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Sderot – Eine Stadt trotzt dem Terror

SDEROT, 04.07.2022 (NH) – Sderot: Den meisten Menschen ist die Stadt als ultimative Zielscheibe der palästinensischen Terrororganisation Hamas bekannt. Mit einer Entfernung von nur 7 Kilometern zum Gazastreifen bleibt den Bewohnern bei einem Angriff 15 Sekunden Zeit, um sich in einen lebensrettenden Bunker zu begeben. Die südliche Stadt in der Negevwüste leidet seit über 20 Jahren unter ständigem Raketenbeschuss. Der Terror wurde zur Routine und führte bei den 31.000 Einwohnern der Stadt zu schweren Traumata. Doch das pastorale Städtchen trotzt dem Terror.

Die wohl beeindruckendste Stadt Israels

Trotz der schwierigen Sicherheitslage, in der die Bewohner in den letzten Jahrzehnten leben, versuchen die Sderotler, ihr Leben zu genießen. Grüne florierende Parkanlagen und moderne Neubauten zeichnen das Stadtbild von Sderot und verschaffen den Eindruck einer harmonischen und idyllischen Wüstenstadt. Die Stadtbewohner, die mehrheitlich unter posttraumatischen Belastungsstörungen leiden, versuchen weiterhin glücklich an der Grenze zum Gazastreifen zu leben.

Es kann sein, dass die große Solidarität unter den Stadtbewohnern der Schlüssel zum Überleben und Wachstum der Stadt darstellt. Tatsächlich haben Umfragen ergeben, dass mehr als 82 % der Menschen die Stadt nicht verlassen würden, auch wenn sie eine reale Aussicht hätten. Dem Terror ins Gesicht zu blicken und sich nicht entwurzeln zu lassen, bedarf sehr viel Mut. “Viele der Bewohner haben Fähigkeiten entdeckt, von denen sie nicht erwartet haben, dass sie damit gesegnet sind”, erklärt Sderots Bürgermeister Alon Davidi in einem Interview mit dem israelischen Nachrichtensender yNet.

Iron Dome gibt Schutzgefühl

Die ersten Raketen und Mörser fielen in der Stadt im Jahr 2001 und forderten seitdem jährlich Todesopfer. Seit die ersten Iron-Dome-Abwehrbatterien in der Stadt aufgestellt wurden, werden knapp 90 % der Luftangriffe auf Wohngebiete erfolgreich abgefangen. Vielen Bewohnern gab das technologische Raketenabwehrsystem eine Art Schutzgefühl zurück. Andere Sderotler werden bei jedem Raketenalarm von schrecklicher Angst heimgeholt.

Die langfristigen Angstzustände und Traumata sind gar mit posttraumatischen Ereignissen eines israelischen Offiziers zu vergleichen. Doch dabei kann bei den Bewohnern in Sderot nicht von vergangenen Traumata gesprochen werden – die Ereignisse dauern bis heute an. Hier kommt das “Roklen Resilience Center” ins Spiel.

Hochmodernes Zentrum zur Traumaverarbeitung

Sderot beheimatet nicht nur willensstarke Israelis, sondern auch ein hochmodernes Hilfszentrum, das sich auf Traumaverarbeitung spezialisiert hat. Insgesamt 50 Therapeuten und Psychologen kümmern sich um die Bewohner der Stadt. Jeder Stadtbewohner, der eine persönliche Behandlung benötigt, findet Hilfe im “Resilience Center”. Das Projekt wird von der israelischen Sozialversicherungsagentur und dem jüdischen Natinalfond KKL finanziert. Dabei stehen Erwachsenen zu Beginn 12 und Kindern 24 Beratungs- und Unterstützungssitzungen zur Verfügung. Ein großes Regierungsbudget macht die Behandlungen möglich.

Neben Heilung der seelischen Traumata ist das geistige und wirtschaftliche Wachstum der Stadt für die Lebensqualität der Bewohner entscheidend. Die 1994 gegründete “Hesder” Thora-Schule gilt immer noch als größte religiöse Institution im Land. Doch auch wirtschaftlich entwickelt sich Sderot ständig weiter. Eine Reihe von Hightech-Unternehmen haben sich in der tapferen Wüstenstadt niedergelassen. Dabei stehen neben massiven Steuervorteilen auch patriotische Beweggründe im Vordergrund. Ziel der Unternehmen ist es, nicht nur den Jugendlichen der Stadt eine Zukunft in der Gegend zu ermöglichen, sondern auch zugezogenen Familien Arbeitsplätze zu stellen. Tatsächlich wächst auch die Zivilbevölkerung der Stadt trotz aller Herausforderungen und der schweren Sicherheitslage stetig.

Es besteht kein Zweifel, dass Sderot eine der tapfersten und faszinierendsten Städte Israels ist.

Titelbild: Eine Rakete aus Gaza richtete Schaden an einem der Häuser in Sderot an. Trotz der schweren Situation stellen sich die Bewohner dem Terror. Foto von Flash90

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