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Ashkelon – Vielen Bewohnern fehlt es an Schutz bei Raketenangriffen

ASHKELON, 09.08.2022 (MH) – Die südliche Küstenstadt Ashkelon ist auch dieses Mal zum Hauptziel der Raketenangriffe aus Gaza geworden. In Ashkelon leben ungefähr 162.000 Israelis. Fast 40.000 von ihnen haben keinen Schutzraum oder eine lebensrettende öffentliche Notunterkunft in der Nähe ihres Wohnsitzes. Dabei begannen die massiven Raketenangriffe auf die Stadt bereits im Jahr 2008. Ashkelon wurde von mehr Raketen als jede andere israelische Stadt im Süden des Landes getroffen. Seit mehr als einem Jahrzehnt fordert die Zivilbevölkerung, der Bürgermeister der Stadt, Tomer Glam, und hochrangige Beamte des Heimatfrontkommandos eine Sicherheitsverbesserung der Stadt. Jedoch ohne Erfolg. Öffentliche, lebensrettende Luftschutzbunker und sogenannte private Schutzzimmer sind rar.

Kein ausreichender Schutz für jeden vierten Bewohner

Bereits im Jahr 1951 wurde in Israel ein Zivilschutzgesetz verabschiedet, das vorschreibt, in Mehrfamilienhäusern Luftschutzbunker zu errichten. Doch vor Ort sieht die Situation anders aus. Die Nachrüstung erweist sich als teuer und kompliziert.

Bunkerzimmer, gesicherte Treppenhäuser, unterirdische Schutzbunker in Mehrfamilienhäusern oder öffentliche Luftschutzeinrichtungen bieten vielen Israelis Schutz vor den Raketensalven aus Gaza. Doch viele Bewohner Ashkelons beklagen, keinen Zugang zu einer dieser lebensrettenden Schutzeinrichtungen zu haben.

Mit nur 30 Sekunden bis zum Einschlag einer Rakete zogen so während der jüngsten Militäroffensive viele Familien in die Schutzräume von örtlichen Tierheimen. Auf Schaumstoffmatratzen versuchen die Familien, die nervenzerreißenden Tage in den Bunkern zu überbrücken. Bei den Schutzsuchenden handelt es sich um Bewohner der finanziell benachteiligten Viertel namens Afridar, Neot Ashkelon oder Shimshon. Die meisten von ihnen sind ältere Menschen, Neueinwanderer oder mittellose Familien. In weniger als einer Minute die Wohnung zu verlassen, tiefergelegte Stockwerke zu erreichen oder gar die sogenannte „Migunit“ (ein mobiler Mini-Bunker) am Ende der Straße aufzusuchen, ist gerade für Senioren und Familien mit kleinen Kindern unmöglich.

Keine Budget für Ashkelons Zivilbevölkerung

Im Jahr 2016 zog die damalige Netanjahu-Regierung erstmals ihre Konsequenzen. Ein neues Projekt sollte den Grenzgemeinden um Gaza besseren Schutz vor Raketenangriffen bieten. Die Kibbuze und Dörfer in einem Anstand von sieben Kilometern zur Gazagrenze sollten Sicherheitsräume innerhalb ihrer Wohnungen erhalten. Ashkelon liegt jedoch 8.5 Kilometer von der Nordgrenze des Gazastreifens entfernt. Die Stadt wurde nicht Teil des lebensrettenden Projekts. Anträge an die israelische Regierung wurden aus finanziellen Gründen mehrfach abgelehnt. 2018 sei ein weiterer Plan zum Schutz der Zivilbevölkerung genehmigt worden. Nach Aussagen des Bürgermeisterbüros in Ashkelon wurden die Versprechen einer staatlichen Finanzierung von Schutzeinrichtungen jedoch nie umgesetzt. Auch auf eine Zuweisung von 320 Millionen Schekel, etwa 94 Millionen Euro, zum Bau von Schutzmöglichkeiten in der Shimshon-Nachbarschaft, wartet die Stadt bis heute.

Selbst der traurige Tod zweier älterer Frauen während der Operation „Hüter der Mauern“ im vergangenen Jahr änderte nichts am Kurs der israelischen Regierung. Damals wurden die beiden Seniorinnen bei einem Raketeneinschlag getötet, viele weitere wurden verletzt.

Ashkelons Bürgermeister Tomer Glam wandte sich nach den jüngsten Kämpfen ein weiteres Mal an das Büro von Premierminister Yair Lapid, um auf eine beschleunigte Finanzierung und eine sofortige Lösung zu drängen. Ob die Regierung dieses Mal dem Drängen Glams nachkommt und die 162.000 Bewohner Asheklons schützt, wird sich zeigen.

Titelbild: Die Bewohner Ashkelons haben bei Luftalarm nur 30 Sekunden Zeit, um sich in Sicherheit zu bringen. Viele Israelis leben deshalb während Militäroffensiven in öffentlichen Luftschutzbunkern. Fehlt es an solchen öffentlichen Schutzeinrichtungen, müssen selbst Schutzzimmer in Tierheimen bezogen werden. Foto: Gili Yaari / Flash90

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