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Revolutionär: König Mohammed VI. erkennt das Judentum als Teil der marokkanischen Nationalkultur an

JERUSALEM, 18.07.2022 (NH) – Mohammed VI. agiert nicht nur als Verfechter der Religionsfreiheit im Kreise seiner Untertanen und pflegt in seinem Land einen interreligiösen Kurs. Der König Marokkos setzt auf Dialoge zwischen den Religionen und Kulturen und wirkt so antisemitischen Strömungen entgegen. Nachdem sich selbst das Schulwesen in dem nordafrikanischen Land seit 2021 der Geschichte seiner jüdischen Mitbürger widmet und das erste jüdische Museum in einem arabischen Land eingeweiht wurde, folgt nun die nationale Anerkennung des jüdischen Erbes in der reichen Kultur des Landes.

Abraham-Abkommen ebnen gemeinsame Wege

So erkannte der marokkanische Königvergangene Woche in einer offiziellen Erklärung des königlichen Palastes die jüdische Gemeinde als wichtigen Bestandteil der Nationalkultur an und genehmigte in diesem Rahmen ihre Reorganisation innerhalb des Landes. Die Pläne wurden in einer Ministerratssitzung im königlichen Palast von Rabat erläutert. Der marokkanische Innenminister Abdelouafi Laftit schlug auf „königliche Anweisung“ vor, neue Vertretungsorgane für die jüdische Gemeinde zu bilden und betitelte die jüdische Tradition als „Bestandteil der reichen marokkanischen Kultur“. So sollen Gremien des Nationalrates der marokkanischen-jüdischen Gemeinde Beziehungen zu marokkanischen Juden weltweit pflegen und deren Erbe und Tradition fördern und schützen.

Israel und Marokko nahmen im Rahmen der Abraham-Abkommen im Jahr 2020 ihre diplomatischen Beziehungen wieder auf. Tatsächlich werden israelische Touristen jedoch bereits seit Jahrzehnten in Marokko mit offenen Armen empfangen.

2000 Jahre alte Geschichte

Die Geschichte der jüdischen Marokkaner reicht mehr als 2000 Jahre zurück. Mit der Zerstörung des zweiten Tempels in Jerusalem 70 n. Chr. und der Vertreibung der Juden aus Spanien 1492 wuchsen die jüdischen Gemeinden in Marokko stetig. Die meisten Juden ließen sich in Casablanca oder in Städten wie Marrakesch, Rabat oder Fes in der Nähe der königlichen Paläste nieder. Schätzungen zufolge sollen bis in die 50er-Jahre 270.000 Juden in Marokko gelebt haben und machten somit 10 % der Landesbevölkerung aus.

Mit der Staatsgründung Israels im Jahr 1948 folgten die ersten Auswanderungswellen ins Heilige Land. Statistiken zufolge haben mehr als eine halbe Million Israelis marokkanische Wurzeln und pflegen bis heute starke Verbindungen zu dem Land ihrer Väter. Heute wird die jüdische Gemeinde in Marokko auf 3.000 Menschen geschätzt – immer noch die größte in Nordafrika.

DNA des Friedens – ein Schlag für den Antisemitismus

Rabbiner Abraham Cooper, Direktor des Simon-Wiesenthal-Zentrums, freute sich über die Anerkennung des Judentums als Bestandteil der marokkanischen Kultur. „Wir hoffen, dass Araber und Muslime auf der ganzen Welt inspiriert werden und Marokkos Regierung folgen“, so Cooper.

Heute soll inmitten wachsender Beziehungen zwischen den beiden Staaten ein weiterer bedeutender Meilenstein gelegt werden: Israels Militärchef Aviv Kochavi besucht zum ersten Mal das nordafrikanische Land.

Titelbild: Blick auf das Atlasgebirge in Marokko – der königliche Palast setzt sich wie kein anderer für seine jüdischen Untertanen ein. Foto: Yossi Zamir / Flash90

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