmen sollen mit der Beseitigung von Kriegsschutt und Blindgängern beauftragt werden. Die Kosten für den Räumungs-Auftakt werden nach ersten Schätzungen auf rund 5 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Die Hamas kann das Machtmonopol in Gaza nicht behalten – aber wer stürzt und entwaffnet das Terrorregime? Foto: Majdi Fathi/TPS-IL

Kein Wiederaufbau mit Hamas an der Macht

Aus dem Exposé geht klar hervor, dass es keine massive internationale Finanzierung für den Wiederaufbau des Gazastreifens geben wird, solange die Hamas an der Macht ist. Der Vorschlag geht jedoch nicht näher auf die Frage ein, wer das Terrorregime stürzen und demilitarisieren soll. Auch die komplexe Frage, wie das temporäre Regierungsgremium agieren soll, wenn die Terrororganisation sich weigert, ihre Waffen abzugeben, wird nicht im Detail behandelt. Die Thematik künftiger demokratischer Wahlen im Gazastreifen wird in der ägyptischen Lösung schlicht ausgeblendet. Unklar ist auch, ob Kairo den Plan vor oder nach einem Abkommen zur Beendigung des Krieges zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen umsetzen will.

Die ägyptische Regierung lehnt die von den USA initiierte Massenumsiedlung von Palästinensern in arabische Länder wie Ägypten und Jordanien strikt ab und bezeichnet den Trump-Plan als Sicherheitsbedrohung. Der hochrangige Hamas-Funktionär Sami Abu Zuhri hat inzwischen auf die Enthüllungen reagiert und deklariert: „Die Hamas weiß nichts von einem solchen Vorschlag Ägyptens und lehnt jeden Versuch ab, eine nicht-palästinensische Herrschaft im Gazastreifen durchzusetzen“.

Titelbild: Ein Palästinenser in Khan Yunis im südlichen Gazastreifen. Ägypten stellt heute einen Plan für den Wiederaufbau der Enklave vor. Foto: Abed Rahim Khatib/Flash90

Weitere News aus dem Heiligen Land